Neue Reihe Wird die Lindenstraße zum Experimentierfeld?
Krefeld · Beim ersten Stadtgespräch von Krieewel erleäwe geht es um die Belebung der Innenstadt
Wie kann die Krefelder Innenstadt attraktiver werden, wie kann sie wieder belebter werden? Dies sind nur zwei von vielen Fragen, denen sich das junge Kollektiv Krieewel erleäwe seit rund anderthalb Jahren widmet. Die es zum Teil mit eigenen Veranstaltungen wie den Spätmärkten an der Corneliusstraße und auf dem Platz der Wiedervereinigung im vergangenen Jahr beantwortet hat. Doch die inzwischen mehr als 20 Mitglieder des Kollektivs wollen mehr – und dabei vor allem die breite Krefelder Gesellschaft mitnehmen. Deshalb gab es am Freitagabend den Auftakt zur neuen Reihe „Stadtgespräche“ in der Mediothek.
Das Kollektiv um Jonas Eiker, Tim Hoppe und Yurika Heyer skizzierte zunächst, woran es in den vergangenen Monaten gearbeitet hat – zum Teil mit Menschen, die aus beruflichen Gründen oder aufgrund eines Studiums nicht mehr in Krefeld leben, der Stadt aber noch immer sehr verbunden sind. In drei Vorträgen erhielt das bunt gemischte Publikum in der Mediothek – vertreten waren beinahe alle Altersklassen – eine Vision von einem deutlich grüneren Krefeld. Als Beispiel wurde der Joseph-Beuys-Platz genannt, der sich durch seine Größe sehr gut als Aufenthaltsort eigne, durch seine überwiegend graue Gestaltung aber nicht sehr einladend sei. Mobiles Grün wie es schon häufiger in der Innenstadt zum Einsatz kommt, könne hier in Verbindung mit neuen Sitzmöglichkeiten eine Lösung sein. Aber auch das Kaiser-Wilhelm-Museum, das unmittelbar mit dem Platz in Verbindung steht, könne mehr zu einer Belebung des Platzes beitragen, regte Roman Lichtmann an, der sich an der TU Dortmund unter anderem mit Stadtplanung beschäftigt. Mehr Grün könnten aber auch andere Ecken in Krefeld gebrauchen, etwa der Neumarkt oder der Südwall.
Viele Politiker sind vor Ort, halten sich in der Diskussion aber zurück
Großen Handlungsbedarf machte Krieewel erleäwe exemplarisch an der Lindenstraße aus, die, so Hoppe, eine Einbahnstraße sei, die eigentlich nur als großer Parkplatz genutzt werde. Durch die enge Bebauung eigne sich die Straße für ein Experimentierfeld. Die Vorschläge: Weniger Autoverkehr, mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger und vor allem mehr Gastronomie mit neuen Konzepten. Die Lindenstraße als Gastromeile? Das könne gut funktionieren, glaubt das Kollektiv, doch brauche es für mutige Gründer auch Unterstützung. Hier könnten etablierte Gastronomen helfen, wenn sie ihre Erfahrungen weitergeben. Allerdings: Aus diversen Gesprächen habe man erfahren, dass sich auch die vorhandenen Gastronomen hin und wieder mehr Unterstützung, vor allem aber einen festen Ansprechpartner seitens der Stadt wünschen. Ein Gastro-Scout sozusagen, der sich nur um die Wirte kümmert. Darüber hinaus sei mehr Netzwerkarbeit gefragt.
Grün und Gastronomie – nur zwei Punkte, die auch in der anschließenden Diskussion mit dem Publikum aufgegriffen wurden. Interessant: Der erste Beitrag aus dem Publikum kam von Claudius Schmitz, Professor für Handel und Marketing an der Westfälischen Hochschule. Er lebt in Krefeld und lobte vor allem den Einsatz von Krieewel erleäwe, gab in Bezug auf neue Grünflächen aber den Tipp, sich Paten zu suchen, die sich um die Pflege kümmern, und nicht allein auf die Stadtverwaltung zu setzen. Ein Anwohner aus dem Südbezirk verwies auf bereits funktionierende Patenschaften von Garten- und Landschaftsbauern, die sich um die Gestaltung von Kreisverkehren kümmern. Und er empfahl, die Gastromeile nicht nur auf die Lindenstraße zu beschränken, sondern auch die Wallstraße einzubeziehen, die zum Anne-Frank-Platz führt und somit wiederum eine Verbindung zur Innenstadt schafft.
Auch Reiner Leendertz, Eigentümer des Mies-van-der-Rohe Business-Campus, lobte das Engagement von Krieewel erleäwe. Er betonte, dass man sich auf lange Sicht wohl davon verabschieden müsse, jeden Leerstand wieder mit Einzelhandel zu füllen. Wohnraum könne die Lösung sein. Dass der auch für die Studierenden der Hochschule Niederrhein dringend benötigt werde, machte ein Vertreter des Allgemeinen Studierendenausschusses deutlich. Viele Studierende würden gerne in Krefeld wohnen, fänden aber hier keinen geeigneten Wohnraum. Wäre dieser vorhanden, könnte davon auch die Innenstadt profitieren. Ein Punkt, den sicher auch die vielen Politiker der demokratischen Parteien in Krefeld, die zahlreich im Publikum vertreten waren, wahrgenommen haben. Sie hielten sich in der Diskussion jedoch zurück.