Vorstand wird verkleinert
Der Stahldorfer Bürgerverein leidet unter fehlendem Nachwuchs. Noch gibt es 300 Mitglieder.
Stahldorf. Der Bürgerverein Stahldorf kämpft um eine neue Struktur und um Mitglieder. Dreiviertel der deutschen Bewohner seien im Bürgerverein, „das Gros älter als 70 Jahre“, sagt Marion Linder, die erste Vorsitzende. „Es gibt einfach nicht mehr so viele Familien, die man gewinnen kann.“ Denn Stahldorf ist multikulti — und organisiert: Die Russen bleiben eher unter sich, die Griechen haben Kirche und Gemeindehaus als Treffpunkt, die Türken ihre Moschee als Zentrum des Gemeindelebens.
Rund 300 Mitglieder hat der Bürgerverein Stahldorf. „Wir sind gar kein kleiner Verein, aber wir haben Probleme, die Vorstandsposten zu besetzen.“ Daraus will der geschäftsführende Vorstand Konsequenzen ziehen. Bei einer Mitgliederversammlung im Herbst stehen Wahlen an, wobei auch eine neue Struktur des Vorstands geschaffen werden soll. „14 Stellen bekommen wir einfach nicht mehr besetzt“, sagen Linder und Schriftführerin Carola Ponzelar-Reuters.
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Stellvertreterposten sollen gestrichen, die Zahl der Beisitzer von fünf auf zwei reduziert und Aufgaben verändert werden. Bisher treibt beispielsweise jedes Vorstandsmitglied den Jahresbeitrag von acht (Einzelmitglieder) beziehungsweise zwölf Euro (Familien) in seinem Bezirk ein, sozusagen mit Klingelbeutel, von Haustür zu Haustür gehend. „Der Zeitaufwand ist vielen zu hoch“, sagt Linder.
Die Veränderungen in Stahldorf machen den Bürgerverein in ihren Augen noch wichtiger. Viele Ladenlokale stehen leer, es gibt kein Lebensmittelgeschäft, kein Eiscafé, keine Kneipe, und selbst der Friseur ist nicht zu halten. Nur ein Burgerladen hat neu eröffnet. „Die Leute treffen sich nicht mehr im Laden oder beim Einkauf“, sagt Linder. „Das ist ganz, ganz schlecht.“ Umso wichtiger sei ein Bürgerverein für den Zusammenhalt. Auch die Feste werden nicht mehr gefeiert.
2012 gab es zum 100-jährigen Bestehen das letzte große Kinderfest, 2010 das letzte Sommerfest, und für die Seniorenfahrten fehlten die Begleiter, weil viele der engagierten Mitglieder berufstätig sind. „Sobald klar ist, wie es im Vorstand weitergeht, werden wir auch wieder die beliebten Fahrten anbieten.“ Gefährdet ist auch der St.-Martins-Zug.
„Wir wissen noch nicht, welche Sicherheitsauflagen wir erfüllen müssen und ob wir das leisten können“, sagen Linder und Ponzelar-Reuters. „Durch solche Zustände kippt unser ganzes Brauchtum“, klagt Marion Linder. Der Herbst im Stahldorf wird spannend. Einen Termin für die Mitgliederversammlung gibt es noch nicht, aber Marion Linder und Carola Ponzelar-Reuters glauben, dass der Bürgerverein Stahldorf 1912 eine Zukunft hat. „Wir sind optimistisch, dass wir die Umstrukturierung und den Neuanfang schaffen.“
Was sich der Bürgerverein für Stahldorf wünscht? „Die Stadt sollte mit den Immobilienfirmen Kontakt aufnehmen und sich engagieren, damit sich mehr Geschäfte ansiedeln und die Einkaufsmöglichkeiten verbessert werden.“