Ehrenamt: „... weil es erfüllend ist“
Judith Lohmann arbeitet ehrenamtlich mit Hauptschülern und sucht Verstärkung.
Krefeld. Eigentlich hat sich Judith Lohmann schon immer ehrenamtlich engagiert. "In der Kirche war ich in der Jugendarbeit tätig", sagt sie. Seit 2006 ist sie nun im Krefelder Freiwilligenzentrum aktiv. Warum? "Weil es Kontakte bringt, weil es erfüllend ist, viel Spaß macht, weil es flexibel ist und man auch mit eingeschränkter Zeit etwas Sinnvolles machen kann", sagt Lohmann.
Die 38-Jährige betreut das Projekt "Begleitservice für gehbehinderte Senioren durch den Zoo". Dabei führen Freiwillige der Hauptschule Inrather Straße Bewohner aus Altenheimen durch den Krefelder Zoo. Vor jedem Gehege halten die Jugendlichen einen kleinen Vortrag. Lohmann ist für die Rekrutierung der Schüler zuständig, betreut sie zudem bei den Schulungen im Hansa-Haus zum Umgang mit Senioren sowie bei der Einführung im Zoo.
Natürlich ist sie auch jeden Montag von März bis Oktober dabei, wenn die zehn bis 20 Hauptschüler mit den Senioren durch den Zoo gehen. "Etwa vier Stunden die Woche wende ich für mein Ehrenamt auf", sagt Loh- mann. Sie ist vor drei Monaten zum zweiten Mal Mutter geworden. Sohn Julius war seit Start des Projektes im Jahr 2007 immer mit dabei. "Doch mit zwei Kindern wird das jetzt ein bisschen schwieriger", sagt sie.
Deswegen sucht das Freiwilligenzentrum nun auch einen weiteren Ehrenamtler, der Lohmann bei dem Projekt unterstützt.
Doch das ist nicht die einzige vakante Stelle, die die Vermittler von ehrenamtlichen Tätigkeiten besetzen wollen. Bei rund 200 Krefelder Organisationen, die Helfer für gut 400 Aufgaben suchen, gibt es immer etwas zu tun. 2009, im bisher erfolgreichsten Jahr des Freiwilligenzentrums seit seiner Gründung im Jahr 2002, gab es etwa 240 Ehrenamtler. "Trotz der Probleme Anfang dieses Jahres sind wir jetzt wieder auf dem Niveau des Vorjahres", sagt Helmut May vom Freiwilligenzentrum.
Rückblick: Nachdem die Diakonie sich aus der Krefelder Einrichtung zurückgezogen hatte, drohte ihr das Aus. Die verbliebenen Träger Caritas und der Katholische Verein für soziale Dienste in Krefeld (SKM) konnten die nötigen 120.000 Euro Kosten nicht alleine aufbringen. Schließlich sicherte im Frühjahr die Stadt 60.000 Euro zu. Seit 1. Juli ist sie damit die Hauptträgerin der Einrichtung. Das Zentrum hat seine Kosten auf 75.000 Euro gesenkt.
Die Arbeit der Vermittler und Freiwilligen kann weitergehen und damit die Suche nach neuen Ehrenamtlern. Wie zum Beispiel nach jemandem, der Judith Lohmann unterstützt. "Gut wäre jemand, der sich mit der besonderen Situation der Hauptschüler auskennt", sagt sie. Denn: "Diese Kinder haben oft einen schwierigen sozialen Hintergrund, der zu vielfältigen Problemen führt."
Gerade deswegen ist das Projekt wichtig. Denn es ermöglicht nicht nur Senioren einen schönen, informativen Nachmittag im Zoo. Für die ehrenamtlich arbeitenden Hauptschüler bringt die Teilnahme ebenfalls viele positive Aspekte. "Die Kinder empfinden sich häufig als benachteiligt und haben kein besonders ausgeprägtes Selbstbewusstsein", sagt Lohmann. In dem Projekt können sie dieses stärken, sie lernen sich zu präsentieren, indem sie die Vorträge an den Gehegen halten, außerdem bekommen sie - meist zum ersten Mal in ihrem Leben - Anerkennung.
Von "Null Bock" kann bei den Hauptschülern nicht die Rede sein. "Sie sind sehr zuverlässig und gehen bei jedem Wind und Wetter in den Zoo, weil sie wissen, dass dort jemand auf sie wartet", sagt Lohmann. Somit kann sich die Teilnahme an dem Projekt auch positiv auf die Bewerbung bei späteren Arbeitgebern auswirken. Lohmann: "Es ist schön zu sehen, wie die Kinder im Laufe der Zeit aufblühen. Mir macht es Freude, mit diesen Kindern zu arbeiten, weil sie Hilfe besonders nötig haben."