Firmenjubiläum Krefelder Erfolgsgeschichte aus Trümmern entwickelt

In der Krefelder Schreinerei Ponzelar wird seit 75 Jahren gehobelt und gefräst.

Drei Tischler aus zwei Generationen (v. l.): Gottfried mit den Söhnen Bernhard und Johannes Wouters.

Foto: Andreas Bischof

Es ist eine von rund 30 Schreinereien in Krefeld. Aber eine, die es schon ziemlich lange gibt. Die Schreinerei Ponzelar am Bleichpfad mit ihren derzeit 13 Mitarbeitern ist bereits 75 Jahre alt. Wenn man Bernhard Wouters, der mit seinem Bruder Johannes das Unternehmen führt, fragt, wie sich das Geschäft in den letzten Jahren und Jahrzehnten verändert hat, dann fallen ihm vor allem zwei Dinge ein. Zum einen die weit fortgeschrittene Technisierung und Arbeitsteilung der Branche. Und zum anderen der Wettbewerbsdruck, dem sich Unternehmen in ihrem Rennen um Aufträge ausgesetzt sehen. In Zeiten, in denen mehr oder weniger global agierende Unternehmen auch in den lokalen Handwerkermarkt drängen.

„Klar, wir sind auch von den immer neuen Regeln betroffen“

„Es gibt immer mehr europaweite Ausschreibungen von Aufträgen, da kommen dann eben auch öfter Firmen aus Nachbarländern zum Zug“, sagt Wouters. Dennoch hätten er wie auch das sonstige Krefelder Bauhandwerk gut zu tun. Selbst in Coronazeiten. „Klar, wir sind auch von den immer neuen Regeln betroffen.“ Aber gerade in diesem Jahr, in dem manch einer ja nicht in den Urlaub fahren konnte und er oder sie gleichzeitig mehr Zeit im Homeoffice verbringt, werde mehr in die eigenen vier Wänden investiert. „Wenn man mehr zu Hause ist, will man es da auch schön haben“, sagt Wouters. Und wenn es dann etwa um Regale oder Innenausbau, neue Türen und dergleichen geht, ist die Firma Ponzelar im Geschäft. Natürlich sorgt sich auch Wouters um die Zukunft. Wenn die öffentliche Hand, die ja derzeit enorme Kosten wegen der Pandemiebekämpfung hat, demnächst sparen muss, dürften Renovierungsaufträge ausbleiben, befürchtet er.

Und was meint der Tischlermeister mit der Technisierung und Arbeitsteilung in seiner Branche, die seit seiner Gesellenzeit in den 1980er Jahren stark zugenommen hat? „Wir arbeiten mit programmierbaren Maschinen, CNC-Technik. Schlaue Schleifmaschinen mit Sensoren und Lasern.“ Wo man früher mit Schablonen gearbeitet hat, werden die Fräsmaschinen wieder abrufbar programmiert. Wouters: „Natürlich haben wir auch noch einige Maschinen, die sind 50, 60 Jahre alt, damit kann immer noch hobeln und fräsen.“

„Wir machen immer noch gern
die ganz krummen Eier“

Mittlerweile gebe es zahlreiche vorgefertigte Produkte, die auch der Schreinerbetrieb so bei seinen Lieferanten bestellt. Das sei dann natürlich am Ende auch eine Gefahr fürs Handwerk. „Aber“, so sagt Wouters optimistisch, „wir machen immer noch gern die ganz krummen Eier“. So nennt er Spezialanfertigungen, die der Kunde individuell wünscht. Wenn etwa Holz mit anderen Materialien wie Stein oder Glas kombiniert wird.

Dass es nicht mehr so leicht ist, einen Schreinerbetrieb wie den seinen auf die Beine zu stellen, das weiß auch Wouters. „Wir haben in der Handwerksbranche wohl das meiste und teuerste Equipment.“ Anders als ein Maler, der ein Fahrzeug, eine Leiter, Farbe und Pinsel benötige, brauche es in seinem Bereich einen Maschinenfuhrpark im Wert von ein paar Hunderttausend Euro.

Er und sein Bruder haben das. Und dafür können sie ihren Vorfahren dankbar sein. Am 27. September 1945, direkt nach Kriegsende, gründete der Schreinermeister Ernst Ponzelar auf einem Trümmergrundstück am Bleichpfad und damit mitten in der nahezu völlig zerstörten Innenstadt von Krefeld seine Schreinerei. Aufträge gab es durch die vielen beschädigten und neu aufzubauenden Häuser reichlich, allerdings war es schwierig, in dieser von großem Mangel gekennzeichneten Nachkriegszeit an Material und Geld zu kommen.

Mehr als 50 Auszubildende machten die Gesellen-Prüfung

Mit der Währungsreform von 1948 änderte sich das. Aufschwung im Nachkriegsdeutschland. Hauptsächlich waren es Türen und Fenster für Neu- und Altbauten, welche in dem jungen Betrieb jetzt angefertigt wurden. Im April 1951 stellte sich der damals 18-jährige Schreinergeselle Gottfried Wouters aus Kempen beim Meister Ponzelar vor – der Vater der beiden heutigen Unternehmenschefs wurde eingestellt. Als Firmenchef Ernst Ponzelar 1969 in den Ruhestand ging, übergab er seinen Betrieb dem langjährigen Mitarbeiter Gottfried Wouters.

1984 trat dann dessen Sohn, Bernhard Wouters, als Auszubildender in den Betrieb ein, machte 1995 seinen Meister. Sein Bruder Johannes studierte zunächst Architektur, stieg dann aber auch 1987 in den elterlichen Betrieb ein.

2009 übergab der Vater das Unternehmen an seine Söhne, man firmiert jetzt als „Schreinerei Ponzelar Inh. B. + J. Wouters GmbH“. Im Lauf der mittlerweile mehr als 75 Jahre währenden Firmengeschichte absolvierten mehr als 50 Auszubildende die Prüfung zum Tischlergesellen.