Zivilcourage Der Traum von vier schönen Wällen

Krefeld · Die „Initiative Stadtkultur Krefeld“ will die Historie des Zentrums hervorheben. Dafür gab es einen Preis der FDP.

Der Preis für bürgerschaftliche Zivilcourage 2019 ging an (v.l.): Siegfried Gronert, Thomas Müller und Harald Hullmann.

Foto: Ja/Dirk Jochmann

Die Organisatoren der „Initiative Stadtkultur Krefeld“ hätten es gerne gesehen, die Jubiläen 100 Jahre Bauhaus und 200 Jahre Wälle in diesem Jahr zusammen zu feiern. Vor drei Jahren gaben sie den Anstoß bei Politikern und Verwaltungsleuten dazu, das historisch wertvolle Rechteck dafür entsprechend herzurichten. Daraus wurde nichts, passiert ist bekanntlich wenig.

Jetzt erhielten die drei Männer symbolische Hilfe der Krefelder FDP. Am Dreikönigstag überreichten die Liberalen ihren Preis für bürgerschaftliche Zivilcourage an die Initiatoren. Davon versprechen sie sich einen Aufschwung für ihr Anliegen, denn aufgeben wollen sie keineswegs.

Die Initiative möchte mit Beharrlichkeit überzeugen

Die Verbindungen zwischen dem Stil Bauhaus und den vier Krefelder Wällen seien vielfältig, berichtet Design-Professor Siegfried Gronert, der den Preis gemeinsam mit Design-Professor Harald Hullmann und dem Pädagogen Thomas Müller, der Künstlergespräche über Kunst und Stadtplanung initiierte, entgegen nahm.

„Diese sind vor allem in der Stadt-Geschichte der reichen Seidenfabrikanten zu sehen“, erklärt Gronert weiter und Müller ergänzt: „Im Zentrum der Planungen und Überlegungen zur Krefelder Stadtkultur 1819 bis 2019 kann das klassische Erbe vom Vagedes-Plan über die Bauten von Mies van der Rohe bis zu den Werkkunstschulen als Grundlage für die heutige Identitätssuche der Stadt Krefeld gesehen werden.“ Dieses Erbe solle in seiner Einheitlichkeit und Geschlossenheit bewahrt werden, heißt es weiter.

Geht Krefelds viereckiger Schatz langsam unter?

Die engagierten Männer betonen, dass sie keine Forderungen stellen, sondern mit freundlicher Beharrlichkeit überzeugen möchten. Sie hoffen auf Unterstützung durch den Oberbürgermeister, der nun auch für die Kultur zuständig sei und wünschen sich als nächstes, dass ein Gremium gebildet wird, das ein Gesamtkonzept für die vier Wälle und ihre Randbebauung erstellt und koordiniert.

Wenn nichts getan wird, fürchten sie um den Bestand des viereckigen Schatzes, der für die Innenstadt so prägend sei. Die Liste der Kritikpunkte an der aktuellen Gestaltung ist lang. Die Wälle drohten, im fließenden Verkehr, mit den Parkplätzen, den teilweise ungepflegten Grünflächen und scheinbar willkürlich platzierten Elektrokästen, mit einem völlig unbrauchbaren Pavillon auf dem Ostwall und einem gefährlich eingezäunten Kinderspielplatz auf dem Südwall sowie mit den vielen leerstehenden Läden und sozialen Umbrüchen unterzugehen.

Vielmehr möchte die „Initiative Stadtkultur Krefeld“ bei der Gestaltung künftig eine Fokussierung auf alle vier Wälle, nicht nur auf einen oder auf Abschnitte, damit sie nicht durch Einzelmaßnahmen auseinanderbrechen. „Alle sind gleich, in Beleuchtung, Pflasterung, Grünanlagen und ihrer Pflege und in einem Konzept, das langfristig umgesetzt wird.“

An ihren Eckpunkten solle temporär zeitgenössische Kunst aufgestellt werden, die einen zusätzlichen Grund gebe, die Wälle zu besuchen. „Wie schön wäre es gewesen, wenn die Krefelder und ihre Besucher aus Düsseldorf und Umgebung in diesem Bauhausjahr nach Krefeld gekommen wären, und vom Schütte-Pavillon im Kaiserpark aufgebrochen wären, zu den hergerichteten Wällen in der Innenstadt samt Flanier- und Verweilcharakter und zu Hause erzählt hätten, wie schön, gepflegt und historisch wertvoll doch Krefeld ist“, stellen sich die drei Geehrten vor. Und: „Je besser die Wälle, umso besser das Umfeld.“

Liberale erkannten Denkmalwert der Wälle zwischenzeitlich nicht

Aktuelle Baustellen am Südwall zeugten zwar von den ersten Maßnahmen der Stadt, doch schon hagele es Kritik, hakt Krefelds FDP-Vorsitzender Joachim C. Heitmann ein: „Es gibt bereits wütende Briefe von Bürgern, die sich ärgern, dass Parkplätze wegfallen.“ Er gibt in seiner Lobrede auf die Initiative zu, dass auch die Liberalen den Denkmalwert des Wälle-Ensembles zwischenzeitlich aus den Augen verloren hätten.

Dennoch betont er, dass die Verantwortlichen der Initiative nicht ganz erfolglos gewesen seien und über die zuständigen Ausschüsse eine Denkmalbereichssatzung für die Wälle und Umgebung beauftragt hätten. Für Initiative und Zivilcourage erhielten die drei Männer ihre Preise in der Hoffnung, „dass sie noch mehr Beachtung in der Öffentlichkeit finden und für die vier Wälle Ergebnisse erhalten, spätestens zum Stadtjubiläum 2023“, sagt Parteichef Heitmann.