Hasen lieben große Wiesen mit Klee
Vor allem in der Dämmerung kann man die Tiere gut beobachten. Laute Geräusche mögen sie allerdings gar nicht.
Hasen, die springen, werden sicher den Frühling bringen. Glaubt man dem Volksmund, so dürfte es auf den Stoppelfeldern im Neanderland derzeit eher beschaulich zugehen. Nass, kalt, kaum Sonne: Die Wetteraussichten für die Ostertage sind alles andere als frühlingshaft.
Vom romantischen Stelldichein dürfte Meister Lampe sich dennoch nicht abhalten lassen.
Die Zeiten des amourösen Miteinanders heißen in der Fachsprache übrigens tatsächlich Rammelzeit — und offenbar wird das ganze Jahr über gerammelt, was das Zeug hält. Es geht zu wie bei den Karnickeln, obwohl man beide keinesfalls verwechseln sollte.
Bevorzugen Kaninchen das Höhlenleben, treibt es Meister Lampe unter freiem Himmel. Dabei hält er es auch noch mit ständig wechselnden Liebschaften. Ein wahrer Macho also, der die Nachkommenschaft gern den Damen überlässt.
Hin und wieder soll es das scheue Langohr sogar bis in die Großstädte schaffen. Die Chancen, dass er zwischen den Ostereiern entlang spaziert, stehen also gar nicht mal so schlecht. Deshalb müssen wir uns im Neanderland wohl oder übel anhören, dass sich hier Fuchs und Hase gute Nacht sagen.
Eigentlich behauptet man so etwas ja nur von Orten, an denen schlichtweg nichts los ist.
Dabei können wir wirklich stolz darauf sein, dass sich der Feldhase bei uns heimisch fühlt. Ist er andernorts auch schon mal vom Aussterben bedroht, kann davon auf den hiesigen Feldern keine Rede sein. „Es geht ihm gut“, gibt Bernhard May in Sachen Hasenpopulation Entwarnung. Als Vorstandsmitglied der Stiftung Naturschutzzentrum Bruchhausen hat er die Langohren im Blick und weiß, dass sie sich nach wie vor bester Gesundheit erfreuen.
Vor einigen Jahren scheint ihnen allerdings eine neue Rapssorte auf den Magen geschlagen zu sein. „Den Doppel-Null-Raps haben sie wohl nicht vertragen“, erinnert sich Bernhard May an Zeiten, in denen er als damaliger Leiter der Unteren Landschaftsbehörde ein besonderes Auge auf die Feldhasen geworfen hatte.
Ein größeres Problem scheint jedoch die Tatsache zu sein, dass es immer weniger unbewirtschaftete Wiesen gibt, auf denen die Mümmelmänner genug Ruhe haben, um für den Nachwuchs zu sorgen. Wer hat schon Lust auf ein ungeschütztes Leben ohne Dach über dem Kopf, wenn nebenan ein Mähdrescher durchs Feld lärmt.
Obwohl sich die Langohren offenbar auch daran schon gewöhnt haben. „Die Landwirte fahren ja nicht kreuz und quer über den Acker“, weiß Bernhard May, dass die landwirtschaftliche Nutzung der Felder nicht zwangsläufig ein Grund ist, sich im wahrsten Wortsinn „vom Acker zu machen“.
Im Gegenteil: Nicht nur Hasen, sondern auch im Boden brütende Vögel achten auf die Fahrgassen und suchen sich ein möglichst ruhiges Plätzchen. In kalten Wintern setzt den Langohren ihr Nomadentum ohne Dach über dem Kopf allerdings ziemlich zu. Und würde man sie fragen, würden sie sich wahrscheinlich mehr üppige Randstreifen mit Gräsern, Kräutern und Klee wünschen.
Übrigens: Wer dem „Osterhasen“ begegnen möchte, sollte sich kurz vor der Dämmerung auf den Weg machen. Natürlich nicht mit lautem Geschrei, denn so werden wir die scheuen „Mümmelmänner“ kaum vor die Linse bekommen.