Illegale Abfallentsorgung Immer mehr wilde Müllkippen in Krefeld

Krefeld · In den vergangenen fünf Jahren steigt die Zahl von 5000 auf 10 000 illegal entsorgte Haufen. Am schlimmsten sei es in Stadtmitte, heißt es bei der GSAK. Deren Chef Wilfried Gossen sieht dafür auch psychologische Gründe.

Eine wilde Müllkippe an einem Recycling-Container für Glas und Papier an der Neuen Linner Straße/Ecke Philadelphiastraße. Auch hier  sind Straße und Bürgersteig häufig stark verschmutzt.

Foto: Ja/Bischof, Andreas (abi)

3282 Kubikmeter Abfall haben die Mitarbeiter der Gesellschaft für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft Krefeld (GSAK) im vergangenen Jahr auf wilden Müllkippen gefunden und eingesammelt. Das ist mehr als das Doppelte im Vergleich zu 2014. Vor fünf Jahren waren es 1534 Kubikmeter. Die Zahl der illegal entsorgen Haufen in Krefeld ist in dieser Zeit von rund 5000 auf rund 10 000 angestiegen.

Am häufigsten betroffen sind nach der Bilanz der Stadttochter die Prinz-Ferdinand Straße und die Roßstraße, beide in Stadtmitte. In den negativen Top 10 der Statistik sind außerdem: die Inrather, Kölner, Gladbacher und Hülser Straße. „Allerdings muss man die Straßenlänge berücksichtigen“, sagt GSAK-Chef Wilfried Gossen. Da fällt halt für jeden Kilometer mehr womöglich auch mehr an. Dass wilde Müllkippen eher in der Mitte Krefelds ein Problem sind als in den Außenbezirken, ist allerdings kein neues Muster. In der Vergangenheit sei Cracau ein Schwerpunkt gewesen, sagt Gossen, „besonders die Bereiche Alte Linner Straße, Neue Linner Straße, Vereinsstraße, Dießemer Straße, Luisenstraße, Hardenbergstraße und Seidenstraße“.

Wenn Abfall neben Mülleimer steht, ist das eine wilde Müllkippe

Wilde Müllkippen sind dabei für die GSAK „sämtliche Verunreinigungen durch Abfall“ — in der Regel seien sie illegal. Auch wenn Unrat neben einen Papierkorb gestellt werde, sei das eine wilde Müllkippe.

Mit Sonderabfall haben die GSAK-Mitarbeiter dabei eher selten zu tun. Häufig seien es normaler Hausmüll, Sperrmüll oder auch Elektrogeräte, zählt Gossen auf.

Vorkommen könne aber fast alles, „vom Traktorreifen bis zum Surfbrett“. Brennpunkte seien vor allem die Depotcontainerstandplätze für Glas und Papier.

Gesicherte Erkenntnisse, warum es in den vergangenen Jahren immer mehr wilde Müllkippen geworden sind, gibt es nicht.  „Subjektiv ist die Hemmschwelle bei vielen Bürgern gesunken“, vermutet Gossen. Selbst wenn Mitarbeiter jemanden auf frischer Tat ertappten, hätten viele kein Unrechtsbewusstsein.

Fakt sei auch ein starker Unterschied zwischen den zentralen Stadtteilen mit Mehrfamilienhäusern und denen mit Einfamilienhäusern. Bei Letzteren sei „die Sauberkeit allgemein besser als in Bereichen mit Geschosswohnungsbau“, bilanziert Gossen. Und Gleiches gelte auch für die Anzahl wilder Kippstellen. „Wir gehen davon aus, dass in den Außenbezirken eine höhere soziale Kontrolle erfolgt.“

Einerseits reinigt die GSAK nun häufiger Plätze wie zum Beispiel an den Glas- und Papiercontainern. Andererseits setzt Gossen auch Hoffnungen auf das zusätzliche Personal, das im Rahmen des „Sicher-und-sauber“-Konzepts der Stadtverwaltung eingestellt wird und unter anderem den Kommunalen Ordungsdienst (KOD) aufstocken soll. „Das wird sicherlich helfen.“ Es sei wichtig, dass alle Beteiligten für Sicherheit und Sauberkeit in Krefeld gemeinsam an einem Ziel arbeiteten.

Es sollen in Zukunft „Mülldetektive“ – angesiedelt beim Kommunalbetrieb – gemeinsam mit dem KOD und gegebenenfalls mit  Unterstützung der Polizei dafür zuständig sein, die Übeltäter dingfest zu machen. Eine gefundene Adresse im Abfall zum Beispiel kann den Verantwortlichen allerdings nur entlarven. „So etwas ist nicht immer ausreichend, um den Verursacher auch tatsächlich zu belangen. Eindeutig ist nur das Ertappen auf frischer Tat“, erklärt Gossen.

Illegale Abfallentsorgung zu bestrafen ist das Eine. Für Gossen ist aber auch die Aufklärung der Bürger  wichtig. „Das fängt bei den Kindern an“, sagt er. Pro Jahr können zehn bis 20 Kindergartengruppen die Arbeit der GSAK kennenleren. „Wir sehen uns als Stadtreinigungsbetrieb ebenso wie die Stadt oder das Umweltzentrum in der Verantwortung, die Bürger über Abfallvermeidung, Sammelsysteme und Mülltrennung zu informieren.“