Siempelkamp: Weltrekord bei 1350 Grad
Aus 283 Tonnen Guss ist der Holm einer Schmiedepresse gefertigt worden.
Krefeld. Mit einem neuen Weltrekord geht die Gießerei Siempelkamp in die Annalen der Gusstechnik ein - wenn auch wegen eines technischen Anlagendefekts mit zweiwöchiger Verspätung. Exakt um 10.25 Uhr war es am Donnerstagvormittag so weit: 283 Tonnen Flüssigeisen mit einer Temperatur von über 1350 Grad Celsius aus fünf Gießpfannen füllten spuckend und zischend die vorbereitete Gussform - den Oberholm einer der weltweit größten Gesenkschmiedepressen.
120 Sekunden hat der Abguss gedauert, für dessen Schmelzvorgang zwei Tage Vorbereitung nötig waren. Die Geschwindigkeit ist wichtig, denn die Schmelze darf nicht abkühlen und muss kontinuierlich vergossen werden, damit sich keine Fehlstellen im Guss bilden.
Aus diesem Grund hatten Vertriebsleiter Wolfgang Schulz und sein Team den kompletten Ablauf minutiös geplant und gedanklich mehrfach durchgespielt. "Alles bestens", meldet er um 10.27 Uhr erleichtert, als sich die Anspannung legt.
Spontaner Beifall auch bei den Mitarbeitern, die solche Ereignisse zwar kennen, aber froh sind, wenn alles wie geplant funktioniert hat. Nicht auszudenken, wenn etwas schiefgelaufen wäre. Dann hätte das Unternehmen in zwei Minuten einen beträchtlichen Schaden erlitten.
Allerdings hat das Team jede Menge Erfahrung. Immer wieder wird es zu Höchstleistungen angespornt, zuletzt im Mai 2009 bei der Fertigung des schwersten Sphäro-Gussteils der Welt aus 270 Tonnen Flüssigeisen. "Gussteile dieser Größenordnung werden nur bei uns in Krefeld gefertigt", freut sich Schulz über die Alleinstellung am Weltmarkt.
"Auf unsere erfahrene Mannschaft ist absoluter Verlass", lobt Stefan Mettler, technischer Geschäftsführer der Gießerei, die große Sorgfalt seiner Mitarbeiter. Mit Hilfe dieses Gussteils wird eine 50.000-Tonnen-Presse zur produktivsten Umformpresse umgebaut. Jetzt werden dem Oberholm noch vier Wochen Abkühlzeit gegönnt.