Interview: „WFG muss mehr Präsenz zeigen“

Eckart Preen ist der neue Chef der Wirtschaftsförderung Krefeld.

Krefeld. Herr Preen, Sie sind seit wenigen Tagen im neuen Job. Und doch haben Sie sicher schon einiges zu berichten. Wie haben Sie die ersten zwei Wochen genutzt?

Eckart Preen: Ich habe ausführliche Gespräche mit meinen Mitarbeitern geführt, genauso wie mit vielen Kunden, um erst einmal ein Gespür dafür zu bekommen, was in der letzten Zeit so geschehen ist. Einige Besuche bei Krefelder Unternehmen habe ich bisher absolviert, rund zwei Dutzend weitere sind für die nächsten Wochen bereits terminiert. Doch nicht nur das Besuchsprogramm geht weiter, sondern auch meine Aktenrecherche: Ich muss mich in viele Dinge einlesen, denn die Zukunft kann man nur aus solidem Wissen um die Vergangenheit gestalten.

Welche Eindrücke haben Sie dabei gewinnen können?

Preen: Ich bin auf ein motiviertes Team getroffen, das sich auf einen Neustart mit mir freut. Bezüglich der ansässigen Unternehmen: Wir müssen den Kontakt intensivieren und für die Gespräche konkrete Anknüpfungspunkte finden.

Es hat eine lange Vakanz in der Krefelder WFG-Führung gegeben. Haben Sie in Ihren bisherigen Gesprächen gespürt, dass sich auch die Unternehmer auf einen Neustart mit Ihnen freuen?

Preen: Der Wunsch nach Intensivierung der Kommunikation wurde geäußert. Kommunikation ist ohnehin das Schlüsselwort auf allen Ebenen - ob bei Firmenbesuchen oder in Form von WFG-Veranstaltungen. Da ich aber sicher nicht in allen 15 000 Unternehmen Krefelds persönlich vorbei schauen kann, plane ich, sie unter anderem mit Informationen über einen E-mail-Newsletter zu versorgen. Die WFG muss künftig mehr Präsenz zeigen. In Dinslaken und zuvor in Mönchengladbach habe ich verschiedene Veranstaltungsreihen ins Leben gerufen: ein Unternehmer-Frühstück sowie regelmäßige Existenzgründer- und Jungunternehmer-Stammtische, branchenspezifische Veranstaltungen. So etwas könnte ich mir für Krefeld auch vorstellen. Kommunikationsplattformen zu schaffen ist ja auch eine Form von Kommunikation. Außerdem hatte ich die Aktion "Kreativer Einzelhandel" initiiert mit Schwerpunkten wie Schaufenstergestaltung oder Kundenorientierung.

Der Einzelhandel liegt Ihnen persönlich am Herzen.

Preen: Ja, denn ich habe bisher sowohl die Wirtschaftsförderung als auch das Stadtmarketing geleitet. Die beiden Bereiche haben ohnehin enge Berührungspunkte. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir uns in Krefeld gut ergänzen werden in diesen beiden Bereichen. Die Innenstadtentwicklung ist prägend für einen Standort. Das Image einer Stadt beeinflusst Unternehmerentscheidungen stark. Außerdem halte ich ein so genanntes Kompetenzfeld-Management für wichtig - über den lokalen Ansatz hinaus. Hierzu empfiehlt für Krefeld - entgegen dem bisherigen Ansatz Gesundheitswesen - eine im Auftrag der WFG erstellte Studie der Hochschule Niederrhein die Konzentration auf die Leitbranchen der chemischen, metallischen und textilen Werkstoffe, die Logistik sowie Produktionsorientierte Dienstleistungen. Hier müssen greifbare Ansätze abgeleitet werden. Die sollten vor allem regional aufgezogen werden angesichts der Ziel-II-Förderung durch das Land.

Welche Anreize wollen Sie für Neuansiedlungen schaffen?

