Ausbildungsaktion: Die Bratwurst des Konditors
Die Krefelder Agentur für Arbeit wirbt für das Ergreifen von Nischenberufen.
Krefeld. Als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan, lässt Peter Kaiser das Schweinehack gekonnt durch die Portionierungsmaschine in seine Finger gleiten. Im Rahmen des bundesweiten Tages des Ausbildungsplatzes hat es den CDU-Landtagsabgeordneten am Montag in die Metzgerei Hauser verschlagen, um während eines Kurzpraktikums das Handwerk des Fleischers kennen zu lernen.
"Ein Hauptanliegen des heutigen Tages ist es, den Jugendlichen die Augen dafür zu öffnen, dass es neben den Top-Ten-Berufen auch weitere interessante gibt", erklärt der Leiter der Krefelder Agentur für Arbeit, Peter Ewert, einen wichtigen Aspekt der Aktion. So zähle auch das Fleischerhandwerk zu den Ausbildungsberufen, die ein attraktives Angebot bereitstellen, von jungen Leuten jedoch viel zu wenig beachtet würden.
Auch die SPD-Landtagsabgeordnete Petra Schneppe hatte sich für Montag einen so genannten "Nischenberuf" ausgesucht. Im Verkaufsraum übt sich die Hausfrau als Lebensmittel-Fachverkäuferin und belegt einen Teller mit unterschiedlichen Wurstsorten. "Es ist ganz wichtig, dass Menschen, die sich für eine Ausbildung zur Fleischereifachverkäuferin entscheiden, wissen, dass es damit nicht zu Ende sein muss", sagt die 56-Jährige und ergänzt: "In den Schulen sollte heute mehr darüber informiert werden, welche Möglichkeiten die jeweiligen Berufe mit sich bringen."
"Es gibt heute viele Jugendliche, die sich nur ein bis zwei Berufe für ihr Arbeitsleben vorstellen können", bemängelt Ewert. "Dabei ist es aber sehr sinnvoll, auch mal über den Tellerrand hinaus zu blicken und sich über Nischenberufe zu informieren." Im Raum Krefeld und Umgebung stehen derzeit 16 Fleischerausbildungen zur Verfügung, bei insgesamt acht Bewerbern. Noch unausgewogener sieht das Verhältnis in der Gastronomiebranche aus, weiß Ewert. "Hier haben wir 35 Ausbildungsplätze und nur vier Bewerbungen."
"Um den Bewerbern eine Ausbildung zum Fleischer attraktiv zu machen, ist die Vergütung recht hoch", erklärt Martin Hauser, Inhaber der gleichnamigen Fleischerei. "Das Bruttogehalt beträgt in den drei Lehrjahren 480, 550 und 650 Euro."
Beim Finden eines Ausbildungsplatzes kommt es aber nicht nur auf die Einstellungen der Bewerber an, ist Peter Ewert der Meinung. "Auch das Elternhaus ist gefragt, wenn die Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz ansteht. Viele Eltern unterstützen ihre Kinder in dieser wichtigen Phase leider viel zu wenig."