Erlebniswelt Roeren: Ein Leben ganz in Holz

Drei Jahre nach dem verheerenden Brand ist im neuen Komplex von Holzland Roeren eine Erlebniswelt entstanden.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Bäume sind Gedichte, die die Erde in den Himmel schreibt“. Diese Liebeserklärung des libanesisch-amerikanischen Lyrikers und Philosophen Khalil Gibran (1883 - 1931) ist wohl auch die Philosophie für das Neue Holzland-Roeren an der Mevissenstraße 62. Das Zitat ist zu lesen im Empfangs- und Ausstellungsbereich des neuen Gebäudes. Die Lyrik der Innenarchitektur beginnt am Portal und schwingt sich in einer bestechend eleganten Treppe in die nächste Etage hinauf.

Das Portal wird flankiert von zwei Holzskulpturen, deren Alter auf annähernd 400 Jahre geschätzt wird. Es sind zwei der 3000 Pfähle, auf die das Berliner Stadtschloss um 1702 gebaut wurde. Ein Sinnbild für die Dauerhaftigkeit von Holz. „Für uns ist das ein Symbol für die solide Basis unseres Betriebes“, sagt Martin Roeren, Juniorchef des Unternehmens.

Eine andere Skulptur erinnert an ein jüngeres Ereignis. Es ist eine Stele mit einer verkohlten und einer halb erhaltenen Planke, die einst das Firmengelände umzäunten. Der Krefelder Bildhauer Chris Worms hat es in Erinnerung an das verheerende Feuer vor fast genau drei Jahren geformt. Der Künstler, der im einstigen Pförtnerhaus am Stadtwald lebt und arbeitet, hat mit der Malerin und Objektkünstlerin Sibylle Gröne weitere Werke realisiert, die sich mit der Vergänglichkeit auseinandersetzen. In den Fußboden eingelassene Vitrinen unter Glas zeigen Objekte aus der Ruinenlandschaft, die die Künstler vor drei Jahren aus den verkohlten Überresten gesammelt haben. Sie erinnern an verlassene Schlachtfelder.

Martin Roerens Blick, wie der der gesamten Familie, geht jetzt aber nach vorne. Die Firmengeschichte, beginnend im Jahr 1876, präsentiert sich auf weißlackierten Holzpaneelen unter dem Titel „Leben mit Holz“. Martin Roerens Augen glänzen, wenn er daneben die „Einholmtreppe“ erklärt. Die 26 Treppenstufen aus acht Zentimeter dicker Spessart-Eiche sind „das Herzstück“ des neuen Gebäudes. Sein Vater Franz-Martin Roeren habe das Holz, insgesamt 16 Kubikmeter, Stück für Stück, Bohle für Bohle, geprüft und ausgesucht. Zugeschnitten wurden die Einzelteile in einem bayrischen Sägewerk. Gebaut wurde die Treppe in einer Dortmunder Schreinerei. Der Kern, der einzige tragende Holm, wurde dort Schicht für Schicht verleimt und die heutige Form gezwungen.

Mit dem Neubau wurde auch das neue Firmenlogo entwickelt. Zu sehen schon an der Außenwand mit geschätzten zehn Metern Höhe. Es ist ein stilisierter Baum, dessen Äste in vier große „V's“ münden. „Die stehen für Vertrauen, Verlässlichkeit, Vielfalt und Verbundenheit“, erklärt Martin Roeren. Außen allerdings musste die Familie ihre Liebe zum Holz modifizieren. Auch aus Brandschutzgründen ist der Baum dort aus Kupfer, der sich aber in seiner künftigen Patina der Optik eines Baumes annähern wird.

Martin Roerens Lieblingszitat passt dazu: „Länger grün zu bleiben, gilt unter Bäumen als sexy“. Das stammt vom dem aus der Eifel stammenden Philosophen Gregor Brand.

Auch wenn die Roerens ihr Holz auch verkaufen und davon nicht schlecht leben, haben sie, die Architekten und Handwerker viel mehr als einen „Showroom mit Inseln für den Dialog“ geschaffen.

Der Juniorchef nennt es in einer Broschüre „Erlebniswelt auf 19 000 Quadratmetern“. Dass man hier mehr als 500 Bodenbeläge und 200 Parkettsorten erleben kann, ist erwähnenswert. In welcher Umgebung das aber geschieht, das ist das Lyrische dieses Kleinodes im Schatten des Real-Marktes.