Erkrath setzt auf Bürgerstrom
Bürgermeister der Stadt Lichtenau stellt Konzept einer Genossenschaft vor, an der sich Einwohner beteiligen — und stößt damit auf Interesse.
Erkrath. Wie der Weg einer Stadt zur Stromversorgung durch erneuerbare Energie aussehen kann, haben die Mitglieder des Ausschusses für Planung, Umwelt und Verkehr am Dienstagabend erfahren.
Zu Gast war Dieter Merschjohann (CDU), Bürgermeister der Stadt Lichtenau im Kreis Paderborn, die für ihr Energiekonzept im Mai mit dem Titel „Energiekommune“ ausgezeichnet wurde.
102 Windräder stehen im Stadtgebiet, städtische Dachflächen werden für Solaranlagen vermietet, Flächen für Windräder ausgewiesen, Bürger haben sich zusammengeschlossen und investieren in erneuerbare Energie. Schon heute wird im Lichtenauer Stadtgebiet mehr Strom erzeugt, als dort verbraucht wird.
Bis 2020 will die Gemeinde in Sachen Energie autark sein. Besonders das Modell der Energiegenossenschaft, in der Bürger über Anteilsscheine neue Projekte finanzieren, legte Merschjohann dem Ausschuss ans Herz. „Ich kann alle nur ermuntern, das anzugehen“, sagte er.
Von einer „Vorbildwirkung für Erkrath“, sprach Peter Knitsch (Grüne) nach dem Vortrag. Zwar sei das Modell Lichtenau nicht zu 100 Prozent auf Erkrath übertragbar, doch mit dem richtigen Willen, so Knitsch, könne auf dem Weg zu mehr erneuerbarer Energie einiges erreicht werden.
Auch Stadtwerke-Geschäftsführer Gregor Jeken zeigte sich interessiert und lotete schon einmal aus, ob es vielleicht in Lichtenau Flächen für die von den Stadtwerken seit zwei Jahren händeringend gesuchte Windkraftanlage gebe. „Ich kann mir das vorstellen“, sagte Dieter Merschjohann.
Eine Idee, die Bernhard Osterwind (BmU) gar nicht zusagen wollte. Er sprach sich gegen Bürgerinvestitionen in Windparks außerhalb Erkraths aus. „Da fehlt die Identifikation mit den Anlagen“, sagte er. Auch die CDU war skeptisch, was einen schnellen Wechsel zu erneuerbaren Energien angeht. „Wenn Sie hier nur ein Windrad aufstellen, gibt es Proteste“, sagte Helmut Rohden, Fraktionskollege Wilfried Schmidt begann eine Grundsatzdebatte über die Subventionen für erneuerbare Energien.
Am Ende der langen Debatte stand ein Antrag, der mit Mehrheit von BmU, SPD und Grünen beschlossen wurde. Die Verwaltung soll nun ein Konzept zur Gründung einer Energiegenossenschaft erstellen. Eine Aufgabe, die Dezernent Fabian Schmidt wegen der Personalsituation in seiner Abteilung lieber bei den Stadtwerken gesehen hätte.
Mit einer Bürgerbeteiligung bei der Energieversorgung kann sich deren Geschäftsführer prinzipiell anfreunden. Er wünscht sich aber eine enge Abstimmung mit den Stadtwerken bei der Suche nach geeigneten Energieprojekten.
„Das müssen auch Projekte sein, die wir zu 100 Prozent verantworten können und die wir einer Genossenschaft auch empfehlen können“, so Jeken.
Ein anderes Projekt ist übrigens auf dem Weg. In der nächsten Sitzung des Stadtwerke-Aufsichtsrates will Jeken den Plan für ein atomstromfreies Angebot der Stadtwerke vorstellen.