Werkkunstschule: Tatort ist die Hausfassade
Architekten der Wohnstätte arbeiten mit dem Laser-Scanning-Verfahren — wie Archäologen und die Kriminalpolizei.
Krefeld. Mit 80 Kubikmetern Beton und drei Tonnen Stahl ist die Fassade der Werkkunstschule (WKS) an der Neuen Linner Straße inzwischen abgesichert. Wie mehrfach berichtet, soll hinter der historischen Fassade der neue Sitz der Wohnstätte entstehen.
Nach dem Abriss der Werkkunstschule soll mittels eines Architektenwettbewerbs entschieden werden, welche Planung schließlich umgesetzt wird. Teilnehmen wird auch das Architekturbüro Behnisch, das bereits das benachbarte Behnisch-Haus geplant hatte. Mitte Januar soll der Wettbewerb abgeschlossen sein
Abgesichert ist die über 110 Jahre alte Fassade, hinter der einst die Handwerker- und Kunstgewerbeschule zu Crefeld beheimatet war, durch eine 3D-Laserscanning-Verfahren. Das Kempener Vermessungsbüro Kox und Mertens hat auf diese Weise in verblüffend kurzer Zeit sowohl die Fassade als auch die umgebenden Fahrbahnen und Gehwege dokumentiert. Das Verfahren erzeugt ein präzises, dreidimensionales Bild seiner Umgebung.
Dabei erzeugt der Scanner pro Sekunde bis zu einer Million Messpunkte. „Punktwolken“, so die Experten, entstehen dabei. Das je nach Ausstattung zwischen 35 000 und 90 000 Euro teure Gerät erledigt die millimetergenaue Vermessung der Fassade in etwa zwei Stunden. Nach herkömmlicher Methode der Foto-Dokumentation wären dafür mehrere Tage nötig.
Der Wohnstätten-Cheftechniker und Prokurist Dirk Leuchtenberger erklärt: „Diese Methode ist nicht nur deutlich genauer und kann in beliebige Software-Anwendungen importiert werden, sondern ist obendrein auch deutlich preiswerter als die herkömmlichen Verfahren.“ Architektin Nilüfer Nalbant sieht einen weiteren Vorteil: „Die Architekten können diese Daten auch für ihre Planungen zum neuen Gebäude verwenden.“
Bernd Mertens verweist darauf, dass 3D-Scanning auch in Bereichen der Archäologie oder in der Kriminalistik bei der Tatortsicherung Verwendung findet. Mit einer anderen Technik, die sich an die Google-Methode bei der optischen Erfassung ganzer Straßenzüge anlehnt, wird der Zustand der Straßen rund um die Baustelle dokumentiert. Dafür braucht der mobile 3D-Scanner nur rund eine halbe Stunde.
Mit diesen Daten sind spätere Differenzen zwischen Bauherrn und öffentlicher Hand über die Wiederherstellung von Straßen und Gehwegen so gut wie ausgeschlossen. Der Scanner weist jeden kleinen Schaden, jede Plattenunebenheit exakt nach. Weil das System dabei satellitengestützt arbeitet, wird auch der Zeitpunkt der Aufnahme festgeschrieben und eine spätere „Retusche“ ausgeschlossen.