Ratingen Franzosen applaudieren Pflegern jeden Tag

Ratingen/Maubeuge. · Das Ehepaar Pierre und Veronique Lefevre lebt in Ratingens französischer Partnerstadt Maubeuge. Sie berichten über die Lage.

Veronique Lefevre hat gut für die Krise vorgesorgt: mit Desinfektionsmitteln und reichlich Lebensmitteln.

Foto: RP/Freundeskreis

Seit nunmehr 62 Jahren besteht die Städtepartnerschaft zwischen der französischen Stadt Maubeuge und Ratingen über viele Vereine und Schulen. Die Freunde Ratingens von UTEL Maubeuge (das ist die dortige Volkshochschule) hat mit zwei Aktiven aus Maubeuge Kontakt aufgenommen. Veronique und Pierre Lefevre sind beide Rentner und an dem freundschaftlichen Austausch zwischen Deutschland und Frankreich interessiert.

Veronique und Pierre, wie sieht euer Leben im Raum Maubeuge derzeit aus?

Veronique und Pierre Lefevre: Seit dem 17. März dürfen die Franzosen wegen Covid-19 ihre Häuser kaum verlassen. Nur unter Vorlage eines Attestes kann man rausgehen und zwar: Um zur Arbeit zu kommen, wenn man nicht von zu Hause aus arbeiten kann. Um notwendige Einkäufe in lizenzierten Geschäften zu tätigen. In Notfällen. Um schutzbedürftigen Menschen zu helfen oder Kinder zu betreuen. Um allein oder für einen Spaziergang mit den Menschen des Hauses oder mit den Haustieren für maximal eine Stunde und maximal einen Kilometer von seinem Haus auszugehen. Personen werden von der Polizei kontrolliert, und eine Geldstrafe für einen Verstoß gegen die Vorschriften ist hoch. In Maubeuge, wie auch in anderen Städten, fügte der Bürgermeister eine Ausgangssperre hinzu, die es allen Bürgerinnen und Bürgern von Maubeuge verbietet, von 20 bis 5 Uhr durch die Stadt zu fahren.

Wie reagieren die Bürger von Maubeuge auf diese Maßnahmen ?

Veronique und Pierre: Die Einschränkungen sind einfacher für Menschen, die ein Haus und einen Garten haben. Es ist schwieriger für diejenigen, die in Wohnungen leben, vor allem, wenn es Kinder gibt. Und es gibt viele Wohnungen in Maubeuge. Alle nicht-essentiellen Geschäfte sind geschlossen, alle Aktivitäten werden ausgesetzt. Jeden Abend um 20 Uhr können die Franzosen an ihren Fenstern oder vor ihrer Tür Ärzte, Krankenschwestern und alle Betreuer zu ihrer schwierigen Arbeit ermutigen. So läuteten zum Beispiel alle Kirchenglocken in den Städten und Dörfern Frankreichs, einige Menschen zündeten Kerzen in den Fenstern an, um Brüderlichkeit, Hoffnung und Solidarität zu feiern. Der Unterricht wird im Internet und im Fernsehen von Lehrern an die Schüler erteilt. Die Menschen kommunizieren miteinander über das Internet oder Telefon. In einigen Lebensmittelgeschäften können Menschen über 70 Jahre von 8 bis 9 Uhr einkaufen, diese Zeit ist für sie reserviert. Die Einschränkungen werden bei uns voraussichtlich bis zum 11. Mai andauern.

Und wie wirken sich diese Einschränkungen für euch persönlich aus?

Veronique und Pierre: Wir wohnen ganz in der Nähe von Maubeuge. Wir rufen oft unsere Familien und unsere Freunde an, mehr als sonst. Wir haben das Glück, zu zweit zu sein und ein Haus und einen Garten zu haben. Wir genießen heute den Garten und das gute Wetter. Wir haben Zeit, und wir machen kleine Arbeiten im Haus und Garten. Wir lesen, machen Musik, spielen Brettspiele, schauen fernsehen, kochen gesund, um gesund zu bleiben. Wir gehen in unseren Garten und machen Gymnastik, um in Form zu bleiben. Wir hören uns die Nachrichten weniger an, weil sie sehr belastend für uns sind. Wir haben genügend Vorräte, um unser Haus nicht verlassen zu müssen. Wir respektieren die Beschränkungen, um andere nicht zu gefährden und die Krankenhäuser nicht zu überlasten. Jeden Abend um 20 Uhr applaudieren wir unserem Nachbarn, der Krankenpfleger ist, allen Pflegekräften, denen, die in den Geschäften arbeiten, den Apothekern, den Transporteuren, den Landwirten. Unsere Stimmung schwankt in der Krise, aber die Hoffnung belebt uns immer noch. Wir hoffen, alle Ratinger Freunde im September 2020 in Maubeuge zum 62. Treffen ­wiederzusehen. Red