Hospiz stellt sich auf Flüchtlinge ein
Franziskus-Hospiz stellt sich Fragen bezüglich der Versorgung von sterbenskranken Flüchtlingen.
Erkrath. Vor wenigen Wochen hatte es in einer der städtischen Notunterkünfte für Flüchtlinge einen medizinischen Notfall gegeben. Bei einer jungen Frau war ein Gehirntumor diagnostiziert worden. Eine Mitarbeiterin der Einrichtung hatte daraufhin Kontakt zum Franziskus-Hospiz aufgenommen. Behandelt wurde die Frau schließlich in der Düsseldorfer Uniklinik.
Schon zuvor hatte man sich im Hospiz damit befasst, welche Herausforderungen vor dem Hintergrund des Flüchtlingszustroms zukünftig bewältigt werden müssen. Nun allerdings wurde die Situation so konkret, dass die Debatte um die palliative Versorgung von Flüchtlingen auf der Agenda weiter nach oben gerückt ist.
Robert Bosch, Hospizleiter
„Das Hospiz ist für alle Menschen offen“, stellt Robert Bosch klar, dass Glaubensfragen bei der palliativen Versorgung keine Rolle spielen sollten. Seit langem ist der Hospizleiter ein Fürsprecher der kultursensiblen Sterbebegleitung. Auch wenn er weiß, dass muslimisch geprägte Familien sich häufig dafür entscheidenden, den Schwerkranken in ihrer Mitte aufzunehmen und zu pflegen. Sollte das nicht möglich sein, führt der Weg in den meisten Fällen ins Krankenhaus. Sollte sich der Sterbeprozess jedoch länger hinziehen, gelangt man manchmal in Grenzbereiche. „Was ist, wenn der Sterbende nicht mehr im Krankenhaus bleiben kann?“, stellt Robert Bosch eine von vielen Fragen, die zukünftig beantwortet werden müssen. Dazu gehört auch die Frage danach, wie eine palliative Versorgung und Begleitung überhaupt möglich werden kann, wenn der Sterbende eine andere Sprache spricht.
„Da sind wir auf Dolmetscher angewiesen oder auf ehrenamtliche Helfer, die aus derselben Kultur kommen“, weiß Robert Bosch. Hinzu kommt auch, dass die meisten Migranten lange in Notunterkünften leben, weil nur wenige von ihnen Chancen auf dem Wohnungsmarkt haben. Eine ambulante palliative Versorgung in den Notunterkünften? Das ist nur schwer vorstellbar, wenn man wirklich nah an den Sterbenden bleiben möchte. Die Gedanken des Hospizleiters gehen auch dahin, möglicherweise Mitarbeiter von Notunterkünften zu schulen, die dann mit Unterstützung ohnehin beschäftigter Dolmetscher die Sterbebegleitung übernehmen könnten.
Ungeklärt ist bislang auch die Frage der Finanzierung der palliativen Versorgung. Für Flüchtlinge, die länger als 15 Monate im Land sind, zahlen die Kommunen die üblichen Krankenversicherungsbeiträge. Für die palliative Versorgung kommen dann wohl die Krankenkassen auf.
Aber was ist mit denjenigen, die noch nicht so lange hier sind und deren medizinische Versorgung von den Kommunen finanziert wird? Dabei ist klar geregelt, dass die Kosten nur für akute Notfälle übernommen werden. Hinzu kommt die Frage, wer nach dem Tod die Kosten für die Bestattung übernimmt. „Es gab Fälle, da hat man sich einfach für die billigste Lösung entschieden, obwohl sie weit weg vom bisherigen Lebensumfeld war“, erinnert sich Robert Bosch an einen konkreten Fall, bei dem sich die Nachbarschaft über die anonyme und ortsferne Bestattungspraxis des Sozialamtes beschwert hatte.
Für viele Flüchtlinge dürfte die Situation ähnlich sein. „Da geht es auch darum, einen würdevollen Abschied möglich zu machen“, glaubt Robert Bosch. Noch sind es vor allem Fragen, die den Hospizleiter umtreiben. Für die Zukunft hofft er, dass darauf in damit befassten Netzwerken auch Antworten gefunden werden. Denn am Ende zähle nur der Mensch — unabhängig von Religion und Herkunft.