Insolvenz Zahl der Unternehmenspleiten in Wuppertal steigt

Wuppertal · Das ist den aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes zu entnehmen. Im Vergleich zu gesamt NRW steht Wuppertal damit relativ schlecht da, dort ist die Zahl der Insolvenzen nur um knapp 20 Prozent gestiegen.

Das Schuhgeschäft Salamander hatte vergangene Woche seinen letzten Öffnungstag in Elberfeld.

Foto: Ja/Fries, Stefan (fri)

Doch so erschreckend die Werte auch erscheinen, im Gesamtkontext sind sie es nicht. Zumindest noch nicht. Denn auch, wenn in Wuppertal im vergangenen Halbjahr wesentlich mehr Unternehmen pleitegegangen sind, so sind die Zahlen vor der Pandemie noch nicht erreicht.

In absoluten Zahlen heißt das für Wuppertal, dass in den ersten sechs Monaten diesen Jahres 53 Unternehmen Insolvenz angemeldet haben, im vergleichbaren Zeitraum 2022 waren es nur 38. Die Bergische Industrie- und Handelskammer führt für das Bergische Städtedreieck ebenfalls Statistiken. Und die zeigen eine deutliche Entwicklung in den Quartalszahlen.

Dort sind im zweiten Quartal 2023 28 Unternehmen pleitegegangen, im gleichen Zeitraum 2022 waren es nur 19. Wird allerdings die Zeit vor Corona betrachtet, so zeigt sich, dass im 2. Quartal 2018 bereits 36 Unternehmen Insolvenz angemeldet hatten, 2019 waren es zu diesem Zeitpunkt 30.

Während der Pandemie hatten dann in Wuppertal ungewöhnlich wenig Unternehmen Insolvenz angemeldet (gesamt 2020: 102; 2021: 105). Nicht, weil es den Betrieben wirtschaftlich in dieser Zeit besonders gut ging. Bei den meisten war das Gegenteil der Fall. Andere Gründe haben dazu geführt, dass zumindest die Zahlen auf dem Papier eine positive Sprache gesprochen haben. Da war zum einen die vorübergehende Aussetzung der Insolvenzantragspflicht.

Zum anderen hat der Staat der Wirtschaft diverse Finanzierungshilfen zugesprochen, zum Beispiel die Überbrückungshilfen. Der Zugang zum Kurzarbeitergeld war ebenfalls erleichtert. „Und das Zinsniveau war während der Corona-Krise ausgesprochen niedrig, was auch hoch verschuldeten Unternehmen zugutekam“, sagt IHK-Referent Hagen Hintze. Diese Sondereffekte seien aber mittlerweile ausgelaufen, sodass die Zahlen sich wieder dem Niveau vor der Corona-Krise annähern.

Die Unternehmen stehen auch weiterhin teils vor massiven Herausforderungen, wie Fachkräftemangel, gestiegene Energiekosten und anhaltende Inflation. Zudem zeigen sich die Verbraucher in Anbetracht ebendieser Probleme eher zurückhalten, was die Freude am Kaufen angeht. Auch das belastet die Unternehmen. Ob es sich bei den Zahlen also nur um eine Rückkehr zur Normalität oder um den Beginn einer Pleitewelle handelt, ist noch nicht abzusehen. „Es ist zu erwarten, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen zumindest das Vorkrisenniveau erreichen wird. Offen ist, wie stark sich die aktuell schwache konjunkturelle Entwicklung auf die künftigen Insolvenzzahlen auswirken wird“, sagt Hintze.

Zahlen steigen in der
Baubranche und der Gastronomie

Zumindest in einigen Branchen werden die Zahlen weiter steigen, wie in etwa der Baubranche und der Gastronomie. Und: „Für viele Betriebe werden die großzügig verteilten Staatsgelder der Vergangenheit jetzt zum Bumerang“, meint der Leiter der Creditreform-Wirtschaftsforschung, Patrik-Ludwig Hantzsch. Die Wirtschaftsauskunftei hatte bereits Ende Juni einen Anstieg der Firmenpleiten für das erste Halbjahr vermeldet. „Die Rückzahlungen der Hilfen und teils verschleppte Anpassungen des Geschäftsmodells führen bei dauerhaft steigenden Zinsen in die finanzielle und wirtschaftliche Sackgasse“, befand Hantzsch.

Mit den Rückzahlungen der Corona-Hilfen beschäftigen sich momentan auch viele Gastronomen. Hinzu kommt, dass das Sommergeschäft nicht wie erwartet lief. Laut einer Dehoga-Umfrage fiel es für jeden zweiten Unternehmer (54,4 Prozent) schlechter aus als im Vorkrisenjahr 2019, und für 40,7 Prozent sogar auch schlechter als 2022. Achim Brand, Vorsitzender des Dehoga Wuppertal glaubt, dass diese Zahlen auch auf Wuppertal übertragbar sind.

In seinem Umfeld hätten viele Kollegen massive Existenzängste. Die geplante Wiederanhebung der Mehrwertsteuer für die Gastronomie auf 19 Prozent ab 1. Januar erhöht den Druck. „Diese Erhöhung müssen wir an die Gäste weitergeben. Wer kann es sich da noch leisten, essen zu gehen.“ Brand sorgt sich auch um seinen eigenen Betrieb, das Café du Congo. Der Gastronom glaubt, dass die Mehrwertsteueranhebung das Aus für einige Wuppertaler Betriebe bedeuten könnte.

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