Wenn 100 Kunden auf ihre Pakete warten
Für den Paketboten Jürgen Schnatmeyer gibt es vor Weihnachten einiges zu tun. Mehr als 200 Pakete muss er jeden Tag zustellen.
Krefeld, 9.30 Uhr. Der Regen trommelt laut auf das Dach des gelben Lieferwagens. Der Boden des Sprödentalplatzes hat sich bereits in eine große schlammige Pfütze verwandelt. Auf Jürgen Schnatmeyers Brillengläsern sind Regentropfen verteilt. Der Paketbote wischt sie sich aus dem Blickfeld und greift nach dem nächsten Paket. 220 Sendungen für über 100 Kunden warten auf der Ladefläche seines Fahrzeuges auf ihre Auslieferung. Zwischen den grauen Standardpaketen verstecken sich auch viele Sendungen mit weihnachtlichen Inhalten. Sogar der ein oder andere künstliche Weihnachtsbaum findet auf diese Weise den Weg zu seinem neuen Besitzer.
Weihnachtszeit ist Päckchen-Zeit. Immer mehr Menschen sparen sich den Gang in die Innenstadt und bestellen ihre Geschenke online. Zusteller wie der 60-Jährige haben diese Tage deswegen viel zu tun. Bis zum 23. Dezember ist er dieses Jahr unterwegs. Schwere Pakete können bis zu 31,5 Kilo auf die Waage bringen. Doch das wie auch das schlechte Wetter können ihn nicht aufhalten: „Mit dem Regen habe ich kein Problem. Mittlerweile bin ich abgehärtet.“
Jürgen Schnatmeyer, DHL-Bote
Schnatmeyer ist mittlerweile seit neun Jahren Paketbote beim Zustelldienst DHL. Seit sechs Jahren ist er Stammzusteller im Bereich Innenstadt/Bockum. Vorher war er 17 Jahre bei den Stadtwerken als Straßenbahnfahrer unterwegs. Morgens startet er mit seinem Lieferwagen in der Zustellbasis neben dem Paketzentrum in Fichtenhain. Zu den Kunden in seinem Bezirk pflegt er eine gute Beziehung. Viele warten bereits an der Tür auf ihren Zusteller und das Paket. Im Sommer bekommt er oft ein Erfrischungsgetränk angeboten — für ihn eine nette Geste. Der tägliche Umgang mit den Menschen ist das Beste an seiner Arbeit: „Die Herzlichkeit von vielen Kunden, das Entgegenkommen und Verständnis motiviert mich jeden Tag aufs Neue.“
Jeder Bezirk hat seine Besonderheiten bei der Zustellung. So weiß Schnatmeyer zum Beispiel genau, bei welchem Nachbarn er bei Abwesenheit des eigentlichen Empfängers ein Paket abgeben kann und wo nicht- negative Erfahrungen hat er bislang nicht gemacht. Weil er selbst einen Hund hat, weiß Schnatmeyer auch, wie er mit Vierbeinern umgehen muss: „Viele Hunde hören das Lieferfahrzeug schon von weitem und bellen.“ Der Angstschweiß bricht ihm hier aber nicht aus.
Zur Paketzustellung bei der DHL ist Schnatmeyer durch einen Schnuppertag gekommen: „Ich war auf der Suche nach Arbeit und habe mir einen Probetag angeschaut. Der Tag hat mir Spaß gemacht und man hat mich mit offenen Armen empfangen. Seitdem bin ich als Zusteller unterwegs.“
Er ist froh, wenn die stressige Zeit vorbei ist: „Nach Weihnachten kann ich keine Pakete mehr sehen.“ Doch er bleibt nicht verschont: Retouren und eingelöste Gutscheine sorgen für viel Betrieb bis in den Februar hinein. Schnatmeyer nimmt es gelassen.