Serie Wie der „Baum des Jahres“ den Wald in Krefeld für die Zukunft stärkt

Hülser Berg · Die WZ trifft Stadtförster Jens Poschmann zu einem Spaziergang durch das Hülser Bruch

Diese Weißtannen-Setzlinge sind ein Versuch von Stadtförster Jens Poschmann, den Nadelholz-Anteil im Krefelder Wald zu erhöhen. Viele Kiefern und Lärchen haben die Hitze-Perioden ebenso wenig vertragen wie die Fichten. Möglicherweise zeigt sich die Weißtanne robuster. Zunächst wird sie vor hungrigen Tieren durch Zäune geschützt.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Das Land Nordrhein-Westfalen hat im November vorgelegt, in Kürze zieht die Stadt Krefeld nach: Im Februar oder März wird der neue Waldzustandsbericht für Krefeld vorgestellt. Stadtförster Jens Poschmann wartet schon darauf, wenngleich er mit seinem 19-köpfigen Team, darunter vier Auszubildende, im Grunde weiß, wie es um die Gesundheit der rund 1200 Hektar Waldfläche in Krefeld steht.

„Wir haben gemerkt, dass im vergangenen Jahr und auch im Jahr davor schon eine leichte Verbesserung stattgefunden hat“, sagt der Förster beim gemeinsamen Spaziergang mit Hündin Luna im Hülser Bruch. Grund dafür seien die stärkeren Regenfälle. Dennoch habe man an den Kronen – ein wichtiger Indikator für die Gesundheit eines Baumes – erkennen können, dass es bis zur vollständigen Erholung nach mehreren, eher trockenen Jahren noch Zeit braucht.

„Gerade die Buche hat erhebliche Trocken-Schäden erlitten“, erklärt Poschmann. Die Eiche habe dagegen große Probleme mit der sogenannten Eichenfraßgesellschaft, also blattfressenden Schmetterlingsarten, gehabt. „Die fressen vom Laubaustrieb im Mai bis in den Sommer die Eiche komplett kahl. Wenn das mehrere Jahre hintereinander ist, leidet der Baum darunter, weil er keine vernünftige Photosynthese mehr betreiben kann“, weiß Poschmann.

Zwar versuche die Eiche mit dem Johannestrieb, der zusätzlichen Blätterbildung im Juni, gegenzusteuern, doch seien diese Blätter nicht so vital wie die übrigen, bekämen häufig Mehltau und dadurch Probleme. Viel machen könne man da nicht, aber Poschmann und sein Team hoffen natürlich, dass sich der Bestand erholt.

Die Roteiche wird zur Wiederaufforstung genutzt

Erschwerend komme allerdings hinzu, dass viele Bäume ihre Feinwurzeln verloren haben. „Die sind dafür da, das Wasser und die Nährstoffe aus dem Boden zu holen“, erklärt Poschmann. „Wenn sie das nicht mehr können, ist irgendwann Feierabend.“

Rund 40 Baumarten gibt es in Krefeld. Laubholz ist mit rund 98 Prozent in der Mehrheit. Poschmann zählt auf: „Die Buche macht ein Viertel aus, ebenso die Eichenarten Stieleiche und Traumeiche.“ Darüber hinaus gebe es rund 40 verschiedene Arten, den größten Anteil daran hat mit knapp zehn Prozent noch die Roteiche, die „Baum des Jahres 2025“ ist und in Krefeld eine wichtige Rolle bei der Wiederaufforstung einnimmt.

Nicht zuletzt fiel die Wahl für den großen WZ-Pflanztag am 14. Februar auf genau diese Art. Denn die Erfahrungen aus den trockenen, heißen Jahren hätten gezeigt, dass die Roteiche mit den neuen klimatischen Bedingungen mit am besten klarkommt. Während andere Bäume erhebliche Schäden erlitten, gebe es bei der Roteiche nur wenige Ausfälle. Deshalb setze man bei der Wiederaufforstung auf diesen Baum – auch wenn manche Naturschützer kritisieren, dass er kein heimischer sei, sondern aus Amerika stamme.

Jürgen Pannenbecker, Pressesprecher beim Kommunalbetrieb Krefeld, der für den Wald zuständig ist, gibt aber zu bedenken: „Je vielfältiger ein Wald ist, desto besser ist er eigentlich.“ Poschmann pflichtet ihm bei: „Je größer die Mischung ist, desto besser kann man auf Krisen reagieren. Die Möglichkeit, dass es großflächige Schäden gibt, ist dann weitaus kleiner.“ Bis die kleinen Setzlinge aber soweit sind, dass sie den Krefelder Wald verstärken, braucht es einige Jahre. Wer aufmerksam im Hülser Bruch unterwegs ist, wird aber auch jetzt im Winter einige Emporkömmlinge sehen, die aus dem Boden ragen.

Noch stehen sie relativ dicht beieinander, doch das wird sich mit den Jahren, wenn der Kampf um den nächsten Platz zur Sonne richtig beginnt, ändern. „Die stärksten setzen sich durch“, beschreibt Poschmann.

Dennoch kommt der Förster nicht umhin, den einen oder anderen Setzling besonders zu schützen. „Die Pfanzen der Baumschule schmecken Rehen besonders gut. Da steckt noch Dünger drin, der zuckersüß ist“, sagt er. Aber auch der Hase knabbere gerne an den zarten Pflanzen, sodass sie manches Mal eingezäunt werden.

Insgesamt gebe es in Krefeld aber nur wenige Bereiche, in denen wirklich aufgeforstet wird. Denn die Natur sorge häufig selbst dafür, dass ausreichend Bäume nachkommen. Deutlich wird das vor allem im Sommer, wenn der Waldboden abseits der nutzbaren Wege vor lauter grüner Blätter nicht mehr zu sehen ist.