Nachhaltigkeit im Fokus Grüner Stahl soll Auto-Industrie sauberer machen
Krefeld · Das finnische Unternehmen Outokumpu hat mit Thyssenkrupp und der Boysen-Gruppe einen Deal vereinbart, der schon bei der Produktion erhebliche CO2-Einsparungen bringen soll.
Grüner Stahl von Outokumpu soll in Zukunft dazu beitragen, die CO2-Emissionen in der Automobilbranche zu reduzieren. Der finnische Stahlhersteller, der an der Oberschlesienstraße 16 in Krefeld ein Werk betreibt, hat dazu eine Kooperationsvereinbarung mit Thyssenkrupp Materials Processing Europe, einem führenden Service Center für Stahl und Aluminium, und der Boysen-Gruppe, einem Hersteller von Premium-Abgassystemen, abgeschlossen (die WZ berichtete). Die Kooperation ermögliche es, den weltweit ersten, nahezu emissionsfreien Edelstahl in der Automobilindustrie einzuführen. Hierbei kommt die „Circle Green“-Produktlinie von Outokumpu zum Einsatz, die bislang in Finnland hergestellt und unter anderem in Krefeld weiterverarbeitet wird. Outokumpu will ab der zweiten Jahreshälfte größere Mengen von „Circle Green“ an die Industrie liefern.
Thyssenkrupp plant selbst Produktion von grünem Stahl
„Wie viele andere Branchen ist auch die Automobilbranche auf der Suche nach Möglichkeiten, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren, und wir können unseren Kunden und Partnern dabei helfen, Lösungen zu entwickeln, die die Klimabelastung verringern“, sagt Niklas Wass, Executive Vice President, Stainless Europe bei Outokumpu. Vor einem Jahr habe sein Unternehmen „Circle Green“ eingeführt und sei seither in unterschiedlichen Branchen auf großes Interesse mit dem Produkt gestoßen. „Durch die Bündelung der Stärken und des Fachwissens von Outokumpu, Thyssenkrupp und der Boysen-Gruppe stellt die Partnerschaft einen Meilenstein auf dem Weg zu einer emissionsarmen Automobilindustrie dar.“
Im Rahmen der Kooperation liefert Outokumpu das Material an Thyssenkrupp Materials Processing Europe, die Experten im Service Center übernehmen die Verarbeitung des Master-Coils zu Spaltbändern und die Lieferung an die Boysen-Gruppe. „Als unabhängiges Servicecenter sind Versorgung und Service rund um emissionsreduzierte Metallprodukte für unser Unternehmen zentrale Leistungen. Wir möchten unsere Kunden und Partner bei der Entwicklung von nachhaltigen Lösungen unterstützen“, sagt Marcus Wöhl, Geschäftsführer von Thyssenkrupp Materials Processing Europe. Durch den Einsatz von „Circle Green“-Edelstahl könne dies gelingen. Wöhl sieht im grünen Edelstahl und im Einsatz von CO2-reduziertem Material im Allgemeinen einen wichtigen Aspekt in der Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens.
Zuletzt hatte der Thyssenkrupp-Konzern selbst angekündigt, in Duisburg eine Anlage zur klimaschonenden Produktion von Stahl bauen zu wollen. Das Projekt „tkH2steel“ könne zur Dekarbonisierung der Industrie und zur Zukunftsfähigkeit des Industriestandorts Deutschland beitragen, hieß es zuletzt aus dem Bundeswirtschaftsministerium, das gemeinsam mit dem Land NRW den Bau der Anlage, die spätestens ab Ende 2027 mit Wasserstoff betrieben werden soll, mit bis zu zwei Milliarden Euro fördern. Die Gesamtkosten für den Bau liegen bei deutlich über zwei Milliarden Euro. Noch steht die Genehmigung der EU-Kommission für die Förderung aus.
NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur hatte in der vergangenen Woche bei einem Besuch von Thyssenkrupp auf die Bedeutung des Projekts hingewiesen: „Die klimaneutrale Transformation Thyssenkrupps ist die Grundlage für eine zukunftsfähige Beschäftigung zehntausender Arbeitnehmer.“ Dies gelte für Thyssenkrupp selbst als auch für Zulieferer und Betriebe der Metallverarbeitung in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus.
Zu letzterer Gruppe gehört die Boysen-Gruppe, die sich mit der Verarbeitung von „Circle Green“ für die Zukunft aufstellen will. „Für uns als Entwickler und Hersteller von Systemen und Komponenten, die in den Fahrzeugen unserer Kunden für eine entscheidende Reduzierung der Schadstoff- und Lärmemissionen sorgen, ist Umweltschutz ein wesentlicher Bestandteil unseres Geschäfts“, sagt der Geschäftsführer der Boysen-Gruppe. Er sei stolz, zwei strategische Partner gefunden zu haben, um das wichtige Thema der Nachhaltigkeit und CO2-Neutralität in der Lieferkette weiter voranzutreiben.