Mieter am Hochdahler Markt: „Wir fühlen uns hier wohl“
Vor vier Jahren verkaufte die LEG ihre Wohnungen am Hochdahler Markt. Viele Bewohner waren besorgt. Heute sind sie recht zufrieden.
Hochdahl. Die drei Frauen auf dem Balkon am Hochdahler Markt sind sich einig: Heimisch fühlen sie sich in ihren Mietwohnungen und in der „Neuen Stadt“ Hochdahl. Dass der Stadtteil Spekulationsobjekt internationaler Immobilienfirmen geworden ist, merke man — und könne sich damit arrangieren.
Vor vier Jahren gelangten 880 Erkrather Wohnungen durch den Verkauf der landeseigenen LEG in internationale Hände. Die neuen Eigentümer würden die Instandhaltung beenden, sagten Kritiker voraus. Die WZ hat nachgefragt, was Hochdahler wirklich erleben mit den Firmen.
„Das mit den Heuschrecken stimmt so nicht“, sagt Mieterin Hanna Eggerath. Die 77-jährige frühere Chemielaborantin hat dicke Ordner zu den Mietangelegenheiten ihrer Wohnung am Hochdahler Markt. „RWI“, „ICM“, „ITCM“ steht auf einem Rückenschild — längst vergessene Abkürzungen von Firmennamen.
Der aktuelle Eigentümer heißt „Portfolio“. Repariert werde weiter, Mitarbeiter erreiche man auch, bestätigt Eggerath. Es dauere nur manchmal etwas.
Viel Ärger habe ihr ein Wasserschaden gemacht, sagt Eggerath. In einer Nachbarwohnung hatte jemand das Wasser laufen lassen, bei ihr sei ein Regal von der aufgeweichten Wand gefallen: Maurer, Schreiner, Anstreicher — um jedes Detail habe es erst einmal Streit gegeben.
„Wir haben auch immer noch einen Hausmeister, aber der hat kein Büro und kein Telefon“, sagt Eggerath. Wenn sie sein Auto vor dem Haus sehe, könne sie ihn am leichtesten finden. „Wir hatten mal einen Stromausfall. Die Reparatur hat lange gedauert“, sagt Nachbarin Nadja Polischuk.
Eggerath war ab 1968 unter den ersten neuen Bürgerinnen in Hochdahl: „Wir sind mit Begeisterung gekommen, wir fanden das Projekt toll.“ Junge Leute, neue Wohnungen — und billiger sei es gewesen als in Wuppertal oder Düsseldorf. Inzwischen leben Nachbarn aus vielen Ländern um den Hochdahler Markt. Die 41-jährige Krankenschwester Polischuk stammt mit ihrer Familie aus Kasachstan: „Ich sage immer: Ich habe Hochdahler Akzent.“
Nachbarin Eva Kaminski wohnt am Stadtweiher. Dort seien Dutzende Wohnungen in den vergangenen Jahren an Privatleute verkauft worden, sagt die 52-jährige Familienpflegerin: „Ich bin sehr zufrieden. Es gibt einen Hausmeisterdienst und von meinen Vermietern habe ich alle Telefon- und Handynummern.“
An Eggeraths Balkon hängen noch die Netze zur Abwehr der Taubenplage vor zwei Jahren. Ein richtiges Problem sei weiter die schlechte Dämmung der Warmwasserrohre. „Im Winter trockne ich meine Badezimmermatte auf dem Boden im Treppenhaus. Da sind 38 Grad“, sagt Eggerath.
Sie habe noch nie einen Heizkörper aufdrehen müssen, fügt Polischuk hinzu. Warm werde es trotzdem, bezahlen müsse sie es durch die Umlage ohnehin. Wegen ihrer Fernwärmerechnungen hatten Hochdahler gegen den Anbieter RWE prozessiert.
Insgesamt würde sie Hochdahl durchaus empfehlen, sagt Kaminski: „Man ist schnell im Grünen, und die Anbindungen sind gut.“ Und mit den Vermietern geht es ja auch.