Verbrechen Wie Bürger der Polizei helfen

Krefeld. · Behörde dankt den Krefelder Zeugen, die Einbrüche schnell gemeldet haben.

Die Krefelder Polizei bedankte sich bei wachsamen Zeugen. Foto: Jochmann

Die Krefelder Polizei bedankte sich bei wachsamen Zeugen. Foto: Jochmann

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Jessica Brajdic hat es miterlebt. Wenn sie auch nicht direkt betroffen war, so war der Wohnungseinbruch, den sie beobachtete, ein einschneidendes Ereignis. Vor einem Jahr hörte die junge Frau Geräusche, als sie gerade auf den Balkon ihrer Wohnung gehen wollte, um eine Zigarette zu rauchen. Dort sah sie einen Mann, der in die Wohnung eines anderen Hausbewohners in der Hochparterre einzusteigen versuchte. Sein Komplize befand sich da schon in der Wohnung.

Brajdic hatte in diesen Momenten „einen Puls von 180“, wie sie sagt. Aufregung, Angst, ein ganz spezieller Moment, was tun? Die Krefelderin war soeben Zeugin eines Einbruchs geworden. Und in den Minuten danach wurde sie die Informationsquelle Nummer eins für die Leitstelle der Krefelder Polizei. Sie wählte den Notruf 110 und berichtete den Beamten live von den Geschehnissen, bis diese wenige Minuten später am Tatort eintrafen. Die Polizisten griffen zu. Zwei Festnahmen gab es, vor allem dank der Schilderungen Jessica Brajdics. Nun sagt sie: „Es war ein Riesenzufall. Ich freue mich, dass ich der Polizei helfen konnte. Das macht mich stolz.“

Zeuge Melissaridis: „Ich
musste sofort handeln“

So wie Brajdic haben auch andere Menschen in Krefeld reagiert. Auch sie haben miterlebt, wie in der Nachbarschaft eingebrochen wurde und griffen geistesgegenwärtig zum Telefon. So auch das Pärchen Britta Brockners und Takis Melissaridis, die Einbrecher im Inrath ertappten.

Melissaridis wollte bei einem Besuch seiner Eltern Luft schnappen gehen, als er lautes Scheppern und Klirren in einem Nachbarhaus vernahm. Das machte ihn misstrauisch. Er ging in der Dunkelheit gucken, hörte ein Rascheln im Gebüsch. „Mich beschlich ein mulmiges Gefühl. Ich musste sofort handeln.“ Seine Freundin Britta Brockners telefonierte daraufhin fast sieben Minuten mit der Polizei. Auch da lohnte sich die Mühe. Die Täter sitzen mittlerweile in U-Haft. „Die Nachbarn waren froh. Es waren ja auch sehr persönliche Gegenstände unter den gestohlenen dabei.“

Sie und andere Zeugen waren am Montag zu Gast im Polizeipräsidium am Nordwall. Das Treffen war auch ein Dankeschön der Sicherheitsbehörde an aufmerksame Bürger. Armin Helzer, Direktor der Gefahrenabwehr/Einsatz, sagte: „Wir wollen uns bei ihnen bedanken. Sie haben das Richtige getan, die Polizei angerufen.“ Helzer wies darauf hin, wie wichtig immer die schnelle Kontaktaufnahme sei. Bedenken, die Beamten für noch nicht geklärte Auffälligkeiten zu rufen, solle man nicht haben: „Wir fahren lieber zweimal zu viel, als einmal zu wenig raus“, so der Direktor.

Es wird nicht empfohlen, auf eigene Faust zu handeln

Im Durchschnitt brauche die Krefelder Polizei etwa drei Minuten nach Eingang des Notrufs bis zum Einsatzort, so erzählt es Armin Helzer und betont: „Wir sind damit die schnellste Polizei in Nordrhein-Westfalen.“ Sollte man sich einem Täter als Bürger in solchen Fällen in den Weg stellen, also auf eigene Gefahr hin handeln? Das empfiehlt Wolfgang Weidner, Leiter des Führungs- und Lagedienstes, nicht: „Man sollte die Leute lieber laufen lassen und die Polizei anrufen, nicht auf eigene Faust eingreifen.“ 44 000 Einsätze werden pro Jahr über die Leitstelle am Nordwall vergeben. Sechs Notrufe können gleichzeitig entgegengenommen werden.

Einbrecher zu jagen, das bleibt eine Kernaufgabe der Polizei. Robert Lax, Leiter der Kriminalpolizei, sagt: „Einen Einbrecher auf frischer Tat zu schnappen, ist das Salz in der Suppe für jeden Polizeibeamten, das absolute Highlight.“

Anders als die Polizei in Essen, gehen die Krefelder Beamten mit der Bekanntgabe von Einbrüchen und der Aufforderung an die Bürger, Auffälligkeiten zu melden, in die Offensive. Uwe Laußmann, stellvertretender Leiter der Ermittlungskommission Dämmerung, sagt: „Wir wollten das Bewusstsein aufrütteln. Wir waren nicht der Ansicht, dass wir damit Panik verbreiten. Das Mitteilungsverhalten der Menschen hat sich verbessert.“