Erkrath Firma Mentor hofft auf gutes Ende
Erkrath. · Kurzarbeit ist laut Unternehmensleiter Wido Weyer nicht nötig, weil man frühzeitig auf die Corona-Krise reagiert habe. Mit Gewinnen ist 2020 aber nicht zu rechnen.
800 Mitarbeiter hat der Erkrather Lichtspezialist Mentor, davon 205 am Hauptstandort in Unterfeldhaus. Er produziert elektromechanische und elektronische Bauelemente und beliefert zum Beispiel Automobilhersteller, aber nicht nur.
„Alles, was mit Licht zu tun hat, ist unser Ding, auch Produkte des täglichen Bedarfs wie Spielzeug oder Badezimmer-Austattung. Auch für den Thermomix haben wir schon ein Leuchtelement entwickelt“, erzählt Wido Weyer. Seit 18 Jahren leitet er das Unternehmen, das in diesem 100. Geburtstag feiert – und dieses Jubiläum groß gefeiert hätte, wäre da nicht die Coronakrise dazwischengekommen.
„Wir haben natürlich alle Feiern und Events abgesagt, obwohl einiges anstand, zum Beispiel auch noch der 40. Geburtstag unseres Werks in Tunesien. Außerdem haben wir alle Messen abgesagt, machen keine Besuche mehr und empfangen selbst nur unbedingt nötige Besucher“, berichtet Weyer. Gegen Ende Februar habe er schon gemerkt, dass da etwas im Busch sei, denn Mentor liefere auch nach China, dem Ursprungsland der Pandemie. Bereits Anfang März wurde daher eine Krisen-Strategie entwickelt. „Weil wird früh mit diesen Überlegungen angefangen haben, hat es uns nicht so hat getroffen wie 2009, als die Finanzkrise völlig überraschend über uns hereingebrochen ist. Wir stehen derzeit mit zwei blauen Augen da, aber gottlob nicht schlimmer“, berichtet Weyer.
Schnell war an der Otto-Hahn-Straße 1 mit strengen Hygiene-Maßnahmen begonnen worden – und mit der vorsorglichen Verlegung von 30 bis 40 Mitarbeitern ins Homeoffice. Um Kurzarbeit zu vermeiden, gibt es bei Mentor seit März nur noch eine Vier-Tage-Woche, von Montag bis Donnerstag. Freitags wird Urlaub genommen. „Wir können damit unsere aktuelle Auftragslage bewältigen, die übrigens gar nicht so schlecht ist. Unsere Angestellten können jetzt flexibel im Zeitraum von 6 bis 22 Uhr arbeiten, damit sie sich zum Beispiel um die Betreuung ihrer Kinder kümmern können. Auch die Pausenregel haben wir verändert: Jeder kann jetzt individuell Pause machen, wann er will, um Kontakte zu vermeiden“, erzählt der Firmeninhaber.
Dass es derzeit auftragsmäßig ganz gut läuft, liegt auch daran, dass Mentor seine Kunden gleich zu Beginn der Krise durch den Hinweis, dass Lieferketten bald reißen könnten, zu zeitigen Bestellungen motivieren konnte. „Das hat funktioniert, es kamen gleich ziemlich viele Aufträge rein“, berichtet Weyer.
Steuervorauszahlung an
die Stadt im Juni fällt aus
Weil er parallel auch sein Investitionsprogramm gebremst hat, musste die Firma bisher noch keine Staatshilfen in Anspruch nehmen. Steuervorauszahlungen an die Stadt wird Weyer im Juni aber nicht mehr leisten, denn „in diesem Jahr sind keine exorbitanten Gewinne zu erwarten“. Der Umsatzrückgang sei aber derzeit noch erträglich. Man müsse derzeit von Woche zu Woche denken. Wenn ab Montag die Automobilindustrie ihren Betrieb langsam wieder hochfährt, werden sich auch bei Mentor die Arbeitsstrukturen ändern, damit flexibel reagiert werden kann.
Einen Vorteil hat die Krise aber doch: „Bei der Digitalisierung haben wir einen deutlichen Schritt nach vorne getan. Videokonferenzen mit der halben Welt sind problemlos möglich, ebenso wie Homeoffice in größerem Stil. Wir wissen jetzt, wie es geht“, bilanziert Weyer.
Er ist auch Vorsitzender des Erkrather Wirtschaftskreises und weiß unter anderem, dass es derzeit alle im Marketing-Bereich mit Einbußen von 80 bis 90 Prozent besonders hart trifft, weil Firmen in diesem Bereich als erstes den Rotstift ansetzen.
Der Wirtschaftskreis will helfen, bleibt über Videokonferenzen aktiv und arbeitet derzeit an der Gründung einer Initiative „Unternehmen helfen Unternehmen“. Netzwerken sei momentan wichtiger denn je, um an wertvolle Informationen zu kommen und von Handlungsweisen anderer lernen und profitieren zu können, unterstreicht Unternehmer Wido Weyer.