ZOO Gorilla Bobóto ist unternehmungslustig
Krefeld · Drei Monate alt ist das Affenbaby. In diesem Alter fangen Mutter und Kind an, miteinander zu spielen – ein wichtiger Schritt.
Gekuschelt wird weiter. Auch drei Monate nach Baby Bobótos Geburt wird der Kleine viel an Gorilla-Mama Miliki hängen. Aber ab dem Alter von etwa zwölf Wochen werden die beiden jetzt irgendwann anfangen zu spielen. „Vorher haben Mutter und Kind sehr engen Körperkontakt, dann beobachtet der Nachwuchs die Bewegungen der Mutter und versucht beim Spielen zum Beispiel, mal nach etwa zu greifen oder etwas zu bewegen“, berichtet Petra Schwinn, Pressesprecherin des Krefelder Zoos, über die Entwicklung, wie sie aus freier Wildbahn bekannt ist.
Hundertprozentig lässt sich das nicht aufs Leben im Gorilla-Gehege und den am Silvestermorgen geborenen Boboto übertragen, zumal Miliki als megaentspannte Mutter beispielsweise viel früher als erwartet den Kleinen auch einmal abgelegt hat, etwa um die Hände fürs Essen frei zu haben. „Und Bobóto selbst ist sehr munter. Seine Mutter musste ihn letzte Woche schon zurückhalten, sonst wäre er einfach von ihr weg gekrabbelt“, erzählt Schwinn.
Damit hat der Gorilla-Junge schon einmal mutig ausprobiert, was später im Jahr als ein wichtiger Entwicklungsschritt zu erwarten ist – voraussichtlich im August/September. „Mit acht Monaten nimmt der physische Kontakt bei den Gorilla-Kindern etwas ab, sie sind dann in einigem Abstand im Radius um die Mutter unterwegs und erkunden die Welt. Aber für die Mutter sind sie immer noch in greifbarer Nähe“, berichtet Schwinn, „und wenn die Mutter weggeht, springt das Kind auf sie oder sie nimmt es an ihren Bauch.“
Ein hübscher Anblick wird ab etwa dem 18. Lebensmonat zu sehen sein. „Dann reiten die Jungtiere auf dem Rücken ihrer Mütter“, so Schwinn. Das geht so bis Alter von etwa dreieinhalb Jahren. „Dann werden sie aber auch zu schwer.“ Die räumliche Abnabelung bedeutet jedoch nicht, dass damit auch das Stillen ein Ende hat. Noch bis zum Alter von viereinhalb oder fünf Jahren trinkt der Nachwuchs immer wieder mal bei der Mutter. Die feste Nahrung, die Gorillas bevorzugen, ist mit Blättern, Wurzeln und Sprossen ansonsten eher einseitig im Vergleich zu den anderen Menschenaffen.
Auch dabei ist Bobóto schon jetzt manchmal experimentierfreudig. „Als es Weidenzweige zum Futtern gab, hat Bobóto an einem Zweig geleckt oder gelutscht“, erzählt Schwinn. „Er hat also großes Interesse an allem, was um ihn herum vorgeht.“
Auch in der Entwicklung vom Baby zum ausgewachsenen Affen unterscheiden sich Gorillas stark von den anderen Arten. „Sie durchlaufen in freier Wildbahn die schnellste Entwicklung unter den Menschenaffen“, erzählt Schwinn. Sie haben eine kürzere Kindheit und frühere Jugend als Schimpansen oder Orang-Utans. Das erklären Experten damit, dass sie die kleinsten Gehirne unter den Menschenaffen haben. „Sie müssen auch nicht ganz so viel lernen, was die Nahrung angeht, weil sie länger bei der Gruppe sind. Eine Schimpansenmutter kann mit ihrem Kind auch mal alleine unterwegs sein oder mit anderen Müttern oder in einer Gruppe mit 30 oder 40 anderen Tieren. Da müssen die Kinder viel mehr komplexes Sozialverhalten lernen.“ Gorillas leben in einer festen Familiengruppe mit dem Silberrücken als Chef.
Was die Krefelder Gruppe mit Oberhaupt Kidogo angeht, ist durch die Geburt Bobotos eine neue Dynamik hinein gekommen. Mit einer ruhigen und entspannten Stimmung. Das war schon vier Wochen vor der Geburt des jüngsten Zuwachses so. Großes Interesse zeigt Bobótos Halbbruder Tambo. „Er hat schon mehrmals Kontakt zu ihm aufgenommen“, so Schwinn.