Vor Gericht: Raubüberfall auf vermeintlichen Drogendealer

Krefeld. Nur einer der drei Angeklagten, Bilal Ö., hat vor dem Gericht geredet: "Ich hab die Waffe auf ihn gerichtet und Orhan hat ihm alles abgenommen. Simon stand nur doof daneben." Wegen gemeinschaftlichen Raubüberfalls müssen sich die 19 und 20 Jahre alten Männer, die sich vor der großen Strafkammer des Krefelder Landgericht verantworten.


So so ganz wollte die Richterin nicht glauben, dass der mitangeklagten Simon Z. am Überfall auf einen 23-jährigen Radfahrer so unbeteiltig war. Immerhin soll er derjenige gewesen sein, der seine Freunde in einem Internetchat gefragt hatte, "ob sie bei einer Aktion dabei sein wollten".

Auch Bilal Ö. räumte dann ein, dass der Tipp, es handele sich bei ihrem späteren Opfer um einen Drogendealer, tatsächlich von seinem Freund Simon Z. gekommen war. Der jedoch schwieg ebenso wie der mitangeklagte Orhan K. zu den Vorwürfen.

Weil die drei aber dennoch glaubten, dass der Fahrradfahrer S. rund 100 Gramm Marihuana bei sich hatte, sollen sie sich dazu entschieden haben, ihm aufzulauern, ihn "abzuziehen" und die Drogen selbst weiter zu verkaufen.

Laut Anklage sollen sie sich ihrem Opfer dann in den Weg gestellt, es mit einer Waffe bedroht und ihm dann seine Geldbörse mit rund 180 Euro Bargeld und sein Handy abgenommen haben. Drogen allerdings fanden sie bei ihm nicht.

Das Opfer S. gab als Zeuge vor Gericht an, dass er nichts mit Drogen zu tun habe. "Ich war geschockt von der Waffe, habe aber in der Dunkelheit keine Gesichter unter den Kapuzen erkannt", so der Auszubildende. "Dass es sich dabei um eine ungeladene Schreckschusspistole handelte, konnte ich ja nicht wissen."

Er erklärte außerdem, dass er an dem Abend keinesfalls von einem Dealer, sondern vielmehr von seiner Tante gekommen sei. Zu ihr sei er auch nach dem Überfall zurückgefahren und hätte von dort aus die Polizei alarmiert. Ob dem wirklich so ist und ob die Angeklagten ihr Opfer schlichtweg verwechselt hatten, wird wohl die weitere Beweisaufnahme klären.

Und als Bilal Ö. die Gelegenheit nutzte und sich an den 23-Jährigen wandte: "Ich hoffe, Du verzeihst mir", entgegnete der: "Ihr habt da richtig Scheiße gebaut, was anderes kann ich dazu nicht sagen." Der Prozess wird fortgesetzt.