WZ-Gründerpreis Patentierte Design-Decken schlucken den Schall

Krefeld · Acusta-Gründer Hardy Kreitner stieß bei der Planung zur Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes auf ein Akustikproblem und löste es mit einer innovativen Systementwicklung.

 Durch ein einfaches Stecksystem können die Platten installiert werden.

Durch ein einfaches Stecksystem können die Platten installiert werden.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Hardy Kreitner betreibt seit vielen Jahren eine Werbeagentur in Mönchengladbach. In Krefeld kauft er 2017 als Investor eines der letzten denkmalgeschützten Gebäude im Campus Fichtenhain. „Das Haus war eine Ruine, aber eine mit Charme, und musste komplett revitalisiert werden“, erinnert er sich. Als er die Pläne des Architekten sieht, der die schönen Kappendecken mit einer traditionellen Akustikdecke zuhängen will, kann er sich damit nicht abfinden. Seine Recherchen ergeben, dass der Markt nur Deckensegel mit Metallseilen oder -stäben hergibt.

Doch nun ist sein Unternehmergeist geweckt. Er entwickelt auf dem Papier eine neue akustische Wand- und Deckendesignlösung, die bei einem Akustikfachbetrieb großen Anklang findet. Gemeinsam feilt man an einem Konzept und holt sich weitere Partner mit ins Boot, die das Rohmaterial für das System liefern. „So entstand ein Netzwerk aus kreativen Partnern, von denen jeder sein Knowhow einbrachte“, erläutert Kreitner das Teamwork, an dem rund 20 Personen beteiligt waren. Das Ergebnis ist ein flexibles, patentrechtlich geschütztes System, das an Decken, Wänden, Schrägen und Rundungen angebracht werden kann. So kann Technik für Ton und Licht hinter den individuell gestaltbaren Absorberplatten versteckt werden.

Produktion, Vertrieb und Montage sind ausgelagert

Die bisher üblichen Stäbe oder Seile aus Metall werden durch ein Magnetsystem ersetzt. Die Designplatten schweben vermeintlich an Decke oder Wand. Die Abstände zur Wand und zwischen den Platten sind exakt planbar und maximieren die Absorberleistung. Die Platten sind in verschiedenen Designs, Farben und Materialien mit verschiedenen Temperaturbeständigkeiten erhältlich.

Acusta kümmert sich um die individuelle Planung und Weiterentwicklung der Systeme für die Kunden sowie um Werbung und Akquise. Produktion, Vertrieb und Montage sind an die Netzwerkpartner ausgelagert. Deshalb kommt Kreitner mit zwei Mitarbeitern aus. Noch in Arbeit ist ein einfaches Montageset zum Selbsteinbau für handwerklich Begabte. Erste Messeauftritte, Presseberichte und die Mund-zu-Mundpropaganda führen ständig zu Anfragen. „Unser Angebotsvolumen beträgt bereits eine dreiviertel Million Euro und 2020 wollen wir die Gewinnzone erreichen“, zeigt sich der 50-jährige Unternehmer selbstbewusst. Schließlich hat er in den Aufbau des Startups 45 000 Euro an Eigenmitteln investiert und es damit komplett eigenfinanziert.

Als etablierter Unternehmer hat er jungen Gründern viel betriebswirtschaftliches Wissen voraus. Die Acusta GmbH ist eine von sechs Mietern im Campus Fichtenhain 67.

In dem Loft entsteht derzeit eine kleine Ausstellung an Systemvarianten. Auch andere Mieter profitieren von dem neuen Akustiksystem. So etwa das IT-Unternehmen im Erdgeschoss, in dem bis zu zwölf Mitarbeiter in einem Raum an Computern arbeiten und zwischendurch telefonieren. Da ist ein schallschluckendes System angenehm, wobei der Schall hinter den Absorptionsplatten aufgesaugt wird. „Das schafft eine Nachhallzeit von nur 0,5 bis 0,6 Sekunden wie in einem gut gefüllten Wohnzimmer“, sagt Kreitner. Das System dämpft auch im Nachbargebäude, dem Bistro „Waschküche“, den hohen Lärmpegel, wenn sich der Raum zur Mittagszeit mit Berufstätigen aus den umliegenden Firmen füllt.