Zentralabitur: Ganz nervös bei der Premiere
Arndt- Schüler nach den Klausuren: „Wussten nicht, was Düsseldorf uns zutraut“.
Krefeld. Die Gefühle der drei Arndt-Schüler sind - wenige Minuten nach der letzten schriftlichen Abitur-Prüfung - noch reichlich gemischt. "Es ist geschafft, aber wir realisieren das Ganze noch nicht", sagen Raik Döhne (19) und Maximilian Harrison (19). "Vielleicht kommt die Erleichterung erst später, wenn wir nicht mehr für eine Klausur lernen müssen und Langeweile aufkommt." Der 20-jährige Mathias Pasch lässt dagegen eine etwas temperamentvollere Äußerung zu: "Keine Klausur mehr", freut er sich und streckt die Arme in die Höhe. Beim Gespräch bleiben die drei Abiturienten stehen. Einheitlicher Kommentar: "Gesessen haben wir den ganzen Morgen."
Die Gymnasiasten haben nicht nur die schriftlichen Abi-Prüfungen hinter sich, sondern gehören auch zum ersten Jahrgang, der das Zentralabitur in Nordrhein-Westfalen ablegt. "Wir waren sehr nervös", erklären die Schüler, "denn wir wussten nicht, was uns Düsseldorf zutraut und schickt. Nach endlosen Debatten waren die Lehrer so schlau wie wir."
Die Pannen in drei Fächern haben sie wohl mitbekommen. Die Aufgabenstellung war mangelhaft. Doch diese Fehler konnten sie nicht erschüttern: "Wir wussten, dass unsere Kurse nicht davon betroffen waren, aber auch die Mitschüler mit der betroffenen Fächerwahl waren nicht besorgt", erzählen die Abiturienten. "Wir wussten, dass bei der Bewertung darauf Rücksicht genommen werden würde. Da hatten wir vollstes Vertrauen." Einheitliche Meinung: "Eine Nachschreibklausur wäre schlimm gewesen. Die wäre auch aus Düsseldorf gekommen."
Jetzt wissen die Schüler, dass die große Aufregung vor dem ersten Griff zum Füller unnötig war. "Wir haben uns zuviel Stress gemacht. Es war leichter und besser als gedacht. Die Gesamtschüler müssen bei der neuen Abi-Regelung ja auch klarkommen. Möglicherweise liegt es daran", denkt Mathias Pasch, und Maximilian Harrison ergänzt: "Vielleicht sollte man die Gesamtschulen abschaffen. Dann hat man das Problem nicht mehr, dass sie schlechter sind. Denn das zieht uns bei einem Zentralabi herunter."
Die Abiturienten denken, dass sich NRW bei der Einführung der neuen Regelung in Bundesländern wie Bayern hätte schlau machen sollen, die das Zentralabitur bereits durchführen. "Dann hätte man einen einheitlichen Standard finden können, ohne Bonuspunkt verteilen zu müssen, wenn man dort studieren möchte."
Weitere kritische Anmerkungen der Arndt-Gymnasiasten zum Zentralabitur. Raik Döhne: "Was gilt dieser Vergleich, wenn die Voraussetzungen dafür nicht garantiert einheitlich sind und sein können?" Das beginne bereits bei Stundenplan und -zahl, bei Unterrichtsausfall und den Themen, die ein Pädagoge mehr vertiefe als der andere. Gut fanden sie, dass die zu erreichenden Punkte bei den Aufgaben angegeben waren. "Wir konnten die mit der hohen Punktzahl zuerst lösen, falls wir in Zeitnot gekommen wären."
Nun ist’s geschafft. Die drei Schüler haben die schriftlichen Prüfungen mit Physik abgeschlossen. Sie wollen nun die Sonne genießen, relaxen, grillen, ausruhen und ehrenamtlich arbeiten. "Zwei Wochen lang nichts tun, dann kommt die Vorbereitung für die mündliche Prüfung", sagen sie. "Wir haben einige Wochen für das schriftliche Abi viel gelernt."
Der Schulleiter des Arndt-Gymnasiums, Harald Rosendahl, sagt zum Thema Zentralabitur, das auch für ihn neu war: "Es ist wünschenswert. Seine Durchführung ist eine logistische Leistung, vergleichbar mit der Fußball-WM. Ich habe die Aufgaben samt Korrekturen vom PC genommen und weitergegeben. Bei uns lief alles unproblematisch."