Krefeld WM-Bier wird in Krefelder Tanks gebraut

Vier Wochen dauerte der Umzug vom Duisburger in den Krefelder Hafen. Nur kurz gebremst von Friederike, produziert Krones seit Anfang des Jahres an der Römerschanze.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Im Juni beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Für die Mitarbeiter der Krones AG hat sie allerdings sozusagen schon im vergangenen Jahr begonnen. Denn von dem führender Hersteller in Sachen Verpackungs- und Abfülltechnik kommen wichtige Teile für ein Großprojekt im Austragungsland: Gär- und Lagertanks für eine Großbrauerei, die in Russland aufgebaut wird, um das Bier zur WM zu liefern. Die ersten Tanks haben bereits im vergangenen Jahr das Krones-Werk in Duisburg verlassen. „Bevor die Wolga Ende Oktober zufror“, erklärt Peter Vissers, Leiter Konstruktion und Produktion bei der Krones AG/Werk Steinecker.

Um diese erste Lieferung rechtzeitig fertig zu bekommen, verschob das Unternehmen seinen eigentlich für vergangenen September geplanten Standortwechsel vom Duisburger in den Krefelder Hafen. Erst im Dezember wurden dann fünf Binnenschiffe und 30 Lastwagen mit Ausrüstung und Material beladen. Vier Wochen dauerte der Umzug an den neuen Standort: eine für Krones vom Krefelder Unternehmen Derda Verpackung & Logistik GmbH an der Römerschanze gebaute Halle, in der nun die Arbeitsabläufe, die in Duisburg zuvor auf drei Flächen zum Teil unter freiem Himmel verteilt waren, zusammengefunden haben.

Einen Tag nach Neujahr startete das Team von 30 Produktionsmitarbeitern und einer Organisationsmannschaft unter Betriebsleiter Gustav Marx. „Und dann flog uns nach Friederike das Tor raus“, erzählt der 30-Jährige, der darüber mittlerweile fast schon wieder schmunzeln kann. Der Sturm mit starken Orkanböen am 18. Januar hatte das zehn mal zehn Meter große Schiebetor erst stark beschädigt, Anfang Februar fiel es dann ganz heraus. Mittlerweile wurde es wieder ersetzt, nach einer Übergangslösung mit Folie und Containern, die den gröbsten Wind und die Kälte abhalten sollten.

Denn die Schweißarbeiten in der Halle wurden durch diese Störfaktoren deutlich langwieriger. Es gab zum Beispiel einzelne Lufteinschlüsse, die nachgearbeitet werden mussten. Entdeckt werden solche Stellen im Produktionsprozess durch Röntgen der Schweißnähte.

Die Tanks werden aus flachen Edelstahlblechen zu mannshohen Zylindern geformt und von einer vollautomatischen Anlage vertikal verschweißt. Diese riesigen Ringe mit bis zu sechs Meter Durchmesser werden dann einer nach dem anderen aufeinander gefügt und horizontal verschweißt. Beziehungsweise eigentlich werden sie untereinander gefügt. Denn ein Kran hebt das Gebilde jeweils an, um das Daruntersetzen der nächsten Zylinder möglich zu machen.

Derzeit wird außer dem zweiten Teil des Auftrags für Russland noch eine Lieferung für eine geplante Großbrauerei in Haiti fertiggestellt. Für den Einsatz im erdbebengeschüttelten Karibikstaat wird nicht nur mit 20 Millimetern besonders dickes Blech benutzt und zirka acht Tonnen schwere Füße für entsprechende Standfestigkeit verwendet. Die Tanks bekommen auch ihre eigene Kühlung direkt mit. Wie eine Außenhaut sind weitere Stahlbleche mit einem Muster wiederkehrender Kreise auf ihre Oberfläche geschweißt. Mit einem Überdruck von 22 bar wird Wasser zwischen Tankwand und „zweite Haut“ gepresst, wodurch sich Kissen ausbilden. Durch sie fließt dann später Kühlmittel.

Bis zu 28 Meter hohe Tanks baut Krones in Krefeld. Entsprechend hoch ist die Halle. Doch für einige Arbeitsschritte werden die Giganten zwischendurch von Kränen in liegende Position gebracht: etwa für die Montage von Rohren, durch die zum Beispiel Reinigungsmittel fließt, das mit einer rotierenden Reinigungsdüse später im Inneren die Tanks säubert. Oder auch für die am Ende stehende Behandlung mit Rostschutzfarbe.

60 000 bis 600 000 Liter Fassungsvermögen haben die Türme, die Krones baut. Ob sie wirklich dicht sind, wird an einer sogenannten Wasserprobestation mit 1,5 bar Druck getestet. Eine Pumpe füllt dafür zunächst 100 Kubikmeter Wasser pro Stunde über fünf bis sechs Stunden in die Stahlriesen und die eh schon etwa 30 Tonnen schweren Kolosse — ohne Füße — wiegen am Ende 450 Tonnen. Deswegen war ein spezielles Fundament eine der Grundvoraussetzungen beim Bau der Halle.

Eingepackt in Schrumpffolie zum Schutz vor Salzwasser geht es dann auch im Liegen auf die Schiffe, die im Wendebecken des Krefelder Hafens am Gelände von Nachbar Felbermayr anlegen. Von dort aus geht es meist nach Antwerpen oder Rotterdam und dann auf Deck oder unter Deck auf dem Wasserweg nach Asien, Afrika, Süd- oder Zentralamerika. Eher selten werden Krones-Tanks über Land transportiert. „Bei einer Länge von 28 Metern und einem Durchmesser von sechs Metern ist das in diesem Teil Deutschlands eher schwierig“, sagt Peter Vissers. Weil Transportwege lang und holprig sein können, werden die letzten Teile erst auf den Baustellen vor Ort montiert. „Die kommen sonst nicht durch“, sagt Vissers und lacht, „wer hat schon zehn Meter breite Straßen zum Beispiel in Brasilien?“