NRW  Jeden Samstag soll ein Busshuttle ins Flutgebiet fahren

Erkrath · Es ist nicht vorbei. Mit dieser Botschaft kehren Helfer aus Mettmann und Erkrath aus dem Ahr-Tal zurück. Jetzt soll jeden Samstag ein Bus fahren.

Busunternehmen Bernd Herrmann (2.v.l.) brachte 13 Freiwillige aus Mettmann, Erkrath und Hilden nach Dernau ins Ahrtal. Bärbel Sahliger-Eckhardt (rechts daneben) und Gisela Tieves waren ebenfalls dabei.

Foto: Susann Krüll

(krue) Mit dreizehn Helfern startete am Samstag der Erkrather Reiseunternehmer Bernd Herrmann um 7.30 Uhr von der Herderstraße am Hildener Nordfriedhof aus nach Dernau im Ahrtal. Linda Koll, die mit Barbara Noack das Event- und Cateringunternehmens „Formbar“, führt, hatte diese Idee zu einem regelmäßigen Transfer in das vom Hochwasser zerstörte Dernau. Hier steht sie seit drei Wochen mit einem Food Truck vor Ort. „Mit Unterstützung verschiedener Caterer und Lieferanten versorgen wir täglich zwischen 600 und 1000 Betroffene und Helfende mit warmen Mahlzeiten, Getränken, Kaffee und Kuchen“, so Koll, die via Facebook appelliert, dass immer noch jede helfende Hand gebraucht wird, um das Hochwasser-Chaos zu beseitigen. „Feuerwehr, DRK oder das THW sind unermüdlich damit befasst, die völlig kaputte Infrastruktur wie Straßen, Schienen oder auch die Wasser- und Stromversorgung wiederherzustellen“, berichtet Koll.

Bärbel Saliger-Eckhardt, Personalberaterin aus Mettmann, ist zum Zustieg nach Erkrath gekommen und hat im Bus bereits Kontakt zu Gisela Tieves aus Erkrath geknüpft. Beide sagen übereinstimmend, die Aussicht, nicht allein in das Katastrophengebiet fahren zum müssen, hat sie motiviert: „Ich muss zugeben, dass meine Hemmschwelle zu groß war, allein ins Ahrtal zu fahren. Zumal nicht nur bei mir der Eindruck durch Berichte in den Medien entstanden ist, dass genügend Helferinnen und Helfer vor Ort sind“, so Bärbel Sahliger-Eckhardt und sie fügt hinzu: „Es war in mehrfacher Hinsicht ein beeindruckender Tag. Vor Ort war der Transfer zu den Einsatzorten perfekt organisiert. Zusammen mit sieben Mitgliedern aus unserer Gruppe haben wir in einem Hotel, das ich aus Zeiten vor dem Hochwasser kenne und das mir wegen seines wunderschönen Speisesaals in Erinnerung geblieben ist, den Boden herausgestemmt und die Fenster ausgebaut. In Windeseile hatte sich ein riesiger Schuttberg gebildet. Es war irre laut durch den Krach vom Stemmen und Hämmern, so dass wir uns über den Blickkontakt verständigt. Ich kam mir vor wie in einem Ameisenstaat, jeder hat mitangepackt, wo es gerade nötig war,“ bringt Gisela Tieves ihre Erfahrungen auf den Punkt.

Beide Frauen berichten, wie stark sie den Kontrast zwischen unvorstellbarer Zerstörung vor allem bei den Gebäuden unmittelbare an der Ahr und der teilweise völlig unbeschadeten Natur empfunden haben. „Da schaut man von der Zerstörung auf der einen Seite zu wunderschönen, in der Sonne leuchtenden Weinbergen“, berichten beide. Auch die Dankbarkeit, mit der die Helfenden empfangen wurden, hat die beiden Frauen, eine mitten im Berufsleben, die andere bereits Rentnerin, tief beeindruckt. Beide werden am kommenden Samstag wieder nach Dernau fahren. Bärbel Sahliger-Eckhardt wird ihren Mann mitbringen. „Gern hätte ich noch mehr Zusagen aus meinem persönlichen Umfeld erhalten. Aber die meisten finden es toll, dass ich dort mitanpacke, leider kommen sie nicht auf die Idee, es mir nachzutun“, bedauert sie – nachdem sie gesehen hat, wie viel Hilfe noch gebraucht wird. Das werde noch Monate so gehen.