Naturschutz Zum Schutz der Artenvielfalt

Der Rückgang von Meise, Zaunkönig und Buntspecht in Krefeld zeigt, wie wichtig es ist, naturnahe Lebensräume zu erhalten. Die Stadt investiert für ihre Programme 400 000 Euro.

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Krefeld. Auffallend wenig Meisen, Finken und andere Vögel haben sich in den vergangenen Monaten an Futterstellen sowie in Gärten und Parks blicken lassen. Das bestätigt auch Nabu-Vogelschutzexperte Lars Lachmann: „So wenige Vögel wie in diesem Winter hatten wir schon lange nicht mehr.“ Das belegt anschaulich die diesjährige Zählung der Wintervögel, bei der in Krefeld 248 Beobachter mitgemacht haben. In 171 Gärten zählten sie 4507 Vögel. Ein Jahr zuvor waren es in 120 Gärten 4092 Vögel.

Alarmierend ist dabei vor allem der Rückgang einzelner Arten wie Kohl- und Blaumeise, Buntspecht, Zaunkönig, Gimpel und Kleiber. Hauptsächliche Gründe hierfür sind der Verlust an natürlichen Lebensräumen und Nahrungsquellen in ländlichen und städtischen Bereichen — wie auch das Insektensterben. Welche Maßnahmen die Stadt für den Erhalt der Artenvielfalt vor Ort umsetzt, darüber sprach die WZ mit Umweltdezernent Thomas Visser.

400 000 Euro jährlich investiert die Stadt in Entwicklungs-, Pflege- und Unterhaltungsmaßnahmen. „Diese Mittel stammen überwiegend aus Fördertöpfen der EU und des Landes NRW“, sagt Visser. 20 Prozent der Summe bringt die Stadt selber auf. Angesichts eines Millionen-Haushalts ein kleiner Betrag. „Wir haben in Krefeld Glück, wir sind eine vergleichsweise grüne Stadt.“

Dennoch müssen Verwaltung und Politik, aber auch die einzelnen Bürger aufpassen, dass das nicht kippe durch zu starke Freiflächen-Versiegelung bei großen Bauprojekten wie auch in privaten Gärten. „Nur das Wechselspiel von bebauten und unbebauten Flächen gewährleistet Lebensraum für Sing- und Gartenvögel.“ Dazu gehören auch die Pflanzenvielfalt und heimische insekten- und vogelfreundliche Sträucher. Beliebte Gehölze wie Forsythie, Kirschlorbeer und Scheinzypresse gehören nicht dazu — ebenso wenig wie mit Schottersteinen verfüllte Vorgärten.

Ein gelungenes Beispiel hingegen ist in der Innenstadt die Blumenstraße mit der Neupflanzung der Rotdorn-Bäume. „Hier wollten die Hauseigentümer erstmals weniger Parkplätze zugunsten der neuen Baumbeete vor ihren Häusern“, sagt Visser. Insekten und damit auch Vögel finden seither im Straßenraum vermehrt Nahrung und Brutmöglichkeiten.

Die Stadt trägt mit zahlreichen Programmen zum Erhalt der Artenvielfalt in Krefeld bei. Dazu gehören die Kiebitz-Schutzprogramme in Benrad und am Elfrather See, Blühstreifen- und Ackerwildkräuterprogramme ebenso wie Ausgleichsmaßnahmen bei Bauprojekten. Im Hülser Bruch, in Orbroich und an den Niepkuhlen wird eingeschränkt gedüngt und angepasst gemäht zur Förderung von Blühpflanzen und Bodenbrütern. Es gibt Programme zur Pflege, Neuanlage und Nachpflanzung von Obstwiesen und Kopfbäumen zur Förderung bestimmter Vogel-, Fledermaus- und Insektenarten und zu Erhalt und Pflege von Landschaftshecken.

Ein besonderes Augenmerk verdienen der Wiesenknopf und Ameisenbläuling im Latumer Bruch, der Erhalt des Schilfgürtels Riethbenden, das Anbringen von Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse bei Neubauarbeiten und der Schutz gefährdeter Amphibienarten wie des Kammmolchs. Dessen Population im Greiffenhorstpark wurde fast vollständig im Rahmen der Euroga 2002 zerstört.