Zensus: Wo sind die Krefelder?

Klage: Da das Ergebnis der Volkszählung stark von den eigenen Erhebungen abweicht, wehrt die Stadt sich.

Krefeld. Krefeld hat ein Problem mit seiner Einwohnerzahl. Wenn das Ergebnis der jüngsten Volkszählung stimmt, wohnen in der Samt- und Seidenstadt nur noch 222 247 Menschen. Das hat der sogenannte Zensus am 9. Mai 2011 ergeben.

Krefeld will das nicht akzeptieren. Der Rat hat die Verwaltung beauftragt, gegen den Bescheid zur Feststellung der amtlichen Einwohnerzahl Klage beim Verwaltungsgericht Düsseldorf zu erheben.

Die Verwaltung verweist auf die amtliche Bevölkerungsfortschreibung. Demnach müsste Krefeld 234 871 Einwohner haben. Die beim Zensus ermittelte Zahl liegt aber um 12 624 oder 5,4 Prozent darunter. Krefeld zählt damit im Vergleich der deutschen Großstädte zu den größten Verlierern der Volkszählung 2011.

Auch beim Abgleich mit dem Melderegister der Stadt zeigt sich eine deutliche Abweichung nach unten: Zum Stichtag gab es demnach 228 017 Krefelder — 5770 Personen oder 2,6 Prozent mehr als beim Zensus ermittelt.

In einem Brief an das Statistische Landesamt IT NRW wählt Stadtdirektorin Beate Zielke deutliche Worte. „Die derart hohe Abweichung zwischen Zensuszahl und Melderegister kann nicht nachvollzogen werden“, schreibt Zielke. Für die Stadt Krefeld sei die Einwohnerzahl laut Zensusergebnis „nicht akzeptabel“.

Hintergrund des Unmuts: Wer weniger Bürger zählt, erhält auch weniger Geld vom Land. Entsprechend heißt es im Pressedienst der Stadt vom 19. Dezember: „Die Feststellung der neuen amtlichen Einwohnerzahl hat weitreichende Auswirkungen, insbesondere auf die Schlüsselzuweisungen des Landes.“

Auf Nachfrage der WZ, in welcher Höhe die Zuweisungen aus Düsseldorf sinken könnten, will sich die Verwaltung allerdings nicht festlegen. Eine konkrete Aussage zu den finanziellen Einbußen aufgrund des Zensus sei nicht möglich. Die Höhe der Schlüsselzuweisungen des Landes werde nicht nur von der Einwohnerzahl, sondern auch von anderen Faktoren und deren Gewichtung beeinflusst (siehe Infokasten).

Dass es um viel Geld geht, zeigen die Etatplanungen von Kämmerer Ulrich Cyprian. Demnach hat Krefeld in diesem Jahr Schlüsselzuweisungen in Höhe von 112,1 Millionen Euro erhalten. Für 2014 hofft die Stadt auf 135,3 Millionen Euro.

Die Angst, dass es wegen der Volkszählung weniger werden könnte, macht sich nicht nur in Krefeld breit. Das belegen Zahlen aus dem Innenministerium in Düsseldorf. Demnach rollt auf das Land eine Klagewelle zu.

32 Kommunen gehen gerichtlich gegen die Zensus-Ergebnisse vor, weitere 20 wollen sich ihnen anschließen. Bundesweit liegt die Zahl der Städte und Gemeinden, die klagen werden, längst im dreistelligen Bereich.