Podiumsdiskussion: Einzelhändler fürchten das Einkaufscenter

Beim Unternehmertag im Kulturpunkt ging es um die Zukunft der Innenstadt.

Krefeld. Ganz und gar nicht alles Samt und Seide oder "alles in Butter": Schon bei der einfachen Frage, wie die Innenstadt geografisch zu definieren sei, schieden sich die Geister auf dem Podium und im Publikum beim Unternehmertag.

Zwei Stunden lang haben Stadtplaner und Gäste des Unternehmernetzwerkes Niederrhein im Kulturpunkt diskutiert, bis die Köpfe rauchten. Im Brennpunkt: die Themen Ostwall-Umbau und Auswirkung eines neuen Einkaufszentrums auf den Einzelhandel.

"Wenn das Einkaufscenter überhaupt kommt, aber nicht angenommen wird, hat Krefeld eine weitere exquisite Bauruine", so ein Zuhörer. Sollte es aber gut funktionieren, hätte es voraussichtlich schlimme Konsequenzen für den Einzelhandel in der Hochstraße.

Befürchtet werden "kannibalisierende" Standorte, die sich gegenseitig die Kunden wegnehmen und auch Umzüge von A nach B. Diese Gefahr sieht auch Joel Smolibowski:

"Wir zerschießen uns die Innenstadt", sagt der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes und setzt lieber auf vom Inhaber geführte Geschäfte mit qualitativ hochwertiger Ware als auf große Verkaufsflächen.

Zustimmung erhält er von Einzelhändlern aus dem Publikum, die davor warnen, bestens funktionierende Strukturen wie den Schwanenmarkt und die Königstraße zu gefährden.

Oliver Schröter, Vorstandssprecher des Gestaltungsbeirates, warnt davor, aus lauter Angst, es könne schief gehen, nichts ändern zu wollen, und plädiert für ein neues Einkaufscenter bei einer Verzahnung mit der Innenstadt und Vorgaben an den Investor.

Dem ist auch Innenstadtkoordinator Eckehard Lüdecke nicht abgeneigt, verweist aber darauf, dass solche Vorgaben nur sehr bedingt möglich sind.

Wirtschaftsförderer Eckart Preen empfiehlt eine differenzierte Betrachtung der Shopping-Center und verweist auf Musterbeispiele wie das Duisburger Forum, aber auch auf abschreckende Zentren wie in Essen oder Hamm. Entscheidend für den Erfolg seien eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten und eine gute Kommunikation in der Öffentlichkeit.

Heimatautor Paul Witzorek erwartet ein Innenstadtkonzept anstatt "Flickschusterei". Er beklagt, dass zu viele Bauten in historische Strukturen "reingeklotzt" wurden, und vermisst Pläne für ein einheitliches und konsequentes Stadtbild wie in Münster:

"Wo fängt denn die Neugestaltung des Ostwalls an, und wo hört sie auf - vor oder hinter der Döner-Meile am Bahnhof?" Auch Optiker Peter Schwinn möchte die historische Bausubstanz am Ostwall erhalten wissen.

Lüdecke und Schröter verweisen darauf, dass die Pläne für Bürger im Büro unter der Ostwall-Unterführung einsehbar sind. Einheitlicher Tenor für alle Themen: Die Einbindung aller Interessengruppen wie zuletzt bei den Workshops zur Stadtentwicklung sollte fortgeführt werden.