Rhein-Pegel Rheinhafen leidet unter Niedrigwasser
Der geringe Pegel behindert den Betrieb in den Unternehmen und die Schifffahrt. Alle warten auf Regen.
Krefeld. Hitzerekorde statt Sommerregen, wüstenähnliche Uferlandschaften unterhalb der Uerdinger Rheinbrücke: Der Wasserpegel des Rheins war zuletzt 2003 so niedrig wie dieses Jahr. Nach einem kurzen regnerischen Zwischenstopp ist der Sommer schon wieder zurück. „Die letzten Niederschläge sind für den Rhein nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein gewesen“, sagt Krefelds Hafenmeister Peter Plarre. Mit 2,35 Meter Tiefe in der Hafeneinfahrt, gemessen am letzten Montag, halte das Niedrigwasser nun schon seit etwa vier Wochen an.
Für viele Binnenschiffe bedeutet das, dass sie nicht mehr mit voller Ladung in den Hafen kommen. „Je nach Größe und Breite können die Schiffe im Extremfall nur ein Drittel der üblichen Ladung aufnehmen, damit sie nicht auf Grund laufen“, erläutert Plarre. Das treibt die Frachtkosten in die Höhe. „Man muss entweder häufiger fahren oder kleinere Schiffe einsetzen“, so der Hafenmeister.
Damit wird das Niedrigwasser für die Binnenschiffer und die sie beauftragenden Firmen zunehmend zu einer Kostenfrage, denn weniger Fracht bedeutet weniger Erlös. Für solche Fälle gibt es sogenannte Niedrigwasser- oder Kleinwasserzuschläge, die zwischen den Schiffern und den Auftraggebern verhandelt werden müssen. Das Problem von Frachtausfällen ist ein wiederkehrendes. Hoch- wie Niedrigwasser sind stetige Begleiter der Binnenschifffahrt. „Die Beteiligten kennen diese Situation, sind darauf eingerichtet und nehmen sie vergleichsweise locker“, weiß Plarre. Gut dran seien Firmen, die nicht ausschließlich auf die Schifffahrt setzen, sondern auch per Lkw oder Bahn mit eigenem Gleisanschluss transportieren. „Sie können ausweichen“, berichtet Plarre.
Cargill Deutschland, eines der größten Unternehmen am Rheinhafen, setzt ganz auf Binnenschifffahrt. „Wir warten alle auf den Regen“, sagt Unternehmenssprecherin Beate Schierwagen lachend. Die Produktion von Stärke aus Mais sei vom Niedrigwasser noch nicht betroffen. Man habe „gute und flexible Logistikpartner“, die derzeit vorzugsweise kleinere Schiffe einsetzen. Erst wenn die Schiffe komplett ausfallen, kämen auch Bahntransporte in Frage.
Das wäre jedoch ohne größere Kosten nicht mehr zu stemmen. Schließlich kommt der Mais als Rohprodukt in Körnerform zu einem großen Teil aus dem Elsass, wird in Krefeld abgepumpt und zu Stärke verarbeitet, um dann zum Süßen von Traubenzucker, als Glukose für Getränke oder Gummibärchen sowie als Binder für Soßen oder Papier genutzt zu werden.
Wegen des Pegels Geduld haben müssen die Mitarbeiter von Thyssen-Krupp. Das Stahlservice-Center liegt am Ende des Hafenbeckens mit eigener Schiffsanlegestelle, Gleis- und Lkw-Anschluss. Angeliefert werden die 20 Tonnen schweren Coils allerdings ausschließlich per Binnenschiff.
„Die Schiffe können bisher problemlos ein- und ausfahren“, berichtet Pressereferentin Johanna Flöter. „Allerdings dauert die Beladung etwas länger als sonst, da aus Gründen der Balance zuerst die Coils aus der Mitte entladen werden müssen.“ Sollte sich die Niedrigwassersituation verschlimmern, könne man durch Bahn- oder Lkw-Nutzung aber flexibel reagieren.
Vor dem aktuellen Hintergrund erhält das Bestreben der IHK Niederrhein neue Bedeutung, die eine Vertiefung der Rheinrinne von derzeit 2,50 Meter Mindesttiefe auf 2,80 Meter fordert.