Junges Design: „Energie und Mode“ auf dem Laufsteg
30 Studenten und Jungdesigner dürfen ihre Entwürfe für die Straßenmodenschau umsetzen. Das Thema: Aufruhr der Systeme.
Krefeld. Jeans, deren Design individuell im Backofen eingebrannt wird, oder die Schaumburger-Tracht, die mit Gothic Style aus der Vergangenheit in die Zukunft katapulitiert wird. Das ist das modische Resultat, wenn die Stadtwerke Krefeld (SWK) und das Deutsche Mode-Institut zum dritten Mal den Design-Wettbewerb „Energie & Mode“ ausschreiben.
Studenten und Studentinnen von 25 Modeschulen und junge Designer aus ganz Deutschland und den Nachbarländern hatten ihre Entwürfe bis zum 7. Juni beim DMI eingereicht. Das diesjährige Thema lautete: Aufruhr der Systeme — Die Demokratiebewegung in der Mode.
„Überraschend und vielfältig ist das Thema von den jungen Kreativen interpretiert worden, ihre Entwürfe dazu sind individuell und eigenwillig“, kommentiert Gerd Müller-Thomkins, DMI-Geschäftsführer und Vorsitzender der Jury. Herkömmliches sei hinterfragt und mit frischen oder frechen Ideen konterkariert worden.
Vielschichtig, wandelbar oder „als Projektionsfläche des inneren Seins“ — die Umsetzung der innovativen Ansätze zeige eine enorme Pluralität von Lifestyle-Entwürfen. „Nicht lediglich jung und verrückt um jeden Preis, sondern mutig, jedoch mit Reflektion und Besinnung — und meist sehr tragbar.“
Aus den zahlreich eingegangenen Entwürfen sind inzwischen 30 ausgewählt, die bis zur „Größten Straßenmodenschau der Welt“ im September von den Teilnehmern realisiert werden dürfen. Darunter auch die Idee von Anne Rösner.
Die Studentin der Fachhochschule Bielefeld wünscht sich ein Kleidungsstück als mitreisendes Haus aus weicher Wolle, Filz und Batist, das der Trägerin Schutz, Geborgenheit und Wärme, gleichzeitig Unabhängigkeit, Flexibilität und Spontanität sowie eine Projektionsfläche des inneren Seins bietet — und das alles in einer zusammenfaltbaren Tasche.
Julia Fee Schermann von der Hochschule Niederrhein bringt in ihrem bunten Outfit Kulturen und auch die Seiten unserer Konsumgesellschaft zum Ausdruck: Traditionsreiche Stoffe wie afrikanischer Wachsprint treffen auf bayerische Trachtenelemente, und auch auf die ungeliebte „Plastiktüte“.
Sie dient als Symbol für die vielen unterschiedlichen Informationen, die im Netz zusammenprallen und für den digitalen Konsummüll, der sich im Internet ansammelt.
Lulzim Gashi vom Modekolleg Holzenbecher setzt mit einer extravaganten Kombination aus Kleinem Schwarzen und Couture-Mantel aus exklusiven Materialien und in hochwertiger Verarbeitung auf Schönheit, Klasse und Qualität „für die Ewigkeit“.
Nathalie Bähr von der Fahmoda Hannover orientiert sich an der Kunst: Jackson Pollock stand Pate für das Prêt-à-porter-Modell „art never comes from happiness“ — es steht für Bewegung und kreative Energie und zeichnet sich durch expressives Action-Painting und das Spiel mit dem Zufall aus.
„Dies soll die Freiheit der Kreativität und Selbstinszenierung darstellen, die Bewegung der Farbe symbolisiert Bewegung in der Gesellschaft“, erklärt Mode-Experte Gerd Müller-Thomkins.
„Einzig, aber nicht artig“ nennt der junge Freelance-Designer Filip Galiot Jeans und T-Shirts, die ihr Design ganz individuell im Backofen eingebrannt bekommen: Kein Modell gleicht dem anderen und die Klassiker beweisen Einzigartigkeit und Individualität.
Gerd Müller-Thomkins: „Mode ist mehr als nur Kleidung. Sie ist legitimes Mittel der demokratischen und demografischen Revolution, Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und hebt die bisher gültigen Modediktate für verschiedene Altersgruppen auf.“ Ein energetischer Prozess eben.