Großer Applaus für Orlando Schenks Version von „Hamlet“

In der Stadthalle Erkrath gastierte das Regionalprojekt „Hamlet 2012“ und zeigte den Klassiker von Shakespeare.

Foto: Michael Nacke

Erkrath. Hätte Ophelia (Melissa Pohlmann) besser auf ihren Vater Polonius (Achim Brock) gehört, anstelle an Hamlets (Marc-Oliver Teschke) Schwüren zu verzweifeln, viel wäre ihr erspart geblieben. Aber auch in Orlando Schenks Interpretation von William Shakespeares Klassikers „Hamlet“ nimmt die altbekannte Geschichte ihren Lauf.

„Räch’ seinen unnatürlichen und üblen Mord!“, fordert der ominöse Geist, der Hamlets Vater ist. Der sensible Dänenprinz tut, wie ihm geheißen. Das löst eine wahre Dramenkette aus. Und deshalb sind am Ende außer Horatio (Bernd Moritz) auch eigentlich alle tot.

In einer Benefizaufführung für den Förderverein MS-Treff Erkrath gastierte das Regionalprojekt „Hamlet 2012“ am Wochenende in der Stadthalle. Die Zuschauer erlebten ein Theaterstück mit viel Live-Musik des NRW Brass Orchesters.

Schauplatz der Tragödie ist das Schloss Helsingör, Dänemark. Onkel und Neu-Steifvater Claudius (André Klem) hat offensichtlich seinen Bruder, Hamlets Vater, umgebracht, um selbst Dänenchef zu werden. Mutter Gertrude (Beate Heinze) ist mindestens Mitwisserin, wenn nicht sogar Mittäterin. Nun ist Hamlet gefordert. Seinen berühmten Monolog „Sein oder Nichtsein“, in dem er über den Sinn des Lebens und seine Gestaltungsmöglichkeiten nachdenkt, wird in Schenks Interpretation en passant aufgesagt.

Reichlich und regelmäßig galoppiert die Schwarz gekleidete Titelfigur über die Bühne sowie einen in die ersten Sitzreihen des Publikums hineinragenden Laufsteg. Vier muschelähnliche, bewegliche und in verschiedenen Lichtstimmungen beleuchtete Stelen markieren die verschiedenen Schauplätze. Eine kleine Rampe und wenig Mobiliar komplettieren das Bühnenbild. Wann immer kurze Umbauphasen und Szenenwechsel sind, greift das Ensemble der Blechbläser ein und untermalt mit meist dramatischen Tönen das Geschehen.

„Mehr Inhalt, weniger Kunst“, fordert Neu- und Altkönigin Gertrude an einer Stelle. Übertragen aufs Publikum pflichtete offensichtlich keiner ihrer Forderung bei. Die kunstvolle, nicht immer unanstrengende Verschraubung von Text mit Musik sowie die Verknüpfung verschiedener Aspekte zwischen Familientragödie, existenzieller Not und der Durchschreitung metaphorischer Pforten gefiel offensichtlich. Der Schlussapplaus jedenfalls war stark. „Eine stimmungsvolle Inszenierung ohne Effekthascherei“, lobte Caroline Barth.