Familienfreundliche Unternehmen „Wann man arbeitet, ist fast egal“

In der Steuerkanzlei Hahlen, Nellessen & Jansen können Mitarbeiter ihre Arbeitszeiten flexibel gestalten. Dafür gab es nun einen Preis.

Dirk Joostberends (l.), Marie-Luise Sillekens und Bernd Hahlen arbeiten bei Hahlen, Nellessen & Jansen zusammen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Betritt man die Büroräume der Steuerkanzlei Hahlen, Nellessen & Jansen an der Uerdinger Straße, so fällt der Blick als erstes auf die gläserne Statue auf dem Empfangstresen. „Familienfreundlichstes Unternehmen in Krefeld 2019 – Kategorie Kleinunternehmen“ steht darauf.  Der prominente Platz zeugt von einigem Stolz auf die Auszeichnung. „Auf jeden Fall“, sagt Bernd Hahlen, Partner der Kanzlei und letzter der ursprünglichen Namensgeber.

Durch Zufall habe man an dem Wettbewerb des Netzwerks Wirtschaft & Familie teilgenommen. Dass man dann auch gleich gewonnen hat, habe ihn schon überrascht. „Was bei uns als familienfreundlich gilt, haben wir ja nicht erst dieses Jahr erfunden“, sagt Hahlen. Familienfreundlichkeit sei für kleine Unternehmen vielmehr ein wichtiger Baustein, um Mitarbeiter zu halten.

Und das gelänge der Kanzlei sehr gut. „Unsere älteste Mitarbeiterin geht kommendes Jahr mit 67 Jahren in Rente“, so Hahlen. Sie habe „schon immer“ in der Kanzlei gearbeitet, habe zwischenzeitlich zwei Kinder bekommen und diese auch schon mal mit ins Büro gebracht.

Heute könne man mit Engpässen in der Betreuung – ganz gleich ob es um den Nachwuchs oder pflegebedürftige Angehörige geht – sogar noch flexibler umgehen: „Heute ist es auch fast egal, wann man arbeitet“, sagt Hahlens Kollegin Marie-Luise Sillekens. „Wenn das Kind Magenschmerzen hat, dann muss man eben nach Hause und kann vielleicht abends noch was tun. Dann nimmt man sich die Unterlagen eben auf dem Stick mit.“ Ausgenutzt werde diese Flexibilität sicher nicht. „Wenn einer gar nicht mehr kommt, würde das schon auffallen“, sagt Sillekens schmunzelnd.

Auch Dirk Joostberends, der erst seit 2016 bei Hahlen, Nellessen & Jansen arbeitet, in Kürze aber Partner werden soll, hat gute Erfahrungen mit der familienfreundlichen Einstellung in seinem Unternehmen gemacht. „Kurz nach dem Bewerbungsgespräch habe ich erfahren, dass ich in Kürze Vater werden würde“, erinnert er sich. Er habe mit offenen Karten gespielt und sei auf viel Verständnis gestoßen. „Man sagte mir, eine Auszeit sei kein Problem, und wenn ich mal nach Hause müsse, dann sei das eben so.“ Dieses Verständnis für die private Situation habe ihm auch im Job sehr geholfen. „Man ist beruhigter im Kopf, wenn man den Rücken frei hat“, sagt Joostberends.

Auch finanzielle Zuwendungen, beispielsweise bei der Kinderbetreuung oder bei Fortbildungen, spielen in der Unterstützung der rund 30 Mitarbeiter eine wichtige Rolle: Fortbildungen werden bezahlt, Mitarbeiter zur Vorbereitung auf Prüfungen freigestellt. „Wir haben einer Mitarbeiterin auch schon mal ein Training finanziert, um ihre Prüfungsangst zu überwinden“, sagt Bernd Hahlen. „Das braucht nicht jeder, das muss man sich eben individuell anschauen.“

Anschauen will sich die Kanzlei in diesem Jahr auf jeden Fall auch noch Leipzig: Beim gemeinsamen Betriebsausflug soll dann vor allem noch einmal das soziale Miteinander gestärkt werden.