Krefelder Schreinerei zieht wider Willen um
Der Betrieb wollte sich vor Ort vergrößern und fühlt sich von der Wirtschaftsförderung im Stich gelassen.
Krefeld. Auf der firmeneigenen Internetseite beschreiben die Verantwortlichen der Krefelder Schreinerei Holzformart ihren Firmenumzug nach Neukirchen-Vluyn als „Standortwechsel“, der innerhalb von Krefeld laut eigener Aussage nicht möglich gewesen wäre. „Seit 2010 haben wir den Plan uns weiterzuentwickeln und unser Firmengelände dementsprechend zu vergrößern verfolgt. Dies war leider in Krefeld nicht möglich, weil es in anderthalb Jahren kein ernsthaftes Angebot von Seiten der Wirtschaftsförderung gegeben hat“, sagt Holzformart-Geschäftsführer Roman Ingenlath.
1994 hat er mit Stefan Molter „die kleinste Schreinerei Krefelds“ als Zwei-Mann-Betrieb eröffnet. Jetzt werden die Tischlermeister mit 40 Angestellten Mitte Mai ins neugebaute knapp 6000 Quadratmeter große Firmengelände auf dem Grafschafter Gewerbepark Genend einziehen. „Wir wollten nicht weg aus der Stadt und haben uns deswegen zuerst ausschließlich an die Verantwortlichen in Krefeld gewandt, erst als diese kein Grundstück für uns hatten, haben wir Kontakt mit anderen Kommunen aufgenommen“, erklärt Stefan Molter.
Die Vorwürfe gegen die Wirtschaftsförderung (WFG) in Krefeld sind deutlich und werden von WFG-Geschäftsführer Eckart Preen vehement zurückgewiesen. „Die Aussagen entsprechen keineswegs den Tatsachen und können daher nachdrücklich zurückgewiesen werden. Es gab in der Angelegenheit im Frühjahr 2010 mehrere Firmenbesuche, einen regen Telefon- und Schriftverkehr und auch konkrete Objektangebote“, so Preen.
Bei den genannten Objektangeboten handelte es sich unter anderem um das alte Sauels-Gebäude im Industriegebiet von Krefeld-Linn. „Wir haben klar gemacht, dass wir nicht ins Industriegebiet sondern ins Gewerbegebiet wollen. Daraufhin haben wir ein Objekt im Gewerbegebiet Uerdingen-Nord vorgeschlagen, was uns nicht gewährt wurde“, sagt Ingenlath und ergänzt, dass danach kein Kontakt mehr zur WFG bestand.
Diese sieht die Gründe für den Umzug der Schreinerei woanders. „Die Standortentscheidung der Firma Holzformart hatte nachweislich monetäre Gründe. Dabei profitierte die Stadt Neukirchen-Vluyn abermals von den an Wettbewerbsverzerrung grenzenden Grundstückspreisen, die sie dank üppiger Fördermittel anzubieten in der Lage ist“, gibt Preen zu bedenken und weist einen Mangel an Service oder Kommunikation seitens der WFG Krefeld von sich.
Die Inhaber der Schreinerei wären laut eigener Aussage auch bei den hiesigen Grundstückspreisen geblieben, wenn denn ein Angebot eingegangen wäre. Fakt ist, dass dem Wirtschaftsstandort Krefeld durch den Umzug 40 Arbeitsplätze sowie ein Gewerbesteuerbetrag in sechsstelliger Höhe verloren gehen.