Hochdahl Thekhaus-Unterkunft nicht mehr menschenwürdig
Erkrath · Der Druck auf die Stadt wächst, eine Lösung zu finden. Im Integrationsausschuss wurde jetzt zumindest eine Grundreinigung zugesagt.
(hup) Baufällig, teils verschimmelt, schmutzig – die städtische Unterkunft am Thekhaus gilt als Schandfleck und als schon lange nicht mehr zumutbar für die dort immer noch untergebrachten Menschen. Zugewanderte und Obdachlose müssen in menschenunwürdigen Verhältnissen ausharren, berichtete zuletzt Peter Knitsch von den Grünen nach einem gemeinsamen Besuch mit Flüchtlingshelfer Dieter Thelen.
Ein Bewohner, ein Mann aus Syrien, habe die beiden angefleht, sie aus diesem Loch herauszuholen. Der Mann sei gebildet, wolle so schnell wie möglich Deutsch lernen und vor allem raus aus der als unerträglich empfunden Zwangsgemeinschaft mit Menschen, die aufgrund von diversen Erkrankungen, häufig Süchten, nicht in der Lage wären, sich selbst eine Struktur zu geben und auch nur das Grundsätzlichste zu erledigen.
Knitsch fragt sich nach dem Besuch, ob nicht manch einer der Obdachlosen in einem Landeskrankenhaus besser aufgehoben wäre als im Thekhaus, dessen Bewohner weitgehend sich selbst überlassen werden, so lange sie nicht für sich selbst oder andere gefährlich werden. Es müsse mehr sozialarbeiterische Betreuung her und auch häufiger als anderswo gereinigt werden, so lange die Stadt das Gebäude wegen erschöpfter anderer Kapazitäten und fehlender Alternativen noch nicht aufgeben oder grundlegend umbauen könne.
Der Stadt ist das Sauberkeitsproblem bewusst. Aus den Worten von Sozialamtsleiter Stefan Freiberg spricht Resignation: „Sie können dort heute mit dem Hochdruckreiniger alles saubermachen, und morgen sieht es dort schon wieder genau so prekär aus.“
Bewohner können
sich nicht selbst helfen
Es sei auch für die Hausmeister eine Zumutung, dort immer wieder hineingehen zu müssen, er könne sie gar nicht hoch genug loben. Sulja Zabeli (CDU) sagte im Integrationsausschuss, man müsse die Thekhaus-Bewohner an ihre Pflichten erinnern und sie anleiten, er stehe für Nachhilfe zur Verfügung. Doch genau da liegt der Hase im Pfeffer.
„Wir haben es mit einer herausfordernden Klientel zu tun“, sagte Sozialdezernent Michael Pfleging. Peter Knitsch erläuterte: „Diese Menschen sind einfach nicht einsichtsfähig und krankheitsbedingt gar nicht in der Lage, Pflichten zu erfüllen.“ Dieter Thelen vom Freundeskreis für Flüchtlinge appellierte an die Stadt, stärker einzugreifen und die Thekhaus-Bewohner in Zukunft umfassender betreuen zu lassen. Nicht von Hausmeistern, sondern stattdessen von Streetworkern. „Es müssen Putzpläne aufgestellt und die Menschen begleitet werden. In anderen Unterkünften klappt das auch, dort stützen sich die Bewohner gegenseitig. Die Thekhaus-Bewohner verdienen es nicht, derart allein gelassen zu werden“, so Thelen.
Die Stadt sagte zunächst eine Grundreinigung zu, die es laut Knitsch wohl dort seit mehreren Wochen nicht mehr gegeben hat. Auch am grundsätzlichen Problem werde gearbeitet, zumal die Politik bereits die Auflösung der Unterkunft zum nächstmöglichen Zeitpunkt beschlossen hat. Laut Dezernent Pfleging wird derzeit überlegt, das Haus in zwei Phasen umzubauen, um die Menschen nur teilweise umsiedeln zu müssen und den Prozess zu beschleunigen. Wegen Personalausfällen im technischen Bereich brauche man dafür aber externe Unterstützung. Erste Gespräche gebe es Anfang November.
Grünen-Chef Knitsch forderte die Stadt auf, unterstützt vom Integrationsrat, am Ball zu bleiben und kontinuierlich über den aktuellen Stand zu berichten. Von einer christdemokratisch geführten Verwaltung erwarte er mehr Engagement in der Angelegenheit. Kurzfristige Lösungen müssen her – für den verzweifelten Mann aus Syrien und seine Leidensgenossen.