Hafen: Güterzüge aus Schweden fahren bis in den Hafen
Der Transport von Trailern per Bahn zwischen Malmö und Krefeld entlastet die Straßen bald um 150 Lastkraftwagen pro Tag.
Krefeld. Im Krefelder Hafen laufen nicht nur Binnenschiffe ein, sondern seit einigen Monaten auch 650 Meter lange Güterzüge aus dem schwedischen Malmö - je einer pro Tag an sechs Tagen in der Woche. "Die 18 Waggons pro Zug sind mit 36 mit Waren gefüllten Trailern beladen, werden von einer Lkw-Zugmaschine am Container-Terminal abgeholt und zum Bestimmungsort gefahren", berichtet Dirk Blohsfeld. "Dieses Pilotprojekt ist so erfolgreich, dass ab Oktober bereits neun Züge pro Woche und ab dem nächsten Jahr sogar zwei Züge pro Tag auf den Schienen rollen sollen", so der Terminal-Manager. Das Geschäft wurde möglich, nachdem seit zwei Jahren die Öresund-Brücke Schweden mit Dänemark zwischen Malmö und Kopenhagen verbindet, die neben der Auto- auch eine Bahntrasse besitzt.
Betreiber der Züge ist die schwedische Bahngesellschaft Green Cargo, die mit ihrem deutschen Pendant die gemeinsame DB Schenker Rail Scandinavia gegründet hat. Die Züge werden in Flensburg von der Deutschen Bahn übernommen und im Güterbahnhof Linn an die KCT übergeben, weil die Elektro-Lok nur bis dorthin fahren kann. Das kurze Reststück übernimmt eine Diesellok der Hafengesellschaft, die die Waggons mit den Sattelaufliegern zur Abfertigung zum Container-Terminal schiebt.
"Das Bahnprojekt rechnet sich für die Speditionen, weil sie volle Trailer abholen, in 80 Prozent aller Fälle gleich wieder volle mitbringen und so weitgehend ohne Leerfahrten auskommen", sagt Blohsfeld. Ein Riesenvorteil sei vor allem, dass die 1800 Kilometer lange Strecke per Bahn im Nonstop-Verkehr in rund 16Stunden zurückgelegt werden kann, während Lkw-Fahrer nach neun Fahrtstunden eine mindestens achtstündige Pause einlegen müssen.
"Damit holen wir schon jetzt über 70 Lkw pro Tag von der Straße und mit der geplanten Verdoppelung der Züge ab dem nächsten Jahr sogar 150", freut sich Bernd Jäniche über die Verkehrsentlastung. "Das spart dann täglich 270000 Straßenkilometer." Zum Vergleich: Ein Binnenschiff entlastet den Straßenverkehr um 250 Lkws täglich.
Der KCT-Niederlassungsleiter verweist aber auch auf ein Problem, das auf die Stadt verstärkt zukommt. "So wünschenswert es ist, den Langstreckenverkehr von der Straße auf die Schiene zu bekommen, so steigt doch der Verkehr auf den Nahbereichsstrecken."
Hier müsse in die Infrastruktur des Hafens samt seinen Straßen, Autoanbindungen, Gleisanlagen und der Drehbrücke in punkto Zustand und Kapazität dringend investiert werden, sind sich Blohsfeld und Jäniche einig. Die Umgehung über die Bataverstraße bedeute einen Umweg mit unnötiger Umweltbelastung, die neuen Kreisverkehre seien für große Lkws nicht konzipiert, die Baustellenampel Ecke Düsseldorfer/Hentrichstraße eine Notlösung auf Dauer, die einzige Auffahrt zur Autobahn über die Düsseldorfer Straße sei ein Ampel-Nadelöhr - und das bei einer eigentlich idealen Nähe zur B288 und A57.
Die Konjunktur zieht an Von der Konjunkturflaute, die mitten in den Hafen- und Terminalausbau fiel, erhole sich das Geschäft spürbar, so die Manager, auch wenn es noch lange nicht auf dem ursprünglich geplanten Niveau sei.
Der aktuelle Umschlag von Binnenschiffen, Bahn und Lkws betrage monatlich 4500 Ladeeinheiten wie Container, Tanks und Trailer, davon 3000 Container. Der Hauptkonkurrent sei im Übrigen nicht etwa der Duisburger Hafen, sondern die zu preiswerten Lkw-Fahrten zwischen Krefeld und Rotterdam und die zu geringe Flexibilität der Handelsgesellschaften. "Es könnten viel mehr Güter kostengünstiger per Schiff transportiert werden."