Metallindustrie hadert mit Digitalisierung

Debatte bei der Versammlung der IG Metall vor 130 Delegierten. WZ-Redaktionsleiter moderiert die Veranstaltung.

Delegiertenversammlungen der IG Metall sind muntere Veranstaltungen. Die Metaller gehen weder zum Lachen in den Keller, schon gar nicht würden sie jemals ihre Meinung dorthin mitnehmen. So ist es wenig überraschend, dass das Thema „Arbeit und Wirtschaft 4.0“ eine sehr kontroverse Debatte provoziert. Erst Recht, wenn mit Gemo-Chef Detlev Moritz ein Krefelder Unternehmer auf dem Podium steht, der vornehmlich im Ausland produzieren lässt. Oder Wirtschaftsförderer Eckard Preen, der sowas wie standortverantwortlich ist in Krefeld. Ralf Siewert, Betriebsratsvorsitzender bei Siempelkamp, hat es deshalb etwas leichter in der Runde, die WZ-Redaktionsleiter Michael Passon moderiert.

Foto: Dirk Jochmann

Siewert ist skeptisch. „Nach dem Beginn der Industrialisierung folgte als 2.0 die Akkordarbeit am Fließband, als 3.0 dann die Automatisierung durch Computer, und jetzt geht es um die Digitalisierung und um die Vernetzung.“ Es sei noch ein langer Weg bis zur Industrie 4.0. Er spricht nicht nur die fehlenden Fachkräfte an, sondern wünscht sich erst einmal von den Betrieben, für eine nachhaltige Qualifizierung der Mitarbeiter zu sorgen: „Die müssen verstehen, um was es überhaupt geht.“ Dabei sei natürlich der wirtschaftliche Aspekt wichtig, aber ferner die Frage, wo und mit wem die verschiedensten Computer-Systeme aufgebaut und eingesetzt würden: „Dies sollte bei uns und nicht in China oder anderswo stehen.“

Apropos China. Dort ist nur ein Außen-Standort des Automobil-Zulieferers Gemo. Das inhabergeführte Familienunternehmen aus Krefeld wird von Detlev Moritz geführt, beschäftigt weltweit 735 Mitarbeiter, davon 85 in Krefeld. Er spricht von der Herausforderung, seine versierten Metallbauer mit Experten aus der digitalen Welt zusammenzubringen.

Kritik kommt von IG Metall-Vorstand Thomas Dittmann (Siempelkamp, Gießerei). Ihn würden die verschiedenen Statements nicht viel weiter bringen. Und an die Adresse von Moritz: „Es wäre toll, wenn Sie sich für die moderne Infrastruktur in den hiesigen Betrieben und nicht in auswärtigen Standorten einsetzen würden.“ Dittmann macht beim Thema Ausbildung Wirtschaftsförderer Preen folgenden Vorschlag: „Setzen Sie doch als ihr Ziel einmal eine Quote in den Betrieben fest und handeln sie danach.“

Auch Preen beklagt den Fachkräftemangel und belegt dies mit den Ergebnissen einer Befragung, an der sich rund 350 Betriebe beteiligt haben. Nahezu 70 Prozent finden kein geeignetes Personal. „Nicht nur bei den Ingenieuren, sondern unter anderem auch bei den Handwerksgesellen.“

Das passt zu den Ausführungen von Karl-Heinz Reidenbach (Vize-Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf), der eine bessere Entlohnung des Handwerks fordert und den maroden Zustand mancher Ausbildungs-Werkstätte moniert.

Moderator Passon fordert: „Macht mit dieser Diskussion weiter, holt euch die Politik mit ins Boot und lasst es dann gehörig krachen. Bei der Delegiertenversammlung werden noch einige „Oscars“ für ein besonderes Engagement von der Geschäftsführung übergeben, so an THK, Presswerk Krefeld, Siemens sowie an die Ehrenamtler Hanne Schaap und Peter Altmann.