Ausbildung Wunschberuf mit Schere statt Architekturstudium
Krefeld · Friseur-Innung Krefeld spricht Nachwuchs los. Obermeisterin Ursula Kühlen steht vor ihrem Abschied.
Unter den gelockerten Corona-Regeln ist die Lossprechungsfeier der Friseurinnung Krefeld über die Bühne gegangen. In der Gastronomie der Schwimmvereinigung Krefeld 72 (SVK 72) an der Palmstraße sprach Obermeisterin Ursula Kühlen zehn Gesellinnen und einen Gesellen, die gerade ihre Prüfung erfolgreich absolviert hatten, von den Pflichten als Auszubildende los.
„Friseurin und Friseur zu sein ist für mich ein Beruf, der mit Leidenschaft verbunden ist“, sagte Ursula Kühlen zu den Nachwuchskräften und überreichte ihnen Zeugnisse und Gesellenbriefe. „Seid immer fröhlich und selbstbewusst bei eurer Arbeit und lernt lebenslang weiter“, gab die Obermeisterin den jungen Leuten mit auf den Weg in die berufliche Zukunft.
Die wird unterschiedlich aussehen. Louisa Bols zum Beispiel, die ihren Wunschberuf gefunden hat, will zunächst ein halbes Jahr weitere Praxiserfahrungen bei der Arbeit sammeln und voraussichtlich ab Januar die Meisterschule besuchen. „Am liebsten in Tagesform; das dauert dann fünf Monate“, sagt sie. „Danach möchte ich woanders weiterarbeiten und irgendwann später den Betrieb meiner Eltern übernehmen.“
Die 22-Jährige wollte nach bestandenem Abitur 2018 eigentlich Architektur studieren. „Aber ich war noch unschlüssig und mein Vater drängte mich dann, doch einen Ausbildungsvertrag zur Friseurin zu unterschreiben“, erzählt Louisa. Sie erlernte den Beruf im elterlichen Salon Bols & Bols. Für Ursula Kühlen dürfte es die letzte Lossprechung als Obermeisterin gewesen sein. Seit 2009 steht sie an der Spitze der Krefelder Friseur-Innung, doch nun zeichnet sich der Abschied ab: „Ende dieses Jahres höre ich auf. Meine Stellvertreterin Birgit Piombino-Hochbruck wird dann als meine Nachfolgerin für dieses Ehrenamt kandidieren“, sagt sie. Vielleicht ist bis dahin auch die Zukunft eines „Sorgenkindes“ klarer: „Vor zehn Jahren haben wir die Überbetriebliche Ausbildungsstätte (ÜBA) der Friseur-Innung Krefeld an der Kochstraße eröffnet. Der Vertrag läuft im nächsten Jahr aus und wir müssen entscheiden, wie es weitergeht.“
Marc Peters, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein, ergänzt: „Vor zehn bis fünfzehn Jahren war der Friseurberuf insbesondere für Frauen noch ein Top-Ten-Beruf im Handwerk. Das hat sich geändert. Und wegen der rückläufigen Ausbildungszahlen im Friseur-Handwerk ist die Finanzierung einer eigenen ÜBA eine Herausforderung. Aber es gibt dazu noch keine Beschlüsse.“
Losgesprochen wurden: Rümeysa Aksoy (Ausbildungsbetrieb: Neslihan Kum), Sophie Baum (Salon Christina Browatzki), Louisa Bols (Salon Bols), Felicitas Braunstein (HAARzauber GmbH), Natalia Ewa Ciszkowska (IMBSE GmbH), Jana Dams (Oliver Schmidt und Heike Müller GbR), Ramona Glogowiec (Salon Sabine Reiche), Jana Mahler (SBH West 1 GmbH), Celina Rybarczyk (Salon Marc Zeiffer), Meik Eik Schmitz (Salon Sabine Bern) und Sehra Simsek (Friseur Butzen GmbH).