Analyse Was für und was gegen einen Wirtschaftsdezernenten spricht

Krefeld · Analyse Verschiedene Seiten fordern, dass im Rathaus eine neue Stelle geschaffen werden soll. Andere Kommunen haben das längst getan und treten in Konkurrenz zu Krefeld auf.

Der Chempark in Uerdingen ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt Krefeld.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Wie sieht die Grundidee aus? Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und die Industrie-Vereinigung Krefeld-Uerdingen und Rheinhafen haben am Mittwoch an Oberbürgermeister Frank Meyer geschrieben. Sie schlagen vor, die Position eines Dezernenten für Wirtschaft und Digitales zu schaffen. Sie oder er solle „als Anlaufstelle auf die Belange der Unternehmen eingehen und die Zusammenarbeit der einzelnen Ämter koordinieren“.

Meyer kündigte am Donnerstag an, die Dezernate neu zuschneiden zu wollen und dabei den Vorschlag einzubeziehen. „Das deckt sich in großen Teilen mit den Überlegungen der Fraktionsvorsitzenden Reuters (CDU) und Winzen (SPD), die mir gegenüber erklärt haben, solche Veränderungen vornehmen zu wollen“, sagte Frank Meyer. Auch Grünen-OB-Kandidat Thorsten Hansen und FDP-Fraktionschef Joachim Heitmann unterstützen den Vorschlag von IHK und Industrie-Vereinigung.

Was spricht für die Idee? Wer auf die Internetseite der Stadt geht und sich die Dezernate und Fachbereiche anschaut, findet keinen Punkt „Wirtschaft“, also keinen unmittelbaren Ansprechpartner für das Thema. Das erscheint insofern als sub-optimal, als die mittelfristige Haushaltsplanung der Stadt wesentlich auf Einnahmen aus der Gewerbesteuer setzt und Krefeld mit einer Arbeitslosenquote von zehn Prozent kämpft. Für gute beziehungsweise höhere Steuereinnahmen sowie neue Arbeitsplätze braucht die Verwaltung einen Ansprechpartner, der weiß, ob die Rahmenbedingungen für die Unternehmen stimmen. Jemand, der sich sowohl darum kümmert, dass die hiesigen Unternehmen am Standort zufrieden sind und bleiben, als auch gut vernehmbar dafür wirbt, dass neue hinzukommen.

In dieser Hinsicht befindet sich Krefeld in einer heftigen Konkurrenz. Gegen die Landeshauptstadt ist es auf den ersten Blick schwierig, sich zu behaupten. Umgekehrt kann Krefeld von der sehr guten Infrastruktur Düsseldorfs profitieren, schließlich liegt die Stadt dem dortigen Flughafen sehr nah. Dafür muss es aber einen wirtschaftsfreundlichen Ruf haben, Themenfelder definieren, die es besonders machen, und besser sein als andere Kommunen. Krefelds Konkurrenten heißen Duisburg, Mönchengladbach oder Wuppertal. Duisburg hat im vergangenen Jahr einen Wirtschaftsdezernat geschaffen, Wuppertal möchte im kommenden Jahr Gleiches tun. Krefeld sollte deshalb ebenfalls mit einem Ökonomen, Kaufmann oder Juristen im Rathaus in diese Konkurrenz gehen.

Was spricht gegen die Idee? In der Stadt gibt es bereits die Krefelder Wirtschaftsförderung mit zwei Gesellschaften, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Krefeld (WFG) und der Grundstücksgesellschaft der Stadt Krefeld. Die beiden kümmern sich darum, das Unternehmen die passende Gewerbefläche oder -immobilie finden, (im Idealfall) vernünftiges Breitband erhalten und in puncto Familienfreundlichkeit unterstützt werden. Darüber hinaus hilft die WFG Existenzgründern und Unternehmern, die für Projekte Fördermittel beantragen möchten.

Das zweite Gegenargument bezieht sich auf das Rathaus: Ein neues Dezernat und mögliche neue Fachbereiche führen in der Regel dazu, dass der Verwaltungsapparat wächst – und das in Zeiten des demografisch bedingten Fachkräftemangels, in denen andere Stellen in der Verwaltung nicht oder nicht ausreichend besetzt sind.

Fazit Die Pro-Argumente überwiegen. Wirtschaft braucht ein Gesicht und einen Ansprechpartner im Krefelder Rathaus. Selbst wenn es zu Überschneidungen mit der Wirtschaftsförderung käme, wäre dies zu verschmerzen. Es würde im „schlimmsten“ Fall bedeuten, dass es doppelten Einsatz für die Krefelder Wirtschaft gibt.