Landgericht Zehn Jahre nach der Tat vor dem Richter
Yasar A. muss sich vor dem Landgericht wegen besonders schwerem Raub verantworten.
Krefeld. Folgt man der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft, sitzt mit Yasar A. ein Mann auf der Anklagebank, der sich zehn Jahre nach der Tat für einen schweren Raubüberfall verantworten muss. Er hatte sich 2005 einer Verhaftung durch Flucht entzogen, wurde mit internationalem Haftbefehl gesucht und war erst im Dezember des vergangenen Jahres in Amsterdam festgenommen worden.
Der Vorwurf laut Staatsanwalt: Im Juli 2005 wurde ein Geschäftsmann in Krefeld in seinen Firmenräumen an der Elisabethstraße überfallen und um 77 000 Euro erleichtert. Yasar A. soll gewusst haben, dass der Mann immer wieder hohe Bargeldbeträge vor Ort habe und die Tat mit Komplizen geplant haben. A. habe seine Mittäter instruiert, die Maskierung und die Bewaffnung geplant. Er sei vor Ort gewesen und habe das Signal zum Raubüberfall gegeben, nachdem der Geschäftsmann mit dem hohen Bargeldbetrag seinen Betrieb betreten hatte.
Drei Räuber hatten damals mehrere weitere Personen im Betrieb mit Klebeband an Händen und Füßen gefesselt und den Geschäftsmann schließlich mit einer geladenen Schusswaffe am Kopf zur Herausgabe des Geldes gezwungen. Den mutmaßlichen Komplizen wurde bereits der Prozess gemacht.
Nach seiner Festnahme am 26. Dezember 2014 in Amsterdam saß A. bis 18. März in Auslieferungshaft, zurzeit ist er in der JVA in Willich. Zur Anklage wollte sich der 53-Jährige am Freitag nicht äußern, wohl aber zu seinem Lebenslauf. Der führte das Kind eines türkischen Gastarbeiters 1976 nach Duisburg, wo damals der Vater lebte und zeitweise auch zwei Brüder. Die Krebserkrankung des jüngeren 2002, so stellte es der Angeklagte am Freitag unter Tränen dar, habe ihn dazu gebracht, „sich mit jedem schmutzigen Geschäft zu beschäftigen, mit dem Ziel, größere Geldbeträge zu finden, um meinem Bruder zu helfen“. Eine Tumortherapie in Kuba, China oder Amerika habe er dem geliebten jüngeren Bruder auf diese Weise ermöglichen wollen, beantwortete A. eine Nachfrage des Richters der 2. Großen Strafkammer. Erfolgreich, so sagte er aus, sei er dabei nicht gewesen.
In der Türkei, seinem Heimatland, ist Yasar A. bisher strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten. Der Prozess wird Ende September mit Zeugenvernehmungen fortgesetzt.