Krefeld Commerzbank will in Lücken springen
Die Filialschließungen der Deutschen Bank bringen dem Mitbewerber beispielsweise am Bismarckplatz neue Kunden. Das ausgegebene Ziel heißt auch deshalb: weiter wachsen.
Krefeld. Die Commerzbank profitiert nach eigenen Angaben schon jetzt von der Entscheidung der Deutschen Bank, Filialen zu schließen. Die Deutsche Bank plant, bundesweit bis Ende 2017 rund 200 Geschäftsstellen und 400 Mitarbeiter abzubauen. In Krefeld ist davon die Filiale am Bismarckplatz betroffen, in Fischeln soll in Zukunft ohne Kasse gearbeitet werden. „Wir profitieren von einer solchen Entscheidung eines Mitbewerbers“, sagt Sascha Luig, Direktor der Commerzbank-Niederlassung an der Rheinstraße.
Ganz konkret heißt das beispielsweise für Angela Lupa, die seit 1. Juni Leiterin der Commerzbank-Filiale am Bismarckplatz ist, dass sie mit ihren vier Mitarbeiterinnen „die Chance nutzen will“, die sich durch die geplante Schließung der wenige Meter entfernten Deutschen Bank ergibt. „Wir wollen wachsen und unseren Standort dort sichern“, kündigt die 35-Jährige an. Schon jetzt sei ein Zulauf zu bemerken.
„Die Menschen wollen eine Anlaufstelle vor Ort“, sagt Luig. Fußläufig sei innerhalb von einem Radius von einem Kilometer vom Bismarckplatz aus kein Geldinstitut mehr, ergänzt Lupa, die nach ihrer Ausbildung bei der Dresdner Bank Stationen in der Betreuung von Privatkunden in Düsseldorf und Mönchengladbach durchlief — in diese Zeit fällt die Fusion von Dresdner und Commerzbank — und zuletzt in Niederkrüchten auch stellvertretende Filialleiterin war, bevor sie am Bismarckplatz als Leiterin Caroline Winterink ablöste, die nach Goch gewechselt ist.
Verteilt auf ihren und die beiden weiteren Standorte an der Rheinstraße und in Uerdingen betreut die Commerzbank in Krefeld rund 35 000 Privat- und Geschäftskunden plus „große Firmenkunden“, wie Luig betont, der den Marktanteil in der Seidenstadt auf 15 Prozent schätzt. Beim Umsatz habe man das Vorjahresniveau gehalten und könne schon im Herbst sagen, dass die Ergebnisse bei den Konsumkrediten verdoppelt worden seien. Und das Ziel für ganz Krefeld sei weiteres Wachstum. „Während die Banken in Deutschland in schwerem Fahrwasser sind, gibt es von unserer Seite in Krefeld erfreuliche Nachrichten mit einem ganz klaren Standortbekenntnis“, sagt Matthias Kretschmer, Pressereferent für die Commerzbank-Region.
Die Strategie sei, „in der Fläche zu bleiben und das Filialnetz zu halten“. Gleichzeitig investiere der Konzern in die Digitalisierung, also die Möglichkeiten der digitalen Kontoeröffnung oder die App, mit der sich beispielsweise der Kontostand vom Smartphone aus schnell checken lasse. Die Kunden wollten beides: von der Couch aus einen Kleinkredit beantragen und bekommen und für andere Geschäfte einen Berater in ihrer Filiale ansprechen können.
Im Juli neu eingeführt worden ist das sogenannte Commerzbank Wealth Management. 16 Mitarbeiter, davon vier an der Rheinstraße, der Rest in Mönchengladbach, kümmern sich um die „besonders vermögenden Kunden, die sich intensiv mit Wertpapiergeschäften beschäftigen“, wie es Luig formuliert. Vermögend heißt in diesem Fall, dass sie mehr als 250 000 Euro in Einlagen beziehungsweise Anlagen bei der Commerzbank haben. Die Chance zum Wachstum in diesem Segment sieht er „im absoluten Potenzial, das Krefeld als immer noch mittelständische Stadt mit großer Unternehmerschaft hat“. Bundesweit habe die zweitgrößte Großbank Deutschlands die Zahl der Wealth Management Center von 60 auf 120 erhöht.