Erkrather Schüler diskutieren zwei Stunden mit Kanzlerin Angela Merkel
Angela Merkel nimmt sich für Erkrather Schüler Zeit und spricht mit ihnen auch über das Thema Chancengleichheit.
Erkrath. Seitdem sie wieder aus Berlin zurück sind, müssen sich Luise Haehn und Myriam Grau vielen Fragen stellen. Als Teil einer Delegation von zehn Schülern des Erkrather Gymnasiums waren sie vergangene Woche zu Gast im Berliner Kanzleramt. Dort diskutierten sie, zusammen mit 40 Schülern von anderen deutschen Schulen, mit Kanzlerin Angela Merkel.
Auf ihren Besuch wurden die Schüler mit einem Seminar vorbereitet. Sie überlegten sich Lösungen für Probleme der Gegenwart, stellten Fragen. Wie wollen wir in Deutschland in der Zukunft zusammenleben, wovon wollen wir leben und wie wollen wir lernen? Das waren nur drei der Fragen, über die sie im Kanzleramt zwei Stunden lang mit Angela Merkel sprachen.
„Chancengleichheit war ein großes Thema“, sagt Myriam Grau. Gleiche Bedingungen für Mann und Frau im Beruf, keine Diskriminierung von Behinderten oder Ausländern, das forderten die Schüler für die Zukunft.
Den Schülern war das Thema sehr wichtig. Dass ihre Freunde und Bekannten mit Migrationshintergrund Schwierigkeiten bei der Suche nach Praktika haben, komme immer wieder vor, berichten beide. „Wir haben da bestimmt eine Stunde mit der Kanzlerin drüber geredet“, sagt Myriam. Darüber hinaus hatten die Schüler noch viele weitere Ideen, etwa rund um nachhaltiges Wirtschaften und Umweltschutz.
Und Angela Merkel hörte zu: „Man hatte das Gefühl, dass sie wirklich darüber nachdenkt“, sagt Luise Haehn im Rückblick. „Was sie davon umsetzt, ist aber fraglich“, sagt Myriam Grau etwas skeptisch. „Vieles ist ihr ja allein schon parteipolitisch nicht möglich.“
Trotzdem hat der Termin bei der Kanzlerin die Schülerinnen positiv überrascht. „Sie war überraschend menschlich“, sagt Myriam Grau. Immer wieder ließ Angela Merkel auch private Erlebnisse in die Diskussion mit einfließen. „Das fand ich überraschend“, sagt Grau.
Interessant war für die Erkrather Schüler auch die Führung durch das Kanzleramt. Zwar sahen sie überwiegend Flure, da in den Büros und Sitzungsräumen gerarbeitet wurden, sie bekamen aber ganz neue Einsichten, was es heißt, Kanzlerin zu sein. „Man erkennt was für einen gehetzten Alltag sie hat“, sagt Luise Haehn.
„Das hat mich schon ein bißchen geschockt, wie sehr man sich als Kanzlerin aufopfert.“ Aber ihr ist klar, dass sie nur einen kleinen Teil der Person Angela Merkel erlebt hat. „Von dem kurzen Eindruck, den ich von ihr habe, glaube ich, dass sie auch mal Emotionen zeigt, sympathisch sein kann, und auf Leute zugeht“, sagt sie.
Dass die Kanzlerin aber auch anders kann, zeigte sie einen Tag nach dem Jugenddialog. Da feuerte Angela Merkel ihren Umweltminister.
Von ihrer Berlinreise nehmen die beiden Schülerinnen aber mehr mit, als nur die Erinnerungen an ein Gespräch mit der Bundeskanzlerin. „Wir haben uns als Gemeinschaft in Berlin einbringen können“, sagt Myriam Grau. „Und wir haben ein Zeichen gesetzt, dass wir nicht nur rumsitzen und uns beschweren.“