Bewegendes Schicksal Zuhause auf der Kinder-Intensivstation

Krefeld · Lara und Tim Leigraf sind Eltern von Extremfrühchen. Gemeinsam blicken sie positiv auf die ersten Monate mit ihren Zwillingen im Helios zurück.

Im Februar dieses Jahres konnten Lara und Tim Leigraf nach Monaten auf der Kinder-Intensivstation ihre Zwillinge Henri und Linus endlich mit nach Hause nehmen.

Foto: Helios Klinikum

Eigentlich schien die Schwangerschaft von Lara Leigraf ohne Komplikationen zu verlaufen. Bei den engmaschigen Kontrollen ihrer Gynäkologin gibt es keine Auffälligkeiten. Doch das ändert sich urplötzlich. Nach einem vorzeitigen Blasensprung kommen die Zwillinge Linus und Henri am 29. September per Not-Kaiserschnitt mit 730 und 870 Gramm auf die Welt. Vom Kreißsaal geht es für die Extremfrühchen direkt auf die Kinder-Intensivstation im Krefelder Helios-Klinkum. Ausgezählt waren die beiden erst für den 12. Januar. „Natürlich war das eine sehr angespannte Situation“, erinnert sich die Zwillingsmutter an die ersten Stunden nach der Geburt. „Aber mein Mann und ich waren froh, dass unsere Zwillinge lebten.“ Für die beiden stand fest, dass sie sich der neuen Aufgabe als Eltern unbedingt stellen wollen.

Lara und Tim Leigraf erwartet in den folgenden Tagen und Wochen eine Zeit mit Höhen und Tiefen. Vier Monate liegen Linus und Henri auf der Kinder-Intensivstation. Eine schlimme Diagnose folgt der nächsten. Nur drei Tage nach der Geburt muss bei Henrik eine komplizierte Darm-OP durchgeführt werden, bei Linus sorgen unter anderem eine Hirnblutung und eine Lungenentzündung für bange Stunden und Tage. „Extremfrühchen wie Linus und Henri können nicht selbstständig außerhalb des Mutterleibs überleben“, erklärt Oberärztin Beatrice Eberlein die Komplikationen. „Vor allem das Immunsystem, die Lunge, das Gehirn und der Magen-Darm-Trakt müssen noch reifen, um für das Leben bereit zu sein. Doch gleichzeitig muss der kleine Körper bereits funktionieren. Das bringt nicht selten Komplikationen wie Entzündungen oder Blutungen mit sich.“ Mit modernster Medizin und entwicklungsfördernder Pflege erhalten die Kleinsten der Kleinen auf der Kinder-Intensivstation maximale Unterstützung auf dem Weg ins Leben.

Mit der Zeit nehmen die beiden Frühchen zu, entwickeln sich gut

Linus und Henri sind kleine Kämpfer, geben nicht auf und auch die Eltern verlieren nie die Hoffnung. „In dieser schwierigen Zeit waren wir uns immer sicher, dass unsere Kinder hier bestmöglich aufgehoben sind“, sagt die 31-jährige Mutter. Mehrmals am Tag fahren die Eltern in die Klinik, um bei ihren Söhnen zu sein. Trotz Frühgeburt erhalten die Zwillinge von Beginn an Muttermilch, dazu pumpt Lara regelmäßig ab, eng begleitet von Stillberaterin Barbara Beudgen. „All meine Kraft und Zeit brauchten meine Söhne. Unsere Familien und Freunde haben wir wochenlang nicht gesehen. In dieser Zeit ist die Intensivstation zu unserem zu Hause geworden, in dem wir uns auch wirklich wohlgefühlt haben, so komisch sich das vielleicht anhören mag. Ich glaube, dass das unheimlich wichtig für uns als Familie war und uns als Eltern Kraft gegeben hat.“ Begleitet wurde das Elternpaar auch vom psychosozialen Dienst der Klinik.

Nach den schlechten Tagen, folgen gute: Das erste Kuscheln auf der Brust, die Zwillinge dürfen nebeneinander im Inkubator liegen, nehmen mit der Zeit an Gewicht zu. Für besondere Momente sorgt auch das Team der Kinder-Intensivstation: Als Überraschung für die Eltern werden Hand- und Fußabdrücke von Linus und Henri angefertigt, ein Tagebuch geführt, im Namen der Zwillinge kleine Liebesbriefe an die Eltern geschrieben und Fotos gemacht, wenn die Eltern mal nicht da sind. Mama Leigraf überrascht die Mitarbeitenden regelmäßig: Jeden Montag gibt es für das ganze Team Süßigkeiten, mal sind es Weckmänner, dann Schokolade oder süße Teilchen – das ist schnell zur liebgewonnenen Tradition auf der Station geworden. Aber nicht nur wegen der süßen Leckereien ist die Familie in Erinnerung geblieben: „Die Eltern von Linus und Henri waren immer mit so viel Liebe, Positivität und Stärke dabei, das war auch für uns im Team schön zu sehen“, so Kinderkrankenschwester Fabiane Birmes. Auch Weihnachten und Silvester verbringen Lara und ihr Mann auf der Kinder-Intensivstation, kuscheln mit ihren Söhnen ins neue Jahr.

Im Februar dieses Jahres ist es dann soweit: Henri darf mit inzwischen 3350 Gramm die Kinderklinik verlassen und mit seinen Eltern nach Hause fahren – wenige Tage später folgt Linus. Endlich ist die ganze Familie daheim angekommen. Stationsleitung Heike Heintges erinnert sich an den emotionalen Abschied von Familie Leigraf: „Wir haben uns mit einem lächelnden und einem weinenden Auge verabschiedet. Die Familie hat dem Team einen Stern geschenkt, der auf der Station einen besonderen Platz bekommen hat und uns immer an die Leigrafs, ihre Herzlichkeit und große Dankbarkeit erinnern wird.“ Inzwischen –  fast ein halbes Jahr später – haben sich die Zwillinge gut entwickelt, sind beide etwa acht Kilogramm schwer. Henri ist der Temperamentvolle, Linus eher der Ruhige, berichten die frohen Eltern.

(Red)