Kunst und Kultur Vom Betriebswirt zum Kulturfreund

Cracau · Marcel Ferrand betätigt sich unter anderem als Maler und Schriftsteller. Er ist frisch nach Krefeld-Cracau gezogen.

Marcel Ferrand wohnt und arbeitet an der Goethestraße. 

Foto: Bischof/Andreas Bischof

Cracau. Die Wogen schlagen hoch. Die Wellenkämme tragen helle Schaumkronen. Sonnenlicht spiegelt sich im Wasser. Goldstaub überzieht das Bild im oberen Rand und lässt das Wasser glitzern. „Windstärke zwölf am Wendepunkt“ hat Marcel Ferrand sein eindrucksvolles, dreidimensionales Werk betitelt. Das Bild hängt in seinem Wohnbereich. Der Künstler, der auch schreibt, hat seinen Lebens- und Arbeitsraum vor einem halben Jahr nach Krefeld Cracau verlegt. Bevor er nach Krefeld kam, hat er unter anderem 17 Jahre in der Eifel gewohnt. Als er eine neue Bleibe suchte, wurde er in Krefeld fündig. Nun wohnt er wenige Meter von seinem langjährigen Lektoren-Team Angelika und Christoph Schürmann entfernt.

„Ich wollte etwas Neues erfinden, eine neue Technik. Nicht kopieren, nicht nachmalen. Das ist gelungen. Jetzt weiß jeder Betrachter: Das ist ein Ferrand“, sagt er und lächelt. Es gilt der Leitspruch: „Schaffen Sie etwas Neues und Ihr Leben wird sich radikal verändern.“

Er arbeitete einst
für Chemie-Konzerne

Ferrand malt mit Öl auf Aluminium. Dabei handele es sich keineswegs um Küchenfolie, betont der 62-Jährige. Der Werkstoff hat gerade die Stärke, dass sie noch mit der Hand falt- und formbar ist. Im beschriebenen Bild hat Ferrand 14 verschiedene Blautöne verarbeitet. „Bei den Ölfarben handelt es sich ausschließlich um ,Old Holland Oilcolors` aus Driebergen in Holland“, berichtet er. „Sie gehören zu den wertvollsten Ölfarben und wurden schon von alten, holländischen Meistern wie Vermeer, van Gogh oder Mondrian verwendet.“

Diese Qualität zahle sich aus, berichtet er weiter. „Denn durch diese außergewöhnlichen Farben, zusätzlich zu den Falten des Aluminiums sowie der bewusst eingesetzten Pigmentierung, wirkt jedes Exponat je nach Lichtverhältnissen – wenn der Sonnenschein darüber geht oder es im Kerzenlicht schimmert – anders, besitzt einen anderen Charakter.“ Ein halbes Jahr hat er für diese Arbeit benötigt.

Zwar hat Ferrand schon in jungen Jahren Modezeichnungen gefertigt, doch: „Ein Lagerfeld wäre ich nie geworden“, sagt er. Sein Künstlerberuf – ohne die Mode – begann erst 1992 mit der Annahme des Pseudonyms Marcel Ferrand, um mit dem Hauptberuf nicht in Kollision zu geraten. Er war als Betriebswirt im Management internationaler Chemie-Konzerne erfolgreich tätig. „Ich wollte ein Leben mit Kunst und Kultur und habe den neuen Schritt gewagt. Kunst ist für mich eine Frage der Emotion.“

In seinem Atelier hat
er auch ein Tonstudio

Neben dem Atelier befindet sich auch das Tonstudio für Hörfunkproduktionen im Haus. Gerade hat das Multitalent eine CD herausgebracht unter dem Titel: „Stell` dir vor, es gäbe einen Ort – eine Reise in die Welt der Lyrik.“ Ferrand hat seine Gedanken niedergeschrieben und liest sie zur leisen untermalenden Musik des Gitarristen Peter Griggs. „Die Macht der Worte“ ist das erste von sechs Stücken überschrieben. Ferrand liest ruhig, bedächtig, aber nicht minder eindringlich, um Maximales auszudrücken, teils provozierend – was er gerne zugibt – und teilt seine Überlegungen dem Zuhörer und einem imaginären „Du“ mit.

Überhaupt ist ihm das Gegenüber wichtig. Die Besucher seiner „Soiréen“, seiner Veranstaltungen, werden mitgenommen, sogar einbezogen, auf eine Reise in die Arbeit, das Tun des Künstlers, auf eine Weise, dass sie ihn verstehen. Ferrand liest ganz anders als er redet. Im Gespräch fließen die Gedanken nur so aus ihm heraus. Sie finden ihre Schleuse im Thriller „Frank Rembrandt – Die Kunst, in Echtzeit zu sterben.“ Ein weiterer Aspekt unter des Künstlers Überschrift „Ein Leben mit Kunst“.

Es ist der Beginn einer Thriller-Trilogie. Zu lesen ist Frank Rembrandts erster Fall. Der Weinkenner, Raucher und Liebhaber guten Jazz` erlebt ein Attentat. Während er acht Monate im Koma liegt, wird seine Frau getötet. Das Titelbild zeigt sein Werk „Weißer Stein bei Mondlicht“, von 2005. In Öl auf Aluminium mit Stein, Sand und Holz.

Der zweite Teil der Trilogie wird im Januar erscheinen und trägt die Überschrift: „Frank Rembrandt – Dossier Sagittarius A“. Sagittarius A ist ein aktiver Galaxienkern im Mittelpunkt der Milchstraße. Ferrand setzt sich hier mit der Zeit vor dem Urknall und seiner Auswirkungen auseinander. Und um das künstlerische Schaffen zu vervollständigen, wird er im nächsten Jahr ein selbstgeschriebenes Theaterstück in der Fabrik Heeder inszenieren, heißt es.