Musik im Tal Ungestört proben in der Villa Musica

Wuppertal · Beim Tag der offenen Tür konnten sich die Besucher ein Bild von dem umgestalteten Altbau machen

Präsentierten beim Tag der offenen Tür die Villa Musica (v. l.): Piid Plötzer, Tobias Deutschmann und Christoph Stowasser.

Foto: Tim Oelbermann

. „Musik wird als störend oft empfunden, dieweil sie mit Geräusch verbunden“, hat es schon Wilhelm Busch auf den Punkt gebracht, dass nicht alle Töne, die ein angehender Trompeter, ein talentierter Violinist  oder eine aufstrebende Pianistin in häuslicher Umgebung ihren Instrumenten entlocken, von allen Nachbarn als Bereicherung angesehen werden.

„Wo soll ich Trompete üben?“, „Wie kann ich ungestört Klavier spielen, ohne meinen Mitmenschen auf die Nerven zugehen?“ oder „Wo können wir als Band Schlagzeug, E-Gitarre und Bässe mal so richtig ‚ausfahren’, ohne eine Anzeige wegen ruhestörenden Lärms zu riskieren?“

Diese bisher unlösbaren Fragen können die drei Musiker Tobias Deutschmann, Piid Plötzer und Christoph Stowasser, die die Musikrichtungen von Klassik bis Rock und Pop repräsentieren, ab sofort positiv beantworten, und zwar mit der neuen „Villa Musica“, die als „Villa Media III“ in der Viehhofstraße nahe dem Kiesbergtunnel zuletzt ein Steuerbüro beherbergt hat.

Zunächst mussten die Räume klangoptimiert werden

„Die prachtvolle Villa in der Viehhofstraße 117 wäre bestens als Probenhaus geeignet“, fanden die drei Musik-Experten und -Liebhaber, von denen jeder auf seinem Gebiet über ausreichend Konzerterfahrung verfügt und sich auch noch gut an eigene Probleme aus dem Musikstudium erinnern kann. Deshalb hatten sie auch sofort zugegriffen, als das bestens erhaltene Haus im Februar freigeworden war. „Diese Räume könnten wir wieder mit Leben füllen und auch speziell etwas für Musikstudenten tun, die sich unter optimalen Bedingungen auf ihre Prüfungen vorbereiten wollen“, war die einhellige Meinung der drei Partner.

Doch bevor jetzt Flöte, Posaune oder Geige zum Klingen gebracht werden konnten, musste noch einiges geschehen, damit alle Räume „klangoptimiert“ hergerichtet wurden. „Auch, wenn das hier in der näheren Umgebung weitgehend ein Gewerbegebiet ist, wollten wir die Nachbarschaft mit riesiger  Lärmentwicklung auf keinen Fall stören“, sagt Pianist und Firmeninhaber Tobias Deutschmann. Beim Gang über das Treppenhaus mit seinen gediegenen Holzstiegen zeigt er auf die angebrachten Deckensegel und die roten Türme, die als „Bassfallen“ bezeichnet werden und die Tiefenfrequenzen schlucken. Dazu die Diffusoren, die den Schall so verteilen, dass ein kräftiges Klatschen in die Hände keinen Nachhall erzeugt, sondern „trocken“ klingt.

Ein einfaches Mittel, noch mehr Schall zu schlucken, ist das Schließen der Vorhänge an den großen Fenstern im ehemals hochherrschaftlichen Wohnhaus. Dazu hat man sich mit dem Spezialunternehmen Hofa aus Baden-Württemberg in Verbindung gesetzt, das die Räume den Anforderungen entsprechend vermessen und den Bedürfnissen gerecht eingerichtet und ausgestattet hat. Das gilt auch für den schon mit Schlagzeug und E-Gitarren ausgerüsteten Probenraum für bis zu sechs Bandmitglieder.

„Unsere elf Räume können stunden-, aber auch tageweise vermietet werden, und natürlich können wir mit den Mietern auch Abos vereinbaren“, sagt Piid Plötzer („die beiden i sind meine persönliche Note“, meint der Drummer und Produzent grinsend) und hat auch keine Bedenken, dass sich das Unternehmen nicht lohnen könne.

Verbindungen auch nach Düsseldorf, Köln und Essen

„Darüber haben wir uns natürlich im Vorfeld Gedanken gemacht, ehe wir das unternehmerische Risiko eingegangen sind. Wir knüpfen Verbindungen nicht nur zur Musikhochschule Wuppertal, sondern auch zu den Instituten in Düsseldorf, Köln und Essen. Außerdem haben wir Mail-Aktionen geplant und wollen uns auch der modernen Foren bedienen. Für alle potenziellen Mieter aus den umliegenden Städten sind wir über die A 46 und den Kiesbergtunnel leicht zu erreichen. Und innerhalb Wuppertals ist die Verkehrsanbindung ebenfalls bestens. Schließlich hält der Bus genau vor der Tür“, zeigt sich Mitinhaber Christoph Stowasser, Bassist und Absolvent des Berklee College of Boston, optimistisch und verweist auch auf die Pkw-Parkplätze, die in unmittelbarer Nähe angemietet worden sind.

Am Sonntag wurden die neuen Räume den zahlreichen, sichtlich beeindruckten Gästen bei einem „Tag der offenen Tür“ vorgestellt. Und gut gelaunt wurde mit dem einen oder anderen Glas Sekt auf den künftigen Erfolg der das Kulturleben in Wuppertal bereichernden Villa Musica angestoßen.

(fwb)