Was Krefelds Bäumen schadet

Baumexperte informiert Politiker, welcher Standort für das Grün geeignet ist und welcher nicht.

Krefeld. Die Kernsaussage des Baumexperten ist am Ende ebenso klar wie simpel: Ein angemessener Standort und viel Wasser — dann geht es Bäumen gut, sagt Professor Rolf Kehr.

Launig und unterhaltsam referierte der Experte für Arboristik im Umweltausschuss am Donnerstagabend über heimische und exotische Bäume an mehr oder weniger geeigneten Standorten, zeigte Pilze und Parasiten — und vor allem, was sie anrichten können.

Der Grundtenor: Wirkung entfalten Schädlinge, wenn Bäume verletzt sind. Unfachmännischer Schnitt, falsche Standorte, zu hohe oder zu niedrige Temperaturen und vor allem Wassermangel schwäche die Pflanzen und mache sie anfällig. Äste würden brechen und könnten Menschen und Gegenstände gefährden, sagte Kehr. In solchen Fällen müsse die Stadt handeln. Was ein Problem sei: Manche Schäden in Baumkronen seien bei den üblichen Kontrollen kaum zu entdecken. Das fließt in die Richtlinien ein: Sie werden häufiger untersucht.

Schädlich für Stadtbäume könnten auch Mensch und Hund sein. Autos würden gern im Schatten von Bäumen abgestellt, Hunde verrichteten an Bäumen ihr Geschäft und manchmal auch der Mensch. „Massenveranstaltungen in Parks und viel Urin ist für die Wurzeln sehr ungünstig.“

Der Gingko sei ein toller Baum, doch die weibliche Pflanze stinke, der Eichenprozessionsspinner mache sich regelmäßig über die Kastanien her, der Buchsbaumzüsler fresse in milden Wintern lustig weiter und der asiatische Laubholzbockkäfer sei so gefährlich, dass um den Befall herum eine großflächige Pufferzone geschaffen werden müsse. „Das gibt politisch immer sehr viel Ärger“, sagt Kehr, „weil auch Bäume in privaten Gärten gefällt werden.“ Die Larven seien zwar lecker für Spechte, aber davon gebe es nicht genug. Mobilität und Welthandel führten dazu, dass immer wieder neue Pflanzen und Schädlinge eingeschleppt würden. Kehr: „Es gibt keinen Baum ohne Schädling.“ Was für die hiesige Region einschneidend wird: „In den nächsten zehn Jahren wird mindestens die Hälfte der Rosskastanien verschwinden“, sagt Kehr.

In den Kommunen gehe es nun darum, ein klares Konzept abgestimmt auf die Finanzsituation zu entwickeln: In der Risikostreuung liege die Weisheit, weg von „nur Ahorn und Linde“. Kehr: „Mehr Geld in den Standort zu stecken und dafür eventuell weniger Bäume zu pflanzen, lohnt sich.“ Grundsätzlich gelte: „Man muss einen Standort für einen Baum suchen, nicht einen Standort nehmen und gucken: Welcher Baum hält das aus?“