Preen: Durch die verkehrsgünstige Lage hat Krefeld große Chancen, Unternehmen anzulocken. Und vielleicht auch Unternehmen, die heute noch östlich von Krefeld liegen, dazu zu bringen, sich umzuorientieren. Fluitronics etwa wird von Düsseldorf nach Krefeld ziehen. Die Karte des relativen Preisvorteils muss man in diese Richtung offensiver ausspielen. Auf der anderen Seite sehen wir uns natürlich im Wettbewerb mit niedrigeren Grundstückspreisen einiger kleinerer Nachbarkommunen konfrontiert. Da müssen wir dann auf die Standortqualiäten der Großstadt setzen.

Zum Beispiel?

Preen: Nicht zuletzt auf die so genannten weichen Standortfaktoren: Lebensqualität, Bildung und Familienfreundlichkeit. Angesichts eines sich abzeichnenden Fachkräftemangels werden sich Unternehmen zukünftig noch kritischer zeigen in Bezug auf diese Aspekte der Standortwahl. Außerdem wird die von den Unternehmen getragene Infrastruktur enorm wichtig, Betriebskindergärten etwa oder berufsbegleitende Weiterbildung. Dies sind letztlich weitere Handlungsfelder der WFG, der die Sensibilisierung für diese Themen sowie die Moderation zukommt, um Standortqualitäten zu sichern. Es gibt nun einmal keinen allgemeingültigen Maßnahmenplan. Als WFG muss man hier ein Gespür entwickeln, sozusagen einen ganzheitlichen Ansatz befolgen. Den Blick nur auf die Gewerbegebiete zu richten, greift zu kurz. Obwohl dies auch branchenspezifisch ist. Je nach Alter der Angestellten, deren Lebenssituation und Erwartungen an eine Stadt, werden sich Unternehmen von anderen Standortfaktoren leiten lassen.

Wie halten Sie es denn mit der Pflege derer, die bereits in Krefeld ansässig sind?

Preen: Bestandspflege heißt für mich, viel Präsenz zu zeigen, um den Firmen zu signalisieren: Wir sind Euer Partner. Über elektronische Medien möchte ich mehr Interaktion schaffen und dadurch letztlich auch die Barriere senken, direkt mit uns in Kontakt zu treten, bei Förderprogrammen etwa. Außerdem kann über unser Service-Center-Wirtschaft ein enger Draht entstehen.

Was kann und soll diese Einrichtung eigentlich genau leisten?

Preen: Es ist eine gemeinsame Einrichtung der Stadt, der SWK und der WFG, die hier eine koordinierende Funktion übernimmt. Anfragen der Unternehmen laufen bei uns auf, wir leiten sie weiter an die Bauverwaltung oder andere Ämter bzw. beantworten sie direkt selbst. Erste Anrufe sind schon eingetroffen, aber dies wird sich hoffentlich noch intensiver gestalten.

Eine solche Arbeitsteilung wird sicher eine interne Anpassung mit sich bringen. Welche WFG-Struktur macht Sinn?

Preen: Zu Strukturfragen möchte ich mich derzeit nicht äußern, weil Fragen der internen Organisation natürlich auch zunächst intern besprochen werden.

Woran werden Sie als Wirtschaftsförderer hauptsächlich gemessen?

Preen: Klassisch natürlich am Erfolg der Gewerbeansiedlung und an neu geschaffenen Arbeitsplätzen. Doch auch eine Krisen- und Fördermittelberatung weist eine gute WFG aus, weil man damit Unternehmen und Arbeitsplätze am Standort sichern kann.

In dieser Woche war der Hafen ein großes Thema. Wie sehen Sie die Situation?

Person: Eckart Preen ist 40 Jahre alt und gebürtiger Braunschweiger. Er ist verheiratet, lebt mit seiner Frau in Uerdingen.

Ausbildung: Nach der Lehre zum Bankkaufmann hat Preen Geschichte, Politikwissenschaft und Italienisch studiert, im Fernstudium Marketing und Internationale BWL.

Berufliche Stationen: Zuletzt war Preen oberster Mann der Wirtschaftsförderung Dinslaken. Zuvor war er in der Mönchengladbacher Wirtschaftsförderung vier Jahre im Bereich Firmenbetreuung und Standortmarketing tätig.