Ein Blick über den Zaun ist erwünscht
Die Erkrather Marten und Nina Wirtz öffneten am Tag der offenen Gartenpforte ihre grüne Oase für Besucher.
Erkrath. Beim Ehepaar Wirtz wächst eine Birnenquitte im Garten. Die Früchte dieses seltenen Baumes sind klein, verschrumpelt und hart. Der säuerliche Geschmack erinnert stark an Birnen. Eine Ernte von bis zu 80 Kilogramm gibt der Birnenquittenbaum jährlich her. Das Ehepaar Wirtz macht daraus Marmelade und Likör. Und allsommerlich können Gartenfreunde bei Nina und Marten Wirtz diesen Baum und den dazugehörigen Garten bestaunen — das Ehepaar beteiligt sich seit 2011 beim „Tag der offenen Gartenpforte“.
Im Jahr davor übernahmen die beiden Erkrather das Grundstück mit 300 Quadratmeter Gartenfläche: „Ich bin praktischerweise ausgebildeter Landschaftsgärtner“, sagt Marten Wirtz, „und meine Frau und ich haben den Garten sogleich nach unseren Vorstellungen umgestaltet“. Die knorrige Birnenquitte und einige Rosenbeete hat das Ehepaar so belassen. Doch seit der Übernahme hat sich sehr viel getan: „Wir sind auf das Gesamtbild stolz“, sagt Marten Wirtz.
Unter der Birnenquitte steht eine Sitzbank. Skurril: An ihren Ästen hängen alte Stiefel, aus denen Lobelien wachsen — kleine violette Blumen. Es gibt einen Wasserlauf, zusammengefügt aus Bergischer Grauwacke, der in einen kleinen Teich fließt. Darin tummeln sich Goldfische und es entspringt eine Fontäne. Das alles wird umrandet von Rosen verschiedenster Farben. Über der Terrasse wuchern Weinreben und im Beet sprießen Heidelbeeren, Knoblauch und Erdbeeren. Dahinter stehen kleinere Bäume, die Äpfel und Pflaumen tragen. In der Gartenmitte steht ein eiserner Pavillon mit drei Stühlen.
Neben diesem Blickfang windet sich ein roter Backsteinweg bis an das hintere Ende des Grundstückes. Einen ehemaligen Hühnerstall hat das Ehepaar Wirtz zum Lager für Feuerholz umfunktioniert. Es gibt auch ein Wildbienenhotel. Und wenn fruchttragende Pflanzen von Blattläusen heimgesucht werden, bemüht sich das Ehepaar um Marienkäfer zur Beseitigung: „Wir ziehen die ökologische Herangehensweise vor. Spritzmittel sind bei uns tabu.“
Die Besucher vergessen in diesem Garten schnell, dass sie sich im Gewerbegebiet Steinhof befinden. Gleich hinter dem Grundstück liegt ein Park-and-Ride-Parkplatz der S-Bahn-Haltestelle Alt-Erkrath. Doch von Bahnhofsfeeling fehlt hier jede Spur. Nur ein Hinweisschild an einer Holzwand wirkt etwas irritierend. Dessen Funktion war es einmal, auf Parkplätze in zwei benachbarten Straßen hinzuweisen. Marten Wirtz klärt auf: „Dieses Schild ist kurios, da die beiden Straßennamen falsch geschrieben sind.“ Es hieße Steinhof und nicht „Am Steinhof“, und es heiße Rathelbecker Straße, doch fehlt das C in „-becker“.
Jedes Jahr kommt die Seniorin Marga Wessel aus Neuss am Tag der offenen Gartenpforte zum Ehepaar Wirtz, dieses Mal mit Sohn Frank. „Wir sind inzwischen gute Bekannte geworden“, meint Marga Wessel. Sie selber besitzt keinen Garten, schätzt aber die Geselligkeit mit den Gartenbesitzern und anderen neugierigen Besuchern — man kann auf der Terrasse sitzen, miteinander reden oder einfach nur gemeinsam in den schönen Garten blicken.
Als sie mit ihrem Sohn schließlich aufbricht und sich von Marten Wirtz verabschiedet, fügt der Landschaftsgärtner hinzu: „Ich werde Sie wohl auf unserem Weihnachtsmarkt begrüßen dürfen.“ Richtig — seine Frau Nina und er lassen ihren Garten im Dezember weihnachtlich herrichten. So entsteht ein kleiner Markt im südwestlichen Zipfel von Alt-Erkrath.