Erkrath Blindgänger tötete 1945 sieben Kinder
Erkrath. · Vor 75 Jahren, am 14. Mai 1945, kamen an der Gans nördlich des Nordbahnhofs sieben Kinder ums Leben. An sie erinnert ein Obelisk, den das heimische Künstlerduo „Prima Neanderthal!“ aus Anlass des Jahrestags in Gold gehüllt hat.
Der Obelisk an der Gans nördlich des Nordbahnhofs ist nicht besonders groß. Das Mahnmal erinnert an das Schicksal der sieben Kinder im Alter von sieben bis 14 Jahren, die dort vor 75 Jahren, am 14. Mai 1945, bei einer Explosion ums Leben kamen, weil sie dort unbeaufsichtigt mit Blindgänger-Granaten gespielt hatten.
Der Heimatverein Ercroder Jonges regte zum Gedächtnis an dieses traurige Ereignis die Aufstellung eines Denkmals in Form eines Obelisken am Ort des Geschehens an. Der Obelisk als Baukörper aus dem alten Ägypten symbolisiert die steingewordenen Strahlen des Sonnengottes und ist die Verbindung zwischen der hiesigen und der Götterwelt. Ihre Spitzen waren vergoldet. Dieses alte Symbol in Verbindung mit der Lebenskraft der Sonne überhöhten Katy Schnee und Volker Rapp, bekannt als Künstlerduo „Prima Neanderthal!“, jetzt mit dessen kompletten Vergoldung. Der Würfel des Mals, der den Sockel bildet, misst in der Höhe 1,30 Meter, gekrönt von der anmutigen Form der Pyramidenspitze.
Anlass der Vergoldung war der 75. Jahrestages des Weltkriegsendes in Europa am 8. Mai und des Europatages am 9. Mai. Die Installation sollte ausdrücklich nicht durch umrahmende Aktionen wie etwas einem Konzert ergänzt werden. Volker Rapp, der neben Katy Schnee die Initiative trägt, ist selbst Musiker und setzt dennoch ganz auf die Pietät der Stille: „Es sollte pur wirken.“
Entstanden ist die Idee zu dem Projekt erst eine Woche zuvor. Der befreundete Künsterzusammenschluss „Ständige Vertretung Erfurt“ machte die Erkrather auf die Aktionstage unter dem Motto „Gold statt Braun“ des Kulturvereins „Die Viele“, der sich bundesweit für eine Sicherung der Kunstfreiheit einsetzt, aufmerksam. Da Gold ohnehin die Signaturfarbe von Prima Neanderthal ist, in der man schon viele öffentliche Installationen gestaltet hat, war ein Konzept im Handumdrehen geboren.
Goldene Hülle erhöht die ausgestellten Gegenstände
Jörg Albert als Vorsitzender des Heimatvereins Ercroder Jonges, der für die Pflege des Mahnmals verantwortlich ist, unterstützte die Aktion. Volker Rapp erläutert den Kreativkniff: Man stellt Gegenstände unter eine Hülle und erhöht sie durch die Goldfarbe.“ Die technische Schwierigkeit besteht im unsichtbaren Anbringen des haltgebenden Klebebands und der sinkenden Qualität der Folie, die früher noch mit festigender Goldfarbe bedampft war. Zusätzliche Aufmerksamkeit wird jedoch durch das Rascheln und Knistern der Folie im Wind geschaffen. „Das Mahnmal, das sonst aus dem Fokus gerückt ist, wird so in seiner Bedeutung hervorgehoben.“ So hofft jedenfalls Rapp im Hinblick auf das einmalige Vorhaben. Selbst die sonst so emsigen Künstler von „Prima Neanderthal!“ sind durch die Gesamtkrise ausgebremst. Rapp sieht die Zukunft offen: „Im Moment ist alles auf Eis gelegt. Im Prinzip ist das Jahr 2020 gelaufen. Wir warten mal ab, was wir noch schaffen.